Wenn sich die Generation Y am Arbeitsplatz wie zu Hause fühlen will...

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Wirtschaft

Organisationsberaterin Birgit Mogler referierte bei "Herbstimpulse 2013" der Qualifizierungsoffensive über veränderte Lebenseinstellungen und den einsetzenden Fachkräftemangel



"In Süddeutschland verspüren viel

Organisationsberaterin Birgit Mogler referierte bei "Herbstimpulse 2013" der Qualifizierungsoffensive über veränderte Lebenseinstellungen und den einsetzenden Fachkräftemangel

"In Süddeutschland verspüren viele Unternehmen die Auswirkungen des Fachkräftemangels schon heute überaus deutlich", berichtet Birgit Mogler, systemische Beraterin für Personalmanagement in Unternehmen. Die Konsequenz: Bewerber mit guter Ausbildung werden händeringend gesucht. Dem steht die "Generation Y" gegenüber, jene gut ausgebildeten, jungen Menschen, die zwischen 1980 und 1994 geboren sind, einen Job haben, beziehungsweise auf den Arbeitsmarkt drängen, aber oftmals eine veränderte Lebenseinstellung mitbringen. Mogler: "Man nennt sie auch die Karriereverweigerer, fragt, ob sie überhaupt arbeiten wollen?" Und dazwischen stehen die Unternehmen.

Die Organisationsberaterin Birgit Mogler war zur Veranstaltungsreihe "Herbstimpulse 2013" der Qualifizierungsoffensive Rheingau-Taunus nach Eltville gekommen. In ihrem fesselnden Referat unter dem Titel "Wie - Du willst gehen? Wie Führungsverantwortliche ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter emotional binden!" berichtete sie vor zirka 40 Zuhörerinnen und Zuhörern aus dem Bereich Personalmanagement über Möglichkeiten von kleinen, mittleren und großen Unternehmen, wie sie "das Weggehen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verhindern können". Denn wer heute seine Fachkräfte binden will, deren Wissen und Fähigkeiten nicht verlieren möchte, muss neue Angebote schaffen und sich mit veränderten Lebenseinstellungen abfinden.

Denn wer auf dem Arbeitsmarkt keine Bewerber für offene Stellen in seinem Unternehmen findet, kommt auf - derzeit noch - ungewöhnliche Ideen Diese Angebote in den Unternehmen sollten zu den veränderten Lebenseinstellungen - vor allem der Generation Y - passen. Denn sie fordern eine neue Form der Führung, wollen viel flexiblere Arbeitszeiten als bisher gewohnt, fordern ein arbeitnehmerfreundliches Klima im Betrieb und ein ergebnisorientiertes Arbeiten, um nur einige Beispiele zu betonen, wie Birgit Mogler betont. "Selbst das Home Office, das Büro zu Hause, wird immer stärker nachgefragt", so die Referentin.

Denn es gibt zudem den Trend: "Wir wollen mehr Zeit für Familie und Kinder -das ist bei Frauen und Männern gleichermaßen festzustellen." Die Verbindung zwischen Beruf und Familie muss stimmen. Die Organisationsberaterin: "Wer heute als junger, gut ausgebildeter Menschen einen Arbeitsplatz sucht, der will einen attraktiven Job in einem Unternehmen, in dem er darüber hinaus Verantwortung übernehmen kann, eine offene und ehrliche Kommunikationsstruktur vorfindet, ein kontinuierliches Feedback von seinem Chef erhält und Entwicklungschancen hat." Denn: "Wenn sich die Generation Y beim Arbeitgeber nicht zu Hause fühlt, dann kündigt sie auch ganz schnell wieder."

Auf diese veränderten Lebenseinstellungen, die in Teilen auch bei der Baby-Boomer-Generation, den 1946 bis 1964 Geborenen, und der "Generation X, den heute 34- bis 48-Jährigen, reagieren viele Unternehmen. Stadtwerke, die keinen Fahrer für die Straßenbahn fanden, warben mit einem Väter-Programm neue Mitarbeiter. Die warben mit einem Katalog von betriebsinternen Regelungen, etwa beim Vaterschaftsurlaub. "Vor einigen Jahren nahmen Männer solche Regelung ganz selten in Anspruch, heute gelten Firmen, die solche und weitere Angebote vorhalten als sehr attraktiv."

Den neuen Herausforderungen im Kampf um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stellen sich die Unternehmen mit dem Programm "Employer Branding", was wiederum bedeutet, dass sich Unternehmen künftigen Mitarbeitern bestmöglich präsentieren. Doch da sich einige Firmen bei dieser Außendarstellung "zu attraktiv dargestellt haben und dies schnell ans Tageslicht kam", plädiert Birgit Mogler für eine interne Befragung der Belegschaft. Auch mittels der Befragung des System "Great Place to Work" kann die Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sicher festgestellt werden. Dabei müssen 63 Fragen in unterschiedlichen Rubriken beantwortet werden.

Wer die Herausforderungen der kommenden Jahre unter Berücksichtigung des Demografischen Wandels beherrschen will, muss auf sein Personal zugehen und deren Wünsche und Ziele mit in den Unternehmensalltag integrieren. Dazu gehören flexiblere und auch wechselnde Arbeitszeiten, neue individuelle Arbeitszeitmodelle ob bei Frauen oder Männer, Mütter oder Väter oder auch jenen, die Angehörige pflegen müssen. So bieten Unternehmen in besonderen Fällen Auszeiten oder ausgedehnteren Anspruch auf Pflegezeiten an. Eltern-Kind-Arbeitszimmer werden in den Büros eingerichtet und beispielsweise Siemens zahlt jungen Familien eine Anti-Herdprämie, wenn diese früher aus der Elternzeit zurückkehren. Mogler: "Davon kann dann die Betreuung des Kindes finanziert werden."

"Solche Maßnahmen sind nicht auf Konzerne beschränkt. Sie können auch von kleineren Firmen übernommen werden", so die Referentin, die auch ein Fazit zieht: "Was Mitarbeiter abhält zu gehen, reizt Bewerber zu kommen!"

Die nächste Veranstaltung der Reihe Herbstimpulse, "Gesund führen. Vergessen Sie Karottensticks und Gymnastikbälle", findet am 5. Dezember 2013, 19.00 Uhr, im Kreishaus in Bad Schwalbach statt. Anmeldung unter qualifizierungsoffensive@vhs-rkt.de