„Will ich raus aus der Langzeitarbeitslosigkeit?“

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Wirtschaft

Sozialraumprojekt startet in Geisenheim und bietet beste Chancen für den Weg in den ersten Arbeitsmarkt

Sozialraumprojekt startet in Geisenheim und bietet beste Chancen für den Weg in den ersten Arbeitsmarkt

Die fünfte Staffel des Sozialraumprojektes wird derzeit gerade in Taunusstein erfolgreich „abgewickelt“, da nehmen Laura Brennert und Carsten Hempel von der ProJob Rheingau-Taunus bereits die neue Station in Augenschein: Geisenheim. „Unser Ziel ist auch hier wieder, Langzeitarbeitslosen aus Geisenheim den Weg möglichst in den ersten Arbeitsmarkt zu ebnen“, betont Carsten Hempel. Was wie Magie klingt, ist Ergebnis eines klugen Konzeptes, das Langzeitarbeitslose aus einer Kommune über das Kommunale JobCenter mit der ProJob und - im Fall von Geisenheim - mit dem Bürgermeister Christian Aßmann zusammenbringt. „Das Sozialraumprojekt basiert auf den vorhandenen Kontakten, die ein Bürgermeister und seine Verwaltung zur heimischen Wirtschaften, zu den Betrieben vor Ort hat. Viele freie Arbeitsplätze in einer Kommune werden von Mund-zu-Mund innerörtlich weitergeben“, erläutert Michael Lacalli vom JobCenter des Rheingau-Taunus-Kreises.

Bewährt hat sich das Sozialraumprojekt, das vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration gefördert wird, bereits in Oestrich-Winkel, Aarbergen / Hohenstein, Eltville und Taunusstein. Jeweils 15 Teilnehmer sind in der Gruppe; eine zweite ist in Geisenheim für April 2020 eingeplant. „Mehr als ein Drittel - bis zur Hälfte - der Teilnehmer schafften den Sprung raus aus der Arbeitslosigkeit, hinein in einen neuen Job oder eine Weiterbildung“, so Hempel, der die Betreuung mit seiner Kollegin Laura Brennert übernimmt. Besonders erfolgreich verlief das Projekt in Eltville, wo noch heute eine von den damaligen Teilnehmern gegründete Initiative eigenverantwortlich existiert, die ihr Wissen und ihre Informationen, die ihnen von Brennert und Hempel vermittelt wurden, an andere Arbeitslose weitergeben.

„Wir sind von dem Projekt überzeugt und wollen den Langzeitarbeitslosen aus der Stadt neue berufliche Perspektiven eröffnen“, berichtet Bürgermeister Aßmann. Mit seiner Amtsleiterin Marina Klein hat der Rathaus-Chef bereits die Inhaber der Betriebe per Schreiben auf das Projekt aufmerksam gemacht. Die Kontakte in die Wirtschaft sind also vorhanden. Mit Lacalli zeigt sich Aßmann einig, dass das vorhandene Netzwerk genutzt und der Weg in die Arbeitswelt so ermöglicht werden kann. „Wir können Kontakte zu den heimischen Betrieben anbahnen und so unterstützend wirken“, so der Bürgermeister.

Carsten Hempel machte im Gespräch mit den zirka 30 erschienenen Teilnehmern deutlich: „Es geht einzig und alleine um Sie!“ Jeder einzeln müsse überlegen, was er oder sie an der eigenen Lebenssituation ändern möchte. „Will ich raus aus der Langzeitarbeitslosigkeit und damit eng verbunden, raus aus der sozialen Isolation von Freunden, Verwandten und Bekannten, die die Zeit ohne einen eigenen Job sehr oft mit sich bringt?“, fragt Hempel in die Runde. „Oder will ich die Chance nutzen und im besten Fall erhalte ich einen Arbeitsplatz“, wie es Peter Fahnemann vom JobCenter in Rüdesheim auf den Punkt bringt. Eine Aussage, die auch ProJob-Geschäftsführer Martin Glaub unterstützt: „Die Wirtschaftsstruktur mit vielen Branchen hier vor Ort bietet beste Chancen zum Wiedereinstieg in ihren Job. Das Projekt zeichnet sich durch die kurzen Wege aus. Wir unterstützen alle unsere Teilnehmer bei ihren Bemühungen. “

Wie Laura Brennert erläutert, gibt es zwei Staffeln à sechs Monate mit Treffen in der Gruppe sowie Einzelgesprächen, die wiederum im Kulturtreff „Die Scheune“ stattfinden. „Gerade in den Beratungen erarbeiten wir die ganz individuellen Ziele mit dem Teilnehmer. Welche Vorstellungen von einem Job gibt es? Welche Ausbildungen hat jemand gemacht“, so Laura Brennert. Es gehe darum die vorhandenen Qualifikationen des Einzelnen herauszuarbeiten, ihm oder ihr auf Augenhöhe zu begegnen. Glaub: „Denn jeder besitzt Fähigkeiten, Talente und Kenntnisse, die durch die Arbeitslosigkeit verloren gegangen sind, die wir jedoch wieder zum Vorschein bringen wollen. Und die Erfolgsquote gibt uns recht.“