„Wir haben er­kannt, wo wir nach­steuern müssen“

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Kleine Darstellung

Einsatzsimulation im Kreis­haus: Übung bestä­tigt Kon­zept

Einsatzsimulation im Kreishaus: Übung bestätigt Konzept / Einige Fehler aufgetreten

Der Mann im Eingangsbereich des Kreishauses wirkt nervös. Als er angesprochen wird, lacht er wie von Sinnen und schreit: „Ich habe euch alle vergiftet!“ Das ist der Ausgangspunkt einer groß angelegten Übung, die am Samstag im und rund um das Kreishaus in Bad Schwalbach ablief. „Wir haben eine Einsatzsimulation vorgenommen, um unsere Strukturen und Konzepte für den Notfall zu überprüfen“, berichtet der Sachgebietsleiter Rettungsdienst Oliver Schütz vom Fachdienst Brand-, Katastrophenschutz und Rettungsdienst des Rheingau-Taunus-Kreises, der für den Ablauf der Übung verantwortlich zeichnete. „Erstmals konnten wir ein solch großes Schadenereignis mit zahlreichen Verletzten innerhalb einer Übung darstellen“, erläutert Schütz.

Denn schließlich hatte die angenommene Aktion des Mannes fast 100 Verletzte, darunter etwa 20 Schwerverletzte, zur Folge. Der Mann hatte eine unbekannte Substanz in das Essen eingebracht, wie er angedeutet hatte. „Dank der Hilfe von ‚Keep Calm‘ gelang es uns, eine sehr realistische Einsatzübung durchzuziehen, um damit unsere Konzepte für den Ernstfall zu überprüfen und mögliche Schwachstellen aufzudecken.“ Etwa 50 Helferinnen und Helfer von ASB, Malteser, DRK, den Feuerwehren aus Taunusstein, Hünstetten und Walluf sowie Mitgliedern der Einsatzleitung des Rettungsdienstes und des Gefahrstoffzuges aus Bad Schwalbach fanden sich vor Ort, ein um das von „Keep Calm“ vorgegebene Einsatzszenario in einer realistischen Zeitspanne abzuarbeiten. So konnten bei der Übung die Fahrzeuge der Rettungsdienste anhand von Magnetschildern nachgestellt werden, „was den Einsatz deutlich erleichterte“.

Die Firma „Keep Calm“ wurde von Fabian Kiefer gegründet, in der das Einsatzsimulationstraining entwickelt wurde. Damit können realitätsnahe Szenarien dargestellt werden, für welche in einem echten Übungsaufbau mehrere 100 Einsatzkräfte und eine große Anzahl an Einsatzfahrzeugen von Feuerwehr und Rettungsdiensten benötigt werden. Schütz: „In dem von uns angenommenen Fall hätten wir zirka 130 Fahrzeuge, inklusive drei Hubschrauber und rund 300 Einsatzkräfte benötigt.“ Durch das Simulationstraining ist es dagegen möglich, dass Führungskräfte in Echtzeit den Ernstfall üben und damit auch einen realitätsnahen Stresstest mitmachen.

Wie reagieren die Einsatzkräfte auf die Vielzahl an Verletzten? Wie organisieren sie die Rettung der Menschen, die ganz unterschiedliche Krankheitssymptome aufweisen? Wie findet die notwendige Kommunikation in einem solch umfangreichen Einsatz statt? Antworten darauf gab die Simulationsübung. „Unsere Konzepte, die wir aufgestellt und seit Jahren immer wieder den Gegebenheiten anpassen, haben sich im Großen bewährt. Natürlich zeigten sich auch Schwachstellen“, zog Oliver Schütz nach dem der Übung eine positive Bilanz.

So gebe es Nachbesserungsbedarf bei der Einsatzkommunikation. „In Teilen wurde auf einer falschen Frequenz gefunkt, so dass der angepeilte angefunkten Gesprächspartner nicht erreicht wurde“, berichtet der Übungsleiter. „Zukünftig müssen wir in verschiedenen Funkgruppen arbeiten“, heißt seine Lösung. Auch beim Bilden von Einsatzabschnitten zur Versorgung der Verletzten gab es Schwierigkeiten. Die Sichtung der Verletzten und deren Einstufung müsse in geregelteren Bahnen vor sich gehen, so Schütz. Letztlich zeigte sich Oliver Schütz aber überzeugt: „Unsere Strukturen stimmen. Diese müssen aber durch ständiges Üben verfestigt werden.“ Das Einsatzsimulationstraining hilft dabei in sehr guter Weise, wie alle Beteiligten abschließend feststellten.

Einsatzsimulation vor dem Kreishaus.