Der Untertaunus verkauft und vermarktet sich weit unter Wert

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Wirtschaft

Beim 2. Wirtschaftsdialog Taunus fordern Landrat Kilian, Bürgermeister Diefenbach und die Referenten die Stärken der Region selbst­bewusst nach außen zu tragen / „Es ist Bewegung in der Region“

Beim 2. Wirtschaftsdialog Taunus fordern Landrat Kilian, Bürgermeister Diefenbach und die Referenten die Stärken der Region selbstbewusst nach außen zu tragen / „Es ist Bewegung in der Region“

Einig waren sich Landrat Frank Kilian und Heidenrods Bürgermeister Volker Diefenbach in der Einschätzung: „Die Taunussregion von Aarbergen bis nach Waldems verkauft und vermarktet sich weit unter Wert.“ Damit soll jetzt aber endgültig Schluss sein. Denn ebenso wie Kilian spürt Diefenbach „Bewegung in der Region wie in seiner Gemeinde“ und eine Aufbruchstimmung, um Neues anzupacken und weiterzuentwickeln. Kilian: „Wir wollen selbstbewusst in die Zukunft gehen.“ Dazu trug der zweite „Wirtschaftsdialog - Wertschöpfung durch Netzwerken“ im Taunus auf Hof „alla Cava“ in Heidenrod-Laufenselden bei. „Vor zwei Jahren konnten niemand hier in der verfallenen Scheune stehen. Heute ist der Hof ein Vorbild, was man alles erreichen kann, wenn es nur gewollt ist,“ so Diefenbach während der Begrüßung.

Der Wirtschaftsdialog Taunus, im vergangenen Jahr von Landrat Frank Kilian ins Leben gerufen, will eine Vernetzung der Unternehmen und Handwerksbetriebe im Kreisteil Taunus möglich machen. Landrat Kilian: „Die Veranstaltung fungiert als Plattform für vielfältige Gespräche zwischen Startup-Unternehmern, aber auch Vertretern aus ganz unterschiedlichen Branchen.“ Bei der Neuauflage des Wirtschaftsdialoges rückte das Thema „Regionale Vermarktung“ in den Mittelpunkt. „Schließlich hat der Taunus viel zu bieten, wenn es um die Landschaft als Erholungsgebiet, die kulinarischen Spezialitäten bis zum „Whesskey“ aus der Brennerei Höhler, womit ich nur eines von vielen Lebensmitteln aus unserer Region erwähnen will, den Produkten aus den hiesigen landwirtschaftlichen Betrieben und wenn es um das innovative Denken geht.“

„Die Menschen lernen ihren Taunus gerade erst durch die gleichnamige Bildungstour so richtig kennen“, sagt Kilian. Doch muss gleichzeitig ein neues Profil für die Region erarbeitet werden und dafür hatten sich die Organisatoren zwei Experten nach Laufenselden eingeladen, die über ihre Erfahrungen bei der Vermarktung regionaler Produkte berichteten. Dabei stellte Claudia Weiß die Aufgaben und die Arbeit der Marketinggesellschaft Gutes aus Hessen (MGH) vor: „Wir wollen laut unserem Slogan ‚Appetit auf Hessen‘ machen und die Lebensmittel aus dem Bundesland zertifizieren, damit der Verbraucher weiß und sicher sein kann, woher das Produkt kommt.“

Friedrich Schäfer ist nicht nur Landwirt, sondern auch noch Dezernent im Landkreis Waldeck-Frankenberg für Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Er zeigte zunächst einen Werbe-Film über den Landkreis und seine touristischen Besonderheiten rund um den beliebten Edersee. Drei Millionen Übernachtungen bei etwa 700.000 Gästen zählt der Landkreis. „Früher hatten wir viele Urlaubsgäste aus dem Ruhrgebiet, die aber mit der Zeit wegen der veränderten Strukturen immer häufiger wegblieben. Heute kommen unsere Gäste aus dem Speckgürtel des Rhein-Main-Gebietes, um in Waldeck-Frankenberg erholsame Tage zu verleben, berichtete Friedrich Schäfer. Das Angebot ist vielfältig. Dass sich dieser Wandel vollziehen konnte, sei auch der Verdienst einer engen Zusammenarbeit des Landkreises mit der MGH, lobte der Dezernent. Wie Landrat Kilian betonte, ist der Rheingau-Taunus-Kreis Mitglied in der Marketinggesellschaft Gutes aus Hessen.

Die Vorstellung eines Startup-Unternehmens gehört auch zum Wirtschaftsdialog - Wertschöpfung durch Netzwerken. Diesmal stellte Max Faust gleich zwei Unternehmensneugründungen vor: Mit seinen Eltern bietet er veganes Fastfood in drei Food-Trucks an. Mit einem Freund brachte er das „Jünglingbier“ auf den Markt; ein helles Landbier, in Bayern nach Rezeptur der beiden Jungunternehmer gebraut und mittlerweile ist es bei Globus und Edeka, aber auch bei regionalen Gastronomen erhältlich. „Die 25.000 Flasche wurde inzwischen gefüllt“, berichtet Max Faust mit einem Strahlen. Sein Tipp an potentielle Jungunternehmer: „Man muss machen, einfach loslegen, darf sich nicht tot planen, sollte viel mit anderen Netzwerke aufbauen und dann unterhalten sowie die Gründung im Team vollziehen.“

Selbstverständlich gab es neben dem „Jünglingbier“ auch regionale Produkte zum Verkosten. Honig aus dem Untertaunus, kleine „Wild-Burger“ aus dem „Waidwerk“ von Eva Schiendzielorz, Curry-Würste von Schweinen aus dem „Wohlfühlstall“ auf dem Meilinger Hof von Thomas Kunz. Zudem durften Apfelwein und Edelbrände auf dem „Markt der Möglichkeiten“ hinter dem Hof „alla Cava“ probiert werden. „Wir haben viele Lebensmittel, die aus der Region kommen, und die wir offensiv vermarkten wollen“, betonte Landrat Kilian abschließend.

Markt der Möglichkeit beim zweiten Wirtschaftsdialog - Wertschöpfung durch Netzwerken: Der Taunus hat viele Lebensmittel und Produkte wie Möbel zu bieten.