„Unsere Maßnahmen sollen einen präven­tiven und ab­schreckenden Charakter haben“

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Verkehr (allgemein)

RTV und Polizei setzen auf Sicherheit im Bus und rund um Halte­stellen / Busse mit Video­überwachung / 123 Straftaten 2017 registriert

RTV und Polizei setzen auf Sicherheit im Bus und rund um Haltestellen / Busse mit Videoüberwachung / 123 Straftaten 2017 registriert

„Unsere Maßnahmen sollen einen präventiven und abschreckenden Charakter haben“, betonen der Leiter der Polizeidirektion Rheingau-Taunus, Karl-Heinz Brassat, ÖPNV-Dezernent Günter Döring und Roland Buitkamp, Geschäftsführer der Rheingau-Taunus-Verkehrsgesellschaft (RTV), unisono an diesem Morgen am Hahner Busbahnhof und immer wieder. Ihnen geht es um Vorbeugung, um Sicherheit in Bussen und rund um die Haltestellen im ganzen Kreisgebiet. So spricht auch Frank Engelhardt vom gleichnamigen Busunternehmen in Kemel „von einem ruhigeren Bereich“ im Gegensatz zu Ereignissen in anderen Städten, wo es in Bussen oder Bahnen deutlich öfter zu Sachbeschädigungen, verbalen Attacken, Pöbeleien, oder gar Handgreiflichkeiten gegenüber Fahrern oder zwischen Fahrgästen, aber auch gegen Fahrscheinkontrolleuren kam.

123 Straftaten im Bereich des ÖPNV zählte die Polizei im vergangenen Jahr im Kreisgebiet, darunter alleine 42 Fälle von Schwarzfahren sowie weitere Fälle etwa von Sachbeschädigungen im Bus oder an Haltestellen. Angezeigt wurden aber auch Fälle von Körperverletzungen im kleinen Rahmen. „Wir können die Augen vor solchen Fällen nicht verschließen“, sagt Brassat, der „keine rechtsfreien Räume“ dulden will. Deshalb stand der Polizeidirektor auch einer Anfrage der RTV aufgeschlossen gegenüber. „Im Januar haben sich Polizei und RTV-Geschäftsführung zusammengesetzt, um Maßnahmen für noch mehr Sicherheit in Bussen und an den Haltestellen im Kreisgebiet zu gewährleisten“, berichtet der RTV-Geschäftsführer

Von „drei bis vier Fällen“ spricht Roland Buitkamp, die eskalierten. „Das waren Pöbeleien im Bus, aber auch eine handgreifliche Auseinandersetzung zwischen Fahrgästen, in die dann auch der Fahrer involviert wurde“, so der RTV-Geschäftsführer. Es komme vor, dass Fahrgäste – vor allem Jugendliche – auf Aufforderung der Kontrolleure ihre Fahrscheine nicht zeigten. Von einem Schüler berichtet Engelhardt, der vor dem Aussteigen einen Brandbeschleuniger auf die Sitze legte und diesen dann anzündete. Der junge Täter wusste nicht, dass der Bus videoüberwacht ist und so hatte ihn die Polizei schon nach kurzer Zeit ermittelt.

Mit ihrer Ausschreibung für Streckenbündel im Jahr 2014 forderte die RTV eine Videoausstattung in jedem Bus. „Rund 5.000 Euro pro Bus kostet ein solches System. Die Bilder werden 72 Stunden gespeichert. Die Gespräche zeichnen wir aus Datenschutzgründen nicht auf“, erläutert Engelhardt. Knapp über 40 Busse seines Unternehmens fahren im Untertaunus. Doch die Investition hat sich gelohnt, rechnet er vor: „Seit dem Einsatz der Kameras haben sich die Sachbeschädigungen in den Bussen, wie bemalen der Lehnen, aufschneiden der Sitzpolster, stark reduziert.“ Vier Kameras gibt es in jedem Bus, die jeden Winkel abdecken. Beim Fahrer befindet sich der Monitor. Der Fahrer erkennt also, wenn „etwas in seinem Rücken passiert“. Mittels einer Alarmtaste kann der Fahrer dann den Vorfall speichern.

Denn persönlich eingreifen, dürfen die Fahrer nicht, um sich nicht in Gefahr zu bringen. Doch wie sollen die Fahrer und Kontrolleure richtig auf solche Situationen reagieren? Welche Rechte haben sie? Karl-Heinz Brassat: „In unserem Gespräch haben wir als weitere Maßnahme ein Konflikttraining vereinbart, in dem das Fahr-Personal geschult wird, richtig zu reagieren und deeskalierend auf randalierende Fahrgäste einzuwirken.“ Und RTV Geschäftsführer Thomas Brunke ergänzt: „Anfang April gab es ein erstes Gespräch zwischen Polizei, Konflikttrainer und der RTV, in dem wir die Einzelheiten besprachen.“ Als erste Maßnahme wurde vereinbart: „Erkennt der Busfahrer, dass ein Fahrgast, beispielsweise eine Sachbeschädigung begehen will, sollte er direkt per Durchsage im Bus die anderen Fahrgäste auf diese Person hinweisen und diesen dann auffordern, den Bus zu verlassen.“

Weiterhin wollen RTV und Polizei ihre Kontrollen in Bussen und an Haltestellen gemeinsam mit den Ordnungsämtern der Kommunen verstärken. Denn das Anpöbeln von Kontrolleuren oder Fahrern wollen alle Beteiligten keinesfalls als ein „Kavaliersdelikt“ durchgehen lassen, sondern sie wollen ein deutliches Zeichen setzen, dass „wir solche Handlungen nicht dulden“.

ÖPNV-Dezernent Günter Döring, die RTV-Geschäftsführer Roland Buitkamp und Thomas Brunke sowie Michael Schwarz von der Polizeidirektion Rheingau-Taunus und der Leiter der Polizeidirektion Karl-Heinz Brassat.