„Was es bedeutet, beein­trächtigt zu sein“

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Soziales

Modellregion Inklusion: Steffen Jäck nahm an Projekt­woche der Guten­bergschule teil / Aufbau der Mobilen Fachstelle für Inklusion

Modellregion Inklusion: Steffen Jäck nahm an Projektwoche der Gutenbergschule teil / Aufbau der Mobilen Fachstelle für Inklusion

Seit 1. Juni baut Steffen Jäck die Mobile Fachstelle für Inklusion im Rahmen der Modellregion Inklusion auf, die wiederum eine Kooperation zwischen dem Rheingau-Taunus-Kreis und der Sankt Vincenzstift gGmbH im Auftrag des Sozialministeriums Hessen ist. Vor Kurzem hatte der 30-Jährige seine erste öffentliche Feuerprobe in der Gutenbergschule in Eltville. Steffen Jäck: „Ich war zur Projektwoche der Jahrgangsstufe 5 bis 7 der Realschule eingeladen, in der es um das Thema ‚Jung und Alt‘ ging.“ Jäck sprach über die Lebenssituation von Menschen mit Behinderung und welche Beeinträchtigungen es gibt und erläuterte, was unter dem Begriff Inklusion zu verstehen ist.

Am eigenen Leib erlebten die 22 Schülerinnen, „was es bedeutet, beeinträchtigt zu sein“. Jäck ließ die Schülerinnen der Eltviller Schule erleben, wie Behinderung das Leben erschwert und wie oft dadurch diese Menschen aus der Gemeinschaft ausschlossen werden. Die Jugendlichen erhielten u.a Brillen, die kein Licht durchließen, und dicke Handschuhe an ihre Hände und mussten so ihr Frühstück einnehmen und ihren Alltag bewältigen. Der Kommentar einer Schülerin: „Alle Abläufen gehen sehr viel langsamer, ich musste mich überall vorantasten.“

Danach konnten die Schülerinnen Erfahrungen machen, wie es ist, wenn sie sich mit einem Rollstuhl fortbewegen müssen. Auch hier gerieten die Schülerinnen und Schüler schnell an Grenzen. Denn schon Treppen wurden zu einem fast unüberbrückbaren Hindernis, das nur mit Unterstützung von Mitschülern bewältigt werden konnte. „Das Feedback war überaus positiv, weil die Kinder in die Rolle eines Menschen mit Behinderung schlüpfen konnten“, berichtet Steffen Jäck.

Im März 2016 hatten Landrat Burkhard Albers und Dr. Dr. Casper Söling vom Sankt Vincenzstift – für die Kooperationspartner – mit dem hessischen Sozialminister Stefan Grüttner die Zielvereinbarung zur Einrichtung der Modellregion Inklusion für den Rheingau-Taunus-Kreis unterzeichnet. Ein Auftrag ist dabei, der Aufbau der mobilen Fachstelle Inklusion. „Der Abbau von Barrieren für Menschen mit Behinderung ist mein Ziel“, so Steffen Jäck, der derzeit sein Büro in der Fachschule für Sozialwesen der Sankt Vincenzstift gGmbH in Geisenheim hat.

Das Büro will als zentrale Anlaufstelle für mittelbar und unmittelbar Betroffene Informationen zu Unterstützungs- und Teilhabemöglichkeiten, z.B. hinsichtlich barrierefreien Veranstaltungsangeboten oder barrierefreien Fahrdiensten vermitteln. Damit verstärkt Steffen Jäck die Netzwerkarbeit zwischen den verschiedenen Trägern und den Stellen des Kreises, die für die Unterstützung von Menschen mit Behinderung und ihren Angehörigen zuständig sind. Steffen Jäck ist unter der Telefonnummer 01719792156  montags, mittwochs und freitags erreichbar.

Im September wird zudem ein Fahrzeug bereit gestellt. Damit soll Jäck zunächst im Rheingau, dann auch im Untertaunus unterwegs sein, um auf die Lebenssituation von Personen mit Behinderung und ihren Angehörigen aufmerksam zu machen. Bis zur offiziellen Eröffnung der Fach- und Beratungsstelle sorgt der Rheingau-Taunus-Kreis für den der Aufbau einer barrierefreien Homepage zur Erleichterung der Kommunikation. „Hierbei kann der Kreis auf seine Erfahrungen mit der eigenen Homepage zurückgreifen, um darüber hinaus einen Internetauftritt für die Fachstelle aufzubauen“, betont Horst Stockem von Seiten des Kreises.

Des Weiteren sind Veranstaltungen in der Planung, die das Zusammentreffen von Menschen mit und ohne Behinderung ermöglichen sollen, wie Andrea Horne und Dr. Christoph Beuers von der gemeinsamen Projektgruppe berichten.

Zur Person: Steffen Jäck (30): Er machte eine Ausbildung an der Fachschule für Sozialwesen der St.Vincenzstift gGmbH. Von Beruf Heilerziehungspfleger. Er absolvierte das Grundstudium in Jura. Sein Blick gilt Menschen mit Behinderung und wie er ihnen helfen kann. Er ist Übungsleiter für Rehabilitationssport. Selbst spielt er gerne Tischtennis.

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