„Stimmungsbild aus zwei Work­shops: motiviert, enga­giert, kreativ und konstruktiv“

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Integration

Landrat Burkhard Albers: Beteiligungs­prozess zur „Entwicklung einer Integrations­strategie für den Kreis“ ist in der zweiten Phase / Auf dem Weg zu Projekten

Landrat Burkhard Albers: Beteiligungsprozess zur „Entwicklung einer Integrationsstrategie für den Kreis“ ist in der zweiten Phase / Auf dem Weg zu Projekten

„Ich war zu Beginn eher skeptisch, ob der Rheingau-Taunus-Kreis wirklich einen Beteiligungsprozess zur ‚Entwicklung einer Integrationsstrategie‘ aufsetzt, wie es in der Auftaktveranstaltung hieß“, berichtet eine Teilnehmerin des Workshops „Arbeit und Beruf“. Die Skepsis ist verflogen. Mit großem Elan arbeiten zirka 40 Bürgerinnen und Bürger des Kreises im ersten Workshop mit, einen Tag später sind es etwa 25, die Vorschlägen sammeln und Erfahrungen rund um das Thema „Gesundheit“ austauschen. Eine offene und diskussionsfreudige Atmosphäre herrscht dann auch. „Motiviert, sehr engagiert, kreativ und konstruktiv“, zeichnet Derya Can, Moderatorin vom „imap“-Institut, ein positives Stimmungsbild aus den ersten beiden Workshops.

In der Auftaktveranstaltung mit den fünf Fachforen gab es eine Vielzahl von konkreten und konstruktiven Vorschlägen sowie neue Ideen, die der Partner des Kreises während des Prozesses, die „imap GmbH“, geordnet, zugeteilt und dann in einer Dokumentation zusammengefasst hat. „Die vielen Vorschläge und Anregungen wollen wir nun in den vier Workshops gemeinsam mit den Menschen aus unserem Kreis im zweiten Schritt konkretisieren, um daraus Projekte und eine Integrationsstrategie, vielleicht für jeden der vier Themenschwerpunkte ein Leuchtturmprojekte zu entwickeln“, fasst Landrat Burkhard Albers den Beteiligungsprozess zusammen. „Wir haben ganz konsequent auf Bürgerbeteiligung und Transparenz in diesem Prozess gesetzt und die Resonanz gibt uns Recht“, so Albers.

So sitzen Fachleute aus vielen unterschiedlichen Bereichen, Ehrenamtliche aus der Flüchtlingsarbeit, Integrationslotsinnen, Menschen verschiedener Kulturen zusammen, um über die richtige Strategie zur Integration zu sprechen. Diese Strategie soll nicht alleine auf Flüchtlinge fokussieren sein. So betont Susanne Schneider, die von Seiten des Kreises den Prozess koordiniert: „Integration heißt für uns: Teilhabe für alle!“ Das sind Einheimische am sozialen Rand der Gesellschaft, „die wir einbinden wollen“, Menschen mit Migrationshintergrund, die seit Jahren in Deutschland leben, und die in den vergangenen Monaten in den Kreis gekommenen Flüchtlinge.

Welche Möglichkeiten gibt es nun, jene Flüchtlinge im Arbeitsmarkt zu integrieren. Im Workshop „Arbeit und Beruf“ ist schnell klar: „Alles geht nur über eine angemessene Anzahl an Sprachkursen.“ Es werden aber auch mehr 1-Euro-Jobs gefordert. Paten sollen bei der Eingliederung von Flüchtlingen in Betrieben helfen, um so auch interkulturelles Verständnis zu ermöglichen. Es gelte die „öffentlich geförderte Beschäftigung auszuweiten“, so eine Forderung. Es gebe aber auch Möglichkeiten, die laut Dr. Carola Völkel, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit, trotz intensiver Bewerbung der Arbeitsagentur fast kaum wahrgenommen wird. Bei der Einstiegsqualifizierung handelt es sich um eine Qualifizierungsmaßnahme vor der Ausbildung.

Dabei kann ein Arbeitgeber beispielsweise einen jungen Flüchtling aufnehmen, um ihn an eine eventuelle Ausbildung in dem Betrieb heranführen. Dr. Carola Völkel: „Für Arbeitgeber und den Flüchtling ist dies eine Win-Win-Situation.“ Der Arbeitgeber sieht, ob der Kandidat die erforderlichen Fähigkeiten hat, der Kandidat lernt den Beruf und Betrieb von innen kennen.

Auch im Workshop „Gesundheit“ gibt es schnell eine intensive Debatte. „Es geht um die traumatisierten Flüchtlinge, die nicht auffällig werden, bei denen die Symptome nur sehr schwer erkennbar sind. Wie können wir auch versteckte Symptome erkennen?“ Fachärzte sehen bei diesem Thema erheblichen Handlungsbedarf. Es geht aber auch um weitere medizinischen Beratungen und Beratungsstellen; etwa für Eltern von Kindern und Neugeborenen. Die Eltern benötigten Hilfe bei der Ernährung, beim Umgang mit ihrem Neugeborenen. „Eine Mutter lässt ihr Baby stundenlang auf dem Rücken liegen. Die Wirbelsäule soll schön geschädigt sein“, erzählt eine ehrenamtliche Helferin.

So fragt dann auch ein Arzt: „Welches Verständnis haben die Flüchtlinge von Gesundheit.“ Deshalb wird auch schnell ein Runder Tisch „Gesundheit“ im Rheingau-Taunus-Kreis eingerichtet werden, um Fachfragen klären und medizinische Hilfe anbieten zu können. Um interkulturelles Verständnis  auf beiden Seiten zu ermöglichen, regen Teilnehmerinnen Kurse an: gemeinsames Kochen oder ein Austausch über Themen wie Erkältung und Ernährung. Vorschläge, die nun von „imap“ erneut zusammengefasst werden.  Ende August/ Anfang September findet dann eine zweite Runde in den jeweiligen Workshops statt, um daraus Projekte zu entwickeln.

Angeregte, konstruktive Debatten prägten die ersten beiden Workshops auf dem Weg zur Integrationsstrategie.