Vorteile aus der Unterschiedlichkeit

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Lernen vor Ort

Lernende Netzwerk Region Rheingau-Taunus: Cross-Innovation soll auch in der Bildung Einzug halten



Die Projektion zeigt ein Schachspiel und daneben einen Boxring, in dem zwei Männer die Fäuste schwingen. "Was h

Lernende Netzwerk Region Rheingau-Taunus: Cross-Innovation soll auch in der Bildung Einzug halten

Die Projektion zeigt ein Schachspiel und daneben einen Boxring, in dem zwei Männer die Fäuste schwingen. "Was hat Schach mit Boxen zu tun?", fragt Referent Patrick Mijnals und gibt gleich die Antwort: "Schach-Boxen gilt als neue Sportart mit eigenem, offiziellen Ligabetrieb." Das Auditorium in der Stadthalle in Bad Schwalbach schaut mehr als verwundert und lässt sich die Regeln erklären. Ein Schachboxkampf sieht elf Runden vor, sechs vierminütige Runden für eine Blitzschachpartie, bei der jeder Spieler insgesamt zwölf Minuten Bedenkzeit hat, und fünf dreiminütige Boxrunden. Dabei wechseln sich Schach und Boxen ab - von je einer 60-sekündigen Pause zum Umziehen unterbrochen.

Mijnals: "Der Schachboxkampf ist ein Beispiel für Cross-Innovation." Was sich hinter der neuen Methode verbirgt, die gerade auch in der Industrie immer mehr Anwendung findet, erläuterte Patrick Mijnals im Rahmen der Innovationswerkstatt der Lernenden Netzwerk Region Rheingau-Taunus und der Qualifizierungsoffensive des Kreises. "Eine Methode, die aus ihrer Unterschiedlichkeit Vorteile zieht", wie vhs-Geschäftsführerin Brigitte Harder zu Beginn betonte. Laut dem Referenten beschreibt der Cross-Innovations-Ansatz "die Innovationsentwicklung durch die interdisziplinäre Verknüpfung von Produkten, Geschäftsmodellen, Services und Trends." Dafür gibt es laut Mijnals zwei Umsetzungen: "Den Transfer von Know-how und Lösungsansätzen durch Branchenanalogien oder die Innovationsentwicklung in branchenübergreifenden Kooperationen".

Deutschland brauche mehr Innovationen und neue Ideen. Lösungsansätze, die sich in einer Branche bewährt hätten, könnten auch für andere Branchen hilfreich sein. Als Beispiel nannte Patrick Mijnals das Projekt "ZuhauseKraftwerk", das von VW und LichtBlick entwickelt wurde. Bei dem Minikraftwerk, das tausende Verbraucher von etablierten Stromversorgern emanzipiert, bringt Volkswagen seine Erfahrung in der Serienfertigung von Motoren ein, während LichtBlick sein Know-how im bundesweiten Vertrieb von Strom und Gas beisteuert.

Mijnals forderte zudem mehr Mut: "Wir müssen früh lernen, zu innovieren." Deshalb gelte es bereits in der Schule, Kreativität zu fördern. So kann der Cross-Innovations-Ansatz im Bereich Bildung Anwendung finden. "Weg von der reinen Bildungsvermittlung in den Schulen, hin zu mehr Kreativität im Unterricht, der mit der Gestaltung moderner Unterrichtsräume beginnt", betonte der Referent. Klassenzimmer sollten so gestaltet sein, dass die Anordnung der Tische und Stühle zentriert auf den Lehrer der Vergangenheit angehört. Die Schüler sollten lernen, selbständig neue Ideen entwickeln zu können, kreativ zu sein, "wenn diese Innovationen zunächst als verrückt eingestuft werden".

Für wichtig hält er es, dass in Unternehmen, in Behörden aber auch in Schulen mehr Bereitschaft zur Offenheit und Kommunikation herrscht. So plädierte der Zukunftsforscher dafür, sich den neuen Innovationsprozessen zu öffnen und bereit zu sein, solche auch anzustoßen.

Eine Bitte, die Ingrid Wulf von der Lernenden Netzwerk Region Rheingau-Taunus (LNR) gerne aufnimmt. "Wir werden auch weiterhin neue Ansätze und Themen aufgreifen, um sie in der Innovationswerkstatt vorzustellen." Landrat Burkhard Albers nannte die Lernende Netzwerk Region einen wichtigen Mosaikstein im Bildungskonzept des Kreises. "Der Kreis spielt in der Bildungsbundesliga und dies ist gerade auch ein Verdienst der LNR-Projektgruppe", so der Landrat. Albers wies zudem darauf hin, dass Deutschland in der Bildung eine Verpflichtung hat. "Wir sind das Land der Dichter und Denker und Bildung hat uns über Jahrhunderte geprägt." Und Bildung hat aktuelle eine große Bedeutung für den globalen Wettbewerb. "Denn der Kreis, die Region steht in einem globalen Wettbewerb um qualifizierte Frauen und Männer, den der Rheingau-Taunus-Kreis und das Rhein-Main-Gebiet nur gewinnen können, wenn sie sehr gute Bildungsangebote vorhalten kann", berichtete der Landrat abschließend.