RKW wies auf Wege aus der Resig­nation hin

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Wirtschaft

Fachkräftemangel: „ProAbschluss Rheingau-Taunus“ und der Kreis-Wirtschafts­förderung luden zum Impuls­vortrag „Personal­marketing“

Fachkräftemangel: „ProAbschluss Rheingau-Taunus“ und der Kreis-Wirtschaftsförderung luden zum Impulsvortrag „Personalmarketing“

„Fast alle meiner Kollegen klagen ständig über den Fachkräftemangel und dann ist keiner davon hier“, sagt der Mann in der ersten Reihe, selbst Besitzer eines Handwerkbetriebes in Idstein, und schüttelt – etwas resignierend – seinen Kopf. Haben viele der selbstständigen Handwerker und Unternehmer, die auf der Suche nach kompetenten Mitarbeitern sind, schon aufgegeben? Die Referenten Dr. Mandy Pastohr und Roland Nestler vom Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft (RKW) versuchten am Montag auf Einladung von „ProAbschluss Rheingau-Taunus“ und der Kreis-Wirtschaftsförderung den Weg aus der Resignation zu weisen. „Wie kann ich die so dringend benötigte Fachkraft finden? Wie kann ich versierte Mitarbeiter an meinen Betrieb binden?“, hießen zwei Fragen, die Pastohr und Nestler während ihres Vortrags zu beantworten versuchten.

Die Ausgangssituation ist klar: Das Geschäft läuft, die Auftragsbücher sind voll – doch den Betrieben fehlt häufig qualifiziertes Personal, um die Anfragen der Kunden auch zu bedienen. „Doch wie komme ich nun zu Mitarbeitern, die mein Anforderungsprofil erfüllen?“, fragt Dr. Pastohr. Die klassische Form der Personalakquise ist – so die Antwort – immer noch die Stellenanzeige in den regionalen Medien oder die Abfrage über die Agentur für Arbeit. Es helfe manchmal die Mund-zu-Mund-Propaganda oder man greife auf einen Quereinsteiger zurück, den die Mitarbeiter dann anlernen oder die Anzeige steht auf der firmeneigenen Facebook-Seite im Internet.

Doch laut Dr. Mandy Pastohr gibt es schon bei der Formulierung der Stellenanzeige. „Machen Sie auf die Vorteile Ihres Betriebes aufmerksam“, fordert sie. Doch diese – so ihre Erkenntnis – kennen viele Betriebe nicht einmal. Deshalb werben Pastohr und Nestler für ein strategisches Personalmarketing, um Positives und Negatives herauszufinden. Dabei geht es auch um Kommunikation in den Betrieben. Was ist attraktiv an dem Unternehmen? „Diese Frage erörtern wir mit dem Besitzer der Firma und bekommen ein Ergebnis, und danach befragen wir die Mitarbeiter.“ Die beiden Einschätzungen werden verglichen. Oftmals gibt es große Unterschiede bei der Bewertung von Arbeitszeitregelungen, dem internen Klima, der Gehaltsstruktur oder etwa der Bereitstellung eines Dienstwagens. „Dem Chef sind bestimmte Dinge wichtig, die die Mitarbeiter ganz anders bewerten.“

Wichtig sei es, festzustellen, in welchen Bereichen der Betrieb attraktiv ist, und in welchen er Defizite hat, die es durch die Entwicklung eines daraufhin erstellten Maßnahmenkatalogs abzubauen gilt. Die Auflistung dient dazu, die Abwerbung von eigenen Fachkräften durch die Mitbewerber zu verhindern. „Für die Mitarbeiterbindung ist es wichtig, dass sie feststellen, wer ihre Schlüsselfigur im Unternehmen ist, auf den Sie auf keinen Fall verzichten können.“ Zudem sorge der kontinuierliche Dialog zwischen Führungskraft und Mitarbeitern für eine stärkere Motivation und eine Bindung an die Firma.

Eine solche Strategie, die die Attraktivität des Unternehmens darstellt, sei bei der Suche nach Fachkräften hilfreich. Die Referenten wiesen aber auch auf verschiedene Portale im Internet hin, in denen sich das Unternehmen darstellen, ihre Stellenanzeige platzieren und mit potenziellen Bewerbern in Kontakt treten können. „Wenn es um die Suche nach Auszubildenden geht, sollte man die sozialen Medien nicht vernachlässigen.“

Letztlich, so Dr. Pastohr und Nestler, gebe es aber kein Patentrezept, das jedem Betrieb „übergestülpt“ werden kann. Deshalb der Rat: „Sie müssen sich Zeit nehmen, um Strategien für ihr Unternehmen und seine Besonderheiten zu entwickeln.“ Bei der Entwicklung eines solchen Konzeptes unterstützen das Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft (RKW), aber auch die beiden Bildungscoaches von „ProAbschluss Rheingau-Taunus“, Jutta Gadamer und Venus Rosstami. Sie beraten beim Thema „Nachqualifizierung“ von Personal, wenn es etwa um Maßnahmen zur Weiter- und Fortbildung von Mitarbeitern in den Betrieben geht. „Denn in vielen Betrieben gibt es motivierte Mitarbeiter, denen es aber an speziellen beruflichen Anforderungen fehlt, die aber im Betrieb dringend benötigt werden“, so Gadamer. Die Bildungscoaches informieren über finanzielle Fördermöglichkeiten und ermitteln passende Bildungsangebote, um aus einem Mitarbeiter eine Fachkraft zu machen.

„ProAbschluss Rheingau-Taunus“ und der Kreis-Wirtschaftsförderung luden zum Impulsvortrag „Personalmarketing“.