Rheingaulinie RB10: Landrat Zehner fordert in Krisengespräch schnelle Lösungen von RMV, Deutsche Bahn und VIAS

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Verkehr (allgemein)

Häufige Zugausfälle der RB10 belasten Pendler- und Schülerverkehr stark / Landrat Sandro Zehner holt Beteiligte und Betroffene gemeinsam an einen Tisch / Verkehrsdienstleiter wollen Schienenersatzverkehr, Personalsituation und Kommunikation optimieren

Die Mobilität der Bürgerinnen und Bürger im Rheingau ist seit Monaten durch häufige, kurzfristige und unzureichend kommunizierte Ausfälle der RB10 stark eingeschränkt. Eine verlässliche Nutzung des schienengebundenen Nahverkehrs ist im Rheingau aktuell fast unmöglich. Das geht Zulasten des Schulverkehrs, der Pendlerströme sowie Gastronomie und Tourismus im Rheingau, wie unlängst bei den Schlemmerwochen. Um Lösungen für diesen unhaltbaren Zustand zu finden, hat Landrat Sandro Zehner in seiner Funktion als Verkehrsdezernent alle Beteiligten bei einem Krisengespräch in Rüdesheim an einen Tisch gebracht.

Sandro Zehner macht deutlich: „Die Situation ist für die Schülerinnen und Schüler, die Berufspendler und die Gastronomen im Rheingau nicht tragbar. Wer auf eine zuverlässige Schienenverbindung angewiesen ist, wird nahezu täglich enttäuscht und erlebt den ÖPNV als ein unzuverlässiges Zufallsprodukt. Das schadet langfristig und läuft den Bestrebungen zu einer Verkehrswende komplett entgegen. Wir brauchen sofortige Abhilfe und einen klaren Fahrplan für die Zukunft. Mindestens muss ab sofort jeder wissen, wenn der Zug ausfällt, bevor er vergebens am Bahnsteig gestanden hat.“

Weil in der Vergangenheit immer unterschiedliche Gründe für die Zugausfälle von den verschiedenen Beteiligten genannt wurden, habe er heute alle Beteiligten eingeladen um die Dringlichkeit des Themas zu verdeutlichen und konkrete Lösungen zu vereinbaren: Den RMV als Auftraggeber und die Dienstleister DB Regio und VIAS, sowie den Kreisschülerrat und Kreiselternbeirat, die Kommunen des Rheingaus sowie die Rheingau-Taunus Kultur und Tourismus GmbH (RTKT).

Wie schwerwiegend die Problematik für die Städte entlang des Rheins ist zeigte sich auch daran, dass die Bürgermeister Ivo Ressler (Lorch), Christian Assmann (Geisenheim) und Patrick Kunkel (Eltville) persönlich teilgenommen haben. Auch die weiteren Rheingaukommunen waren durch Mandatsträger vertreten.

Von Seiten der Mobilitätsdienstleister waren Dr. André Kavai, Geschäftsführer des RMV, Franz Reh, Vorsitzender der Geschäftsführung der VIAS GmbH, und Dr. Klaus Vornhusen, Konzernbevollmächtigter DB Regio bei dem Gespräch in Rüdesheim vor Ort.

„Wir als Landkreis und die kreisangehörigen Kommunen haben keinen echten Hebel, um an der Situation etwas zu ändern, aber unsere Bürgerinnen und Bürger sprechen uns an und wollen Antworten. Schuldzuweisungen und Zuständigkeitsfragen bringen uns nicht weiter: Wir brauchen jetzt gemeinsame Ergebnisse, die konkret und schnell umsetzbar sind“, so Zehner.

Der Verkehrsdienstleister VIAS, die DB und der RMV erläuterten in Rüdesheim, dass neben technischen Defekten oder Umleitungen vor allem Personalengpässe und kurzfristige Krankmeldungen zu Zugausfällen führen würden. Die schwierige Personalsituation soll sich durch mehr Ausbildung und Neueinstellungen entspannen. Kurzfristige Zugausfälle würden sich aber weiterhin kaum vermeiden lassen. Auch die Prognose des RMV klingt wenig optimistisch: Starke Beeinträchtigungen durch Baustellen werde es in den kommenden zehn bis 15 Jahren auf der Strecke im Rheingau immer wieder geben.

Wie belastend die Situation für Schülerinnen und Schüler ist, machte der Kreisschülerbeirat deutlich: „Es ist jeden Tag Thema in den Klassen und stresst uns Schülerinnen und Schüler enorm. Ich habe den Führerschein und ich fahre mit dem Auto, weil ich kein Vertrauen mehr in den ÖPNV habe. Obwohl ich eigentlich nachhaltiger leben möchte."

Auch die Elternvertreter bestätigen: „Es ist immer Thema. An der St. Ursula Schule zum Beispiel sollen in der ersten Stunde keine Klassenarbeiten mehr geschrieben werden. Es funktioniert einfach nicht. Und der zusätzliche Auto- Elternverkehr ist gefährlich. Für Kinder und Eltern.

Landrat Sandro Zehner bestätigte abschließend, dass das Problem des Mangels an Fach- und Arbeitskräften aktuell alle Verkehrsdienstleister haben. Auch langwierige Baumaßnahmen seien keine exklusiven Probleme der RB10. Lösungen müssten aber auch in schwierigen Zeiten möglich sein. Eine wichtige Rolle spiele hier die Berufsausbildung vor Ort. Diese zu ermöglichen ist bereits seit geraumer Zeit ein Anliegen des Rheingau-Taunus-Kreises: „Gemeinsam mit Verkehrsdienstleistern und der IHK Wiesbaden arbeiten wir intensiv daran, eine Berufsschulklasse im Rheingau-Taunus-Kreis zu etablieren und hoffen weiterhin, dass das Kultusministerium einen praktikablen Weg findet, junge Menschen hier vor Ort als Berufskraftfahrer auszubilden und in der Region zu halten."

Dr. André Kavai, Geschäftsführer des RMV sagte in Rüdesheim zu, die Ergebnisse der heutigen Gespräche als Basis für den weiteren Dialog und die Ableitung von Maßnahmen zu nutzen. Die dann entwickelten Maßnahmen sollen in einer gemeinsamen öffentlichen Veranstaltung vorgestellt werden. Die Pendler- und Schülerverkehre werde man sich jetzt genauer anschauen hinsichtlich Infrastruktur und Personal, um stabilere Verkehre zu bieten. Die Menschen in Zukunft klarer, transparenter und direkter zu informieren sei darüber hinaus das Ziel der zukünftigen Kommunikation rund um die Problematik.

Krisengespräch im Rüdesheimer Ratsaal mit Landrat Sandro Zehner, Dr. Klaus Vornhusen (DB), Dr. André Kavai (RMV) und Franz Reh (VIAS).