Zugunglück in Lahnstein ruft auch den Rheingau auf den Plan

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Bahnlärm

Landrat Frank Kilian und Rheingau-Bund gegen Bahnlärm fordern den Bundesverkehrsminister und die Bahn erneut zum Handeln auf / Alternativtrasse muss kommen / Sofort eine Geschwindigkeitsreduzierung

Landrat Frank Kilian und Rheingau-Bund gegen Bahnlärm fordern den Bundesverkehrsminister und die Bahn erneut zum Handeln auf / Alternativtrasse muss kommen / Sofort eine Geschwindigkeitsreduzierung

„Das Zugunglück in Lahnstein hat uns wieder eindeutig vor Augen geführt, welche Gefahren und Risiken die Rheintalstrecke mit sich bringt“, betonen Landrat Frank Kilian und der Sprecher des Rheingau-Bundes gegen Bahnlärm, dem Zusammenschluss aller Rheingau-Kommunen sowie der Bundes- und Landespolitiker, Kreisbeigeordneter Karl Ottes. Die Stadt Lahnstein sei nur haarscharf an einem großen Unglück vorbeigeschlittert, als Tankwagen aus den Schienen sprangen, umkippten und in der Folge zirka 150.000 Liter Dieselkraftstoff ausgelaufen sind. „Der Güterverkehr muss von der Strecke im Rheingau und Mittelrheintal nun endlich verbannt werden. Wir brauchen eine Alternativtrasse“, erklären Kilian und Ottes unisono.

Die Rheintalstrecke schlängelt sich durch unzählige Orte; oft dicht an den Häusern vorbei. Dabei wurde das Gleisbett, das knapp 150 Jahre alt ist, nicht für die schweren Güterzüge der heutigen Zeit konzipiert. Karl Ottes: „Ein Unfall hätte also verheerende Folgen.“ Deshalb erneuern Kilian und Ottes ihren Appell an die Verantwortlichen der Deutschen Bahn AG und an die zuständigen Bundesbehörden. Kilian: „In Berlin haben die Verantwortlichen das Gefahrenpotenzial wider besseren Wissens nicht erkannt oder wollen es weiter nicht wahrhaben.“ Zudem erinnert Welterbe-Dezernent Ottes an die Demonstrationen gegen den Bahnlärm zu Beginn des Jahrzehntes und die damals vielfach geäußerten Vorschläge, die sich nicht nur auf den Bahnlärm und die Alternativtrasse bezogen. „Wir haben stets und in aller Klarheit darauf hingewiesen, dass die Trasse aus den engen Ortskernen des Rheingaus heraus muss. Es ist unvorstellbar, wenn ein ähnlicher Unfall wie in Lahnstein in den engen Ortslagen des Rheingaus passiert“, so Ottes.

Dort fahren immer mehr Güterzüge mit hohem Tempo an den Wohnhäusern vorbei, wodurch das Unfallrisiko stetig steigt. „Der Kreis und die Bürgerinitiativen haben schon frühzeitig für eine Geschwindigkeitsreduzierung in den Ortslagen plädiert“, betont Landrat Frank Kilian. Schließlich werden neben Kraftstoffen und anderen Gütern auch hochgiftige Chemikalien auf der Schiene transportiert. Menschenleben sind somit „bei einem hoffentlich nie passierenden Unglück“ - über die unmittelbare Nähe an der Strecke hinaus - in höchstem Maße gefährdet. Die Bahn AG wie Bundes- und Landespolitik, so Kilian und Ottes, müssen endlich einsehen, dass die Strecke im engen Rheintal für derartige Transporte völlig ungeeignet und voller Gefahren für die Bewohner der Region von Walluf bis Koblenz ist.

„Der Unfall in Lahnstein muss zum Umdenken führen“, fordert Ottes und weiter: „Vor dem Hintergrund der offenkundigen und mehrfach erwiesenen Gefahrenlage ist es mehr als frevelhaft, dass man sich mit dem Gedanken befasst, noch mehr Güterzüge auf die Strecke zu bringen. Das würde das vorhandene Risiko weiter massiv erhöhen.“ „Ein weiter so!“, dürfe es nicht geben und wird nicht mehr akzeptiert. Lahnstein ist ein Beispiel - national und international - für Unfälle auf der Schiene mit hohen und gravierenden Schadensfällen. „Es gibt keine 100-prozentige Sicherheit, wie es die Bahn vermitteln will. Wo Personen involviert sind, gibt es menschliches Versagen oder technische und auch bauliche Mängel, die nicht rechtzeitig erkannt werden“, betonen Kilian und Ottes.

Abschließend treten Landrat und der Sprecher des Rheingau-Bundes für Sofortmaßnahmen zur Schadensvermeidung ein. Das ist nur über eine Geschwindigkeitsreduzierung bis zum Bau einer Entlastungsstrecke zu erreichen. Die Umsetzung muss nun ernsthaft angegangen und diskutiert werden. Kilian: „Sehenden Auges die Gefahrenlage zu ignorieren, ist den Anwohnern nicht mehr zumutbar.“
Kilian und Ottes hoffen in diesem Sinne neben der Unterstützung durch die Politik auch auf nachhaltige Reaktionen aus der Rheingauer Bevölkerung.

Die Züge fahren dicht an den Häusern vorbei - wie hier in Geisenheim.