Rheingau-Taunus-Kreis trauert um seinen einstigen Land­rat Karl-Heinz Becker

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SPD-Politiker organisierte den Zusammen­schluss von Rheingau und Unter­taunus in den siebziger Jahren / Im Schulbe­reich Akzente gesetzt

SPD-Politiker organisierte den Zusammenschluss von Rheingau und Untertaunus in den siebziger Jahren / Im Schulbereich Akzente gesetzt

Der Rheingau-Taunus-Kreis trauert um seinen einstigen Landrat Karl-Heinz Becker. Vor vier Monaten vollendete Becker noch sein 90. Lebensjahr. Nun teilte die Familie mit, dass Karl-Heinz Becker am 29. Mai 2019 plötzlich und unerwartet in seinem Wohnort Wiesbaden verstorben ist. Der SPD-Politiker war zunächst von 1972 bis 1977 Landrat des Untertaunuskreises. Mit dem Zusammenschluss der beiden Kreise Rheingau und Untertaunus wurde er am 1. Januar 1977 - für sechs Monate - staatsbeauftragter Landrat des Rheingau-Taunus-Kreises. In der Sitzung des Kreistages wurde damals Heribert Märten zu seinem Nachfolger gewählt. So ging Becker in die Annalen des Rheingau-Taunus-Kreises als der Landrat ein, der die eigenständigen Kreise Rheingau und Untertaunus ab- und den neuen Rheingau-Taunus-Kreis entwickeln musste.

Ab 1972 setzte Becker die erfolgreiche Politik seines Vorgängers Dr. Herbert Günther im Untertaunus fort. Das betraf sowohl den Schulbereich mit dem weiteren Ausbau des Gesamtschulsystems sowie die weitere Entwicklung des Sozialplans. In Waldems-Esch wurde ein Altenwohnheim errichtet und in Idstein das Altenzentrum begonnen. Becker führte den „Kreis-Altentag“ als Angebot für die Menschen im dritten Lebensabschnitt ein. Zudem setzte er sich für die Kunst und den Gesang ein. Becker initiierte Ausstellungen und die „Kreis-Sängertage“. Sein Meisterwerk, das ihm sehr viel Kraft und Zeit abverlangte, sollte jedoch der Zusammenschluss von Rheingau- und Untertaunuskreis werden.  

Obwohl der Sozialdemokrat die damalige Neugliederung der Landkreise für falsch hielt, er bei Ministerpräsident Osswald und Innenminister Bielefeld intervenierte, so schulterte er „die ungeliebte Bürde“, wie Lucian Erdmann im Jahrbuch 2002 des Rheingau-Taunus-Kreises schrieb, dann doch. Becker hielt die Fusion