„Voneinander lernen, um die Inte­gration von Flüchtlingen erfolgreich anzu­gehen“

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Integration

Drei Best-Practices-Beispiele aus dem Kreis im Buch des Deutschen Land­kreistages / 18 Landkreise in ganz Deutschland befragt / Wertvolle Hilfestellung

Drei Best-Practices-Beispiele aus dem Kreis im Buch des Deutschen Landkreistages / 18 Landkreise in ganz Deutschland befragt / Wertvolle Hilfestellung

„Integration findet vor Ort statt“, eine ebenso einfache wie treffende Aussage. Die griff darauf wiederum der Deutsche Landkreistag mit Präsident Reinhard Sager im Frühsommer diesen Jahres auf und beauftragte eine Agentur in 18 Landkreisen in ganz Deutschland – von Rügen bis zum Bodensee – Interviews zu führen. Mit dabei war auch der Rheingau-Taunus-Kreis. Seit heute liegt nun das Ergebnis in Form einer über 200-seitigen Broschüre vor. Neben den Interviews mit dem jeweiligen Landrat fasst die Publikation des Deutschen Landkreistages strategische Leitlinien und zahlreiche Best-Practices-Beispiele unter dem Titel „Integration von Flüchtlingen in ländlichen Räumen – Strategische Leitlinien und Best Practices“ zusammen. „Der Rheingau-Taunus-Kreis ist darin mit gleich drei Beispielen guter Praxisarbeit vertreten“, zeigte sich Landrat Burkhard Albers nach einem ersten Blick in die Broschüre sehr zufrieden.

„Wir haben selbstverständlich sofort zugesagt, als die Anfrage des Deutschen Landkreistages an den Kreis herangetragen wurde, weil wir alle in Deutschland vor der gleichen großen Herausforderung, der Integration der vielen Flüchtlinge, stehen, die wir nur gemeinsam meistern können. Das heißt, wir müssen voneinander lernen, um zu wissen, welche Maßnahme sich wo und unter welchen Umständen als erfolgreich erwies “, so Albers, der die Lektüre „Integration von Flüchtlingen in ländlichen Räumen – Strategische Leitlinien und Best Practices“ als wichtigen Beitrag für die Aufgabe, die zu uns gekommenen Flüchtlinge zu integrieren. Albers: „Wir werden die Lektüre und die Beispiele aus der Praxis überaus aufmerksam lesen.“ Schließlich führte die vom DLT beauftragte Agentur „viventure“ zirka 150 Gespräche in den 18 ausgewählten Landkreisen.

So ist die wertvolle Aufbereitung und Darstellung von Praxiserfahrungen geeignet, Hilfestellungen für andere Landkreise und Kommunen zu liefern. „Wir müssen das Rad nicht immer wieder neu erfinden. Es geht vielmehr darum, voneinander zu lernen und da ist das Buch des DLT ein ganz wichtiger Beitrag“, betont der Landrat.

Der Rheingau-Taunus-Kreis wird mit drei Beispielen aus der Praxis erwähnt. So weist die Lektüre auf das Projekt „Mama lernt Deutsch“ hin. Dazu heißt es: „Im Rheingau-Taunus-Kreis organisiert die Volkshochschule Sprachkurse speziell für Mütter, um die Integration und Selbstständigkeit der Frauen im Landkreis zu fördern.“ Die Sprachkurse richten sich an Mütter mit Grundschulkindern. An fünf Grundschulen im Kreisgebiet gibt es „Mama lernt Deutsch“, erlernen die Mütter in der gleichen Schule wie ihr Kinder die deutsche Sprache.

Das zweite Best-Practice-Beispiel aus dem Kreis betrifft die „Handreichung für Helfende in der Flüchtlingsbegleitung“, die auf der Homepage des Kreises zu finden ist, aber auch in gedruckter Form vorliegt. Hervorgehoben wird nun, dass diese Handreichung monatlich aktualisiert wird und somit immer aktuelle Daten vorliegen. „Lobend erwähnt und damit zur Übernahme empfohlen, wird unser im Sommer durchgeführter Prozess zur Entwicklung einer nachhaltigen Integrationsstrategie im Beteiligungsverfahren, also in einem öffentlichen Diskurs mit den Bürgerinnen und Bürgern“, so Burkhard Albers. Diese Würdigung durch den Deutschen Landkreistag in kommt nun passend zur Vorstellung der Integrationsstrategieam Mittwoch, 30. November 2016, in Geisenheim und den Beratungen im Kreistag am 6. Dezember.

Weitere Informationen zum Buch „Integration von Flüchtlingen in ländlichen Räumen – Strategische Leitlinien und Best Practices“ finden sich auf der Homepage des Deutschen Landkreistages unter www.landkreistag.de.



