„Wir wollen Etiketten zum Sprechen bringen“

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Wirtschaft

Landrat Kilian besucht die Druckerei Wolf in Eltville / Die hohe Kunst des Druckens und des hochwertigen Veredelns als „Zierde“ für u.a. hochwertige perlende Sekt-Marken / Betrieb gehört zu den Besten in Europa

Landrat Kilian besucht die Druckerei Wolf in Eltville / Die hohe Kunst des Druckens und des hochwertigen Veredelns als „Zierde“ für u.a. hochwertige perlende Sekt-Marken / Betrieb gehört zu den Besten in Europa

„Wir wollen Etiketten zum Sprechen bringen.“ So ganz nebenbei fügt Nicoletta Compagni diesen Satz in ihre Präsentation ein und formuliert damit den sehr hohen Anspruch ihres familiengeführten Unternehmens, der Druckerei Wolf, an das Produkt. Vollständig heißt die Firma „Seb. Wolf GmbH • Graphischer Betrieb • Druckerei und Etikettenverlag“ seit 1920 mit Sitz in Eltville und aktuell 62 Mitarbeitenden. Anschließend führten Geschäftsführerin Nicoletta Compagni, Carolin Kügler, Betriebsleiterin, und die Leiterin des Personalbereichs, Imke Köritz, die Gäste mit Landrat Frank Kilian an der Spitze in die hohe Kunst des Druckens und Veredelns von Etiketten als „Zierde“ für Flaschen – unter anderem – hochwertiger, perlender Sektmarken beim Rundgang durch die Druckerei ein.

Mit seinem Besuch in der Sonnenbergstraße in Eltville setzte Landrat Kilian die Unternehmensbesichtigungen im Kreisgebiet fort: „Ich will hinter die Kulissen schauen, mich über die hiesigen Firmen und ihre Ausrichtung informieren. Wir haben viele ‚Perlen‘ im Rheingau-Taunus-Kreis, die ihre Produkte auf den nationalen wie internationalen Märkten präsentieren.“ Gleichzeitig geht es Kilian darum, zu erfahren, in welcher Form die Unternehmen Unterstützung von Seiten der Kreisverwaltung benötigen.

Um für Kilian die Stellung des Unternehmens auf dem europäischen Markt besser darstellen zu können, nutzt Nicoletta Compagni einen Begriff aus dem russischen Sprachgebrauch: „Wir sind ein weißer Rabe!“ Das soll heißen: Die Druckerei Wolf ist auffällig im Sinne von marktführend und unterscheidet sich von anderen Mitbewerbern in der Größe und der technischen Ausstattung. „Wir sind deutlich kleiner als unsere Konkurrenten, bestechen jedoch durch unsere Qualität und Flexibilität“, erzählt sie. Dies geschieht seit 102 Jahren. Damals gründete ihr Großvater Sebastian Wolf, „ein Schöngeist und Idealist“, so die Enkelin, die Druckerei. Etiketten für Winzer und Sektproduzenten sollten mehr als ein Zettel mit einigen wenigen Informationen sein. Sie sollten ansprechend sein, den Kunden auf den wertvollen Inhalt aufmerksam machen und sich so von der Konkurrenz abheben.

Und den Sinn fürs Schöne und die idealistische Ader hat Wolf an seine Enkelinnen weitergegeben. Denn es sind die herausstechenden Etiketten, die in verschiedenen Druckverfahren im Hause Wolf noch heute gedruckt werden. So stehen Flaschen mit Etiketten von Marken, wie Fürst von Metternich, Henkell Trocken, Söhnlein Rotkäppchen, Faber und Light Live, in den Vitrinen des Hauses. Etwa das Nassleimetikett von Hubert de Luxe, so die Beschreibung, „sticht besonders durch seine scheinbare Tropfenbildung hervor. Der Effekt entsteht durch einen besonderen Einsatz von Lacken. Die Gesamtwirkung ist hochwertig durch den Einsatz von Heißgold und unterstützende Prägeelemente. Charakteristisch ist auch der 3-D-Effekt. Veredelte Etiketten, die die Kunden ansprechen und ihr Interesse wecken.

Um „weißer Rabe“ zu sein, sich aus dem Spektrum der Mitbewerber abheben zu können, setzt die Druckerei Wolf GmbH auf höchste Qualitätsansprüche und die bestmöglichste Beratung. Diese beiden Faktoren sind vom gesamten Team – vom jüngsten bis zum ältesten Mitarbeitenden – verinnerlicht und werden mit größter Begeisterung gelebt. Dazu zählt, dass „2017 die Druckvorstufe wieder zurück in unser Haus geholt wurde“, wie Carolin Kügler berichtet: „Wir machen alles aus einer Hand“, um Synergieeffekte zu erzielen, die dem Kunden wie der Druckerei zugutekommen. Die Praxis sieht oft so aus: „Wir erhalten von Agenturen, die den Entwurf erstellt haben, eine erste Vorlage, wie das neue Etikett aussehen sollte. Die Umsetzung, bei der viele Faktoren zu berücksichtigen sind, obliegt uns hier im Betrieb. Wir bringen unsere Erfahrungen und unser Knowhow mit ein, um mit den Kunden das bestmögliche Ergebnis zu erzielen, mit dem alle Seiten zufrieden sind“, so Carolin Kügler.

Im Mittelpunkt der Druckvorstufe steht ein „sicherer Workflow mit integriertem ColorManagement, mit dem sämtliche Daten auf ihre technische Qualität hin geprüft werden“. Bereits die Auswahl der Farben, die vor Ort gemischt werden, ist eine besondere Herausforderung, „ist doch manche Farbe für eine Marke (z. B. Milka oder Coca-Cola) patentrechtlich geschützt und dürfen nicht anderweitig verwandt werden“, erläutert die Betriebsleiterin. Das Team berät bei Fragen zu Design, Druck oder Produktionstechniken. Das Ergebnis wird dann auf modernsten Druckmaschinen erzeugt, wobei auch noch „historische“ Heidelberg-Druckmaschinen aus (scheinbar) längst vergangenen Zeiten zum Einsatz kommen.

Kaum eine Druckmaschine steht an diesem Morgen in der Produktionsstätte still. Und auch das Betriebsklima stimmt. „Wir sind ein bunt gemischtes Team“, berichtet Imke Köritz und meint damit die Belegschaft, die sich aus Mitarbeitenden aus vielen Nationen – bis nach Brasilien – zusammensetzt, und die in die Rheingauer Gesellschaft integriert sind. Wie stark sich die Belegschaft mit ihrem Arbeitgeber identifiziert, zeigt sich an dem Gesellen Dejan Matijevic, der mit Stolz und Begeisterung von seiner Tätigkeit spricht: „Wenn ich in einen Supermarkt gehe, dann zeige ich voller Stolz auf die Etiketten und erzähle meinen Kumpels, dass ich an deren Druck beteiligt war. Man sieht, was man produziert. Das ist cool!“ Kilian: „Die Belegschaft zeigt, dass sie für ihre Arbeit und ihren Betrieb lebt!“

Nach dem Rundgang fand noch ein Gespräch mit Nicoletta Compagni, Imke Köritz und Carolin Kügler statt. Noch immer ist die Geschäftsführerin mit der Entsorgung des anfallenden Abfalls, etwa der Folien, unzufrieden: „Wir denken nachhaltig, wollen natürlich ressourcenschonend tätig sein und arbeiten nur mit zertifizierten Entsorgungsfachbetrieben zusammen und sichern somit eine konsequente Wertstofftrennung im Rahmen des Recyclingprozesses“, so Nicoletta Compagni. Trotzdem stoße das Unternehmen an Grenzen und sei mit dem Ergebnis der Wiederverwertung nicht zufrieden.

Ein weiteres Thema war der Fachkräftemangel. Nachdem das Unternehmen das Kommunale JobCenter des Rheingau-Taunus-Kreises bei einer öffentlichen Veranstaltung kritisiert hatte, konnte Imke Köritz nun bestätigen: „Es hat sich etwas getan!“ Die folgenden Gespräche seien sehr konstruktiv verlaufen. Nun wies Imke Köritz auf das Problem „Spracherwerb“ für die ausländischen Mitarbeitenden hin. Es sollten berufsbegleitende Deutsch-Kurse angeboten werden, um die Kommunikationsfähigkeit zu verbessern. Michael Krebs vom Kommunalen JobCenter wies auf Sprachangebote im Internet hin. Krebs weiter: „Ich habe durch den Rundgang durch den Betrieb einen Eindruck gewonnen, was benötigt wird. Ich komme mit einem Kollegen wieder und wir werden Angebote unterbreiten.“

Fotos:
1. Landrat Frank Kilian lässt sich die einzelnen Schritte des Druckvorganges von Geschäftsführerin Nicoletta Compagni erläutern. Im Hintergrund von links Carolin Kügler und Imke Köritz von der Druckerei Wolf und Michael Krebs vom Kommunalen JobCenter des Rheingau-Taunus-Kreises

2. Auch die historische Heidelberger Druckmaschine ist noch im Einsatz, wie Geschäftsführerin Nicoletta Compagni Landrat Frank Kilian zeigt.

3. Gruppenfoto: von links Carolin Kügler, Imke Köritz, Nicoletta Compagni, Michael Krebs, Sarah Budzinski (beide vom Kommunalen JobCenter) Wirtschaftsförderer Achim Staab und Landrat Frank Kilian.

Geschäftsführerin Nicoletta Compagni erläutert Landrat Frank Kilian die Schritte des Druckvorganges. Im Hintergrund von li. Carolin Kügler und Imke Köritz von der Druckerei Wolf und Michael Krebs vom Kommunalen JobCenter des Rheingau-Taunus-Kreises.
Auch die historische Heidelberger Druckmaschine ist noch im Einsatz, wie Geschäftsführerin Nicoletta Compagni Landrat Frank Kilian zeigt.
Gruppenfoto: von links Carolin Kügler, Imke Köritz, Nicoletta Compagni, Michael Krebs, Sarah Budzinski (beide vom Kommunalen JobCenter) Wirtschaftsförderer Achim Staab und Landrat Frank Kilian.