Schul­sozialarbeit: Klares Signal für Präven­tion und mehr Bildungs­gerechtigkeit

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Jugendhilfe, Jugendförderung

Landrat Burkhard Albers und Jugend­hilfe-Dezernentin Monika Merkert stellen neueste Statistik vor

Landrat Burkhard Albers und Jugendhilfe-Dezernentin Monika Merkert stellen neueste Statistik vor

„In den nunmehr acht Jahren seit dem Ausbau der Schulsozialarbeit an den Schulen im Rheingau-Taunus-Kreis hat das Prestige des Angebots der Jugendhilfe stetig zugenommen. Gab es in den ersten Jahren noch Skepsis in Bezug auf einen möglichen Imageverlust der Schulen durch ein Jugendhilfeangebot vor Ort, so ist inzwischen Schulsozialarbeit zu einem Qualitätsmerkmal guter Schulkultur geworden und hat sich zu einem echten ‚Premiumangebot‘ an den Schulen gemausert“, betonen Landrat Burkhard Albers und die  Jugendhilfedezernentin Monika Merkert anlässlich der Vorstellung der Statistik der Schulsozialarbeit des Schuljahres 2014/15 im Jugendhilfeausschuss.

Der Rheingau-Taunus-Kreis habe die Bedeutung der Schulsozialarbeit frühzeitig erkannt und fördere sie daher weiterhin bis zum Schuljahr 2020/2021 mit jährlich etwa 1,5 Millionen Euro. Schließlich leiste die Schulsozialarbeit zu 90 Prozent Präventionsarbeit, so die Dezernentin. „Mit ganzheitlicher Schulsozialarbeit als Angebot der Jugendhilfe  können Schwierigkeiten in der Schule, am Rande des Schulalltags oder auch mit der eigenen Familie niedrigschwellig und frühzeitig angegangen werden. Sie komplettiert den Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schule und trägt so zu mehr Schulerfolg und Bildungsgerechtigkeit bei“, ergänzt Landrat Albers.

Die jetzt veröffentlichten Ergebnisse aus der Statistik der Schulsozialarbeit für das Schuljahr 2014/15 belegen die Kontinuität, mit der Schülerinnen und Schüler die Angebote der Schulsozialarbeit in Anspruch nehmen: 1.768 der Schülerinnen und Schüler – also 27,2 Prozent – nahmen Gespräche, Beratungen und Hilfen in Anspruch, was eine leichte Steigerung gegenüber dem Vorjahr (26,3 Prozent) bedeutet. Besonders auffallend war der Anstieg von Kontakten zur Schulsozialarbeit in Bezug auf psychische Probleme an den Gymnasien. Hier war eine Steigerung auf 6,2- gegenüber 3,6 Prozent im Vorjahr festzustellen.

Mädchen und Jungen nahmen die Angebote insgesamt gleichermaßen wahr. Der zusätzliche Bedarf in den 9. Klassen hat sich erneut bestätigt; mit 346 Themen kontaktierten ältere Schülerinnen und Schüler die Schulsozialarbeit. Eine Zunahme zeigte sich auch an den beiden Beruflichen Schulen. Hier arbeitete die Schulsozialarbeit mit 193 Schülerinnen und Schülern im Rahmen von Einzelberatungen (in den Vorjahren waren es 132 bzw. 178). Einen großen Anteil der Beratungen und auch der übrigen Unterstützungsangebote an den Beruflichen Schulen machten die Themenbereiche Berufsorientierung am Übergang von der Schule in die Ausbildung und schulische Schwierigkeiten aus.

Häufigstes Thema, bei dem insgesamt um Unterstützung bei der Schulsozialarbeit angefragt wurde, waren Konflikte der Schülerinnen und Schüler untereinander; vorrangig in den 5. und 6. Jahrgängen. Eine nicht unbedeutende Rolle spielte das Austragen von Konflikten über Soziale Netzwerke. Auffallend und Besorgnis erregend ist eine Steigerung der Fälle, bei denen mit psychischen Problemen belastete Schülerinnen und Schüler Hilfe bei der Schulsozialarbeit suchten.

Durch eine erste gezielte Intervention konnte die Schulsozialarbeit in vielen Fällen bei Schüler-Anliegen und Problemen direkt abhelfen. Überdies nutzte die Schulsozialarbeit ein gut aufgestelltes Netzwerk von Institutionen, an die sie Schülerinnen, Schüler und Eltern entsprechend der vorliegenden Problemlagen weiter vermitteln konnte. Dabei waren die wichtigsten die Jugendhilfe, die Erziehungsberatung, die dezentrale Erziehungshilfe, die Polizei, die Schulpsychologen und die Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Außerdem stellte die Schulsozialarbeit insgesamt 672 Gruppen- und Klassenangebote zur Verfügung, u.a. zu den Themen Sozialkompetenz, Konfliktlösung, Medienkompetenz, Gewalt- und Suchtprävention sowie zu geschlechtsspezifischen Themen. Ein wichtiger Standard ist in diesem Bereich das Basisprogramm, in dessen Rahmen mit den 5. Jahrgängen in Kooperation mit den Klassenlehrkräften die Grundlagen für ein gutes Arbeits- und Klassenklima erarbeitet werden. Die Statistik für das Schuljahr 2014/15 dokumentiert auch, dass in 24 Fällen der Verdacht auf Kindeswohlgefährdung abgeklärt werden musste.

Landrat Burkhard Albers: „Das aktuelle Thema der Flüchtlinge erreicht nun auch landkreisweit die Schulen. Immer mehr Flüchtlingskinder besuchen die Schule und rutschten gleichzeitig als Klientel in den Arbeitsbereich der Schulsozialarbeit. Mit Bemühungen um Kontakte und Aufklärung versuchen die pädagogischen Fachkräfte bereits, Ängste und Vorurteile auf beiden Seiten zu nehmen. Die Schulsozialarbeit des Landkreises wirkt Ausgrenzungstendenzen entgegen, arbeitet vernetzt und ist ein verlässlicher Partner der Jugendlichen, Eltern und Lehrkräfte.“

„Es ist daher ein gutes Signal für alle Beteiligten, dass wir dieses wichtige Instrument in der Jugendhilfe auch in den nächsten Jahren weiter einsetzen können. Die enge Kooperation an den Schulen hat sich in vollem Umfang bewährt, weil viele Probleme und Spannungsfelder frühzeitig erkannt und behandelt werden können“, betont Monika Merkert abschließend.

Ausbau der Schulsozialarbeit an den Schulen im Rheingau-Taunus-Kreis