Im Folgenden finden Sie die Pressemitteilung des Deutschen Landkreistags zu diesem Thema:

Landkreistag veröffentlicht Studie zur Integration von Flüchtlingen im ländlichen Raum: Landkreise können Integration

Der Deutsche Landkreistag hat heute die Studie „Integration von Flüchtlingen in ländlichen Räumen – strategische Leitlinien und Best Practices“ veröffentlicht. Darin werden die Praxiserfahrungen von 18 Landkreisen in den für die Integration wichtigen Handlungsfeldern Wohnen, Sprache, Arbeit und Ausbildung, Schule und Bildung, Ehrenamt sowie gesellschaftliches Zusammenleben dargestellt und anhand von guten Beispielen für andere Kommunen nutzbar gemacht. Präsident Landrat Reinhard Sager freute sich über das Vorliegen der Ergebnisse des Projekts: „Die Landkreise bringen die besten Voraussetzungen für Integration mit: Sie haben die dafür passenden Verwaltungsstrukturen, sind gleichzeitig aber noch nah genug an den Menschen vor Ort. Wichtig ist, dass die Landkreise Integration strategisch angehen, organisieren und gestalten, um aus jedem zugewanderten Menschen eine Chance für den Landkreis und unser Land zu machen. Insofern sind wir nach der Untersuchung umso mehr der Überzeugung: Die Landkreise können Integration.“

18 Landkreise – 150 Einzelgespräche
Das in Kooperation mit dem Beratungsunternehmen Viventure durchgeführte Projekt zeigt, als welche Weise Integration gelingen kann. „Die Studie veranschaulicht in den maßgeblichen Handlungsfeldern der Integration – von der Sprache über den Arbeitsmarkt bis hin zum gesellschaftlichen Miteinander von Deutschen und Flüchtlingen – anhand guter Beispiele, wie Landkreise diese Aufgabe bewältigen – engagiert, pragmatisch, mit realistischen Erwartungen. Damit will der Deutsche Landkreistag einen Beitrag auf dem Weg zu einer gelingenden Integration von Flüchtlingen leisten“, so Sager.

„Unser Ansatz bestand darin, direkt vor Ort in den Landkreisen genau hinzuschauen, was gut funktioniert und wo es strategische Hebel gibt“, erläuterte der DLT-Präsident. „Insofern haben wir gemeinsam mit der von uns beauftragten Agentur insgesamt 150 Einzelinterviews mit Landräten, Integrations- oder Flüchtlingsbeauftragten sowie mit Verantwortlichen von Integrationsprojekten geführt.“

Integration ist eine durch und durch kommunale Aufgabe
Integration berühre viele der zentralen gesellschaftlichen Themen und mache bestehende Defizite derzeitiger Strukturen deutlich, eröffne aber gleichzeitig auch die Chance, neue Wege zu finden und zu beschreiten. „Die Landkreise haben ein sehr ausgeprägtes Interesse an gelingender Integration. Und dies nicht nur, weil sie sie direkt von steigenden Sozialausgaben und sozialen Folgewirkungen betroffen sind.“ Die Flüchtlinge leben in den Landkreisen, Städten und Gemeinden. Hier finden die Sprachkurse statt, ist für Wohnungen zu sorgen und die Heranführung an den Arbeitsmarkt zu unterstützen. Hier sind die ehrenamtlichen Helfer zu koordinieren, der Besuch der Kindertageseinrichtung wie der Schule zu gewährleisten und die soziale, gesundheitliche sowie familiäre Betreuung anzubieten. „Integration ist seit Langem eine durch und durch kommunale Aufgabe“, fasste Sager zusammen.

Der Prozess der Integration sei aber auch ein langer, fordernder Weg: „Wir sind uns darüber im Klaren, dass die Integration neben aller staatlichen bzw. kommunalen Unterstützung auch von den Flüchtlingen selbst erhebliche Anstrengungen, Eigeninitiative und Motivation verlangt. Ganz klar: Diese Bereitschaft erwarten wir. Insbesondere gilt dies auch für die unabdingbar gültigen Werte unseres Grundgesetzes, die vorbehaltlos und ohne Ausnahme zu akzeptieren sind. Auch muss die Teilnahme an Integrationsangeboten verpflichtend sein, insbesondere das Erlernen der deutschen Sprache. Wir sind hier zuversichtlich, denn wir sehen die vielfältigen guten Ansätze, die positiven Beispiele, das weiterhin sehr hohe Engagement der Bevölkerung und den grundsätzlichen gesellschaftlichen Konsens, die Aufnahme der Flüchtlinge zu einem Erfolg zu führen.“

Die Rahmenbedingungen müssen stimmen
Es gäbe nicht das eine Programm oder die eine Strategie, führte Sager weiter aus: „Die Landkreise sind so unterschiedlich in ihren Strukturen, dass nur ein individuelles Vorgehen gelingen kann – dies ist im Rahmen des Projekts deutlich geworden. Was aber notwendig ist, sind Freiräume zur eigenverantwortlichen Gestaltung von Integration. Nur wenn politische, rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen stimmen, kann Integration gelingen.“ In diesem Zusammenhang gelte es, kommunale Verantwortung zu stärken, z. B. bei der Frage der zu verbessernden Möglichkeiten der Landkreise, den Einsatz von Sprachkursen zu koordinieren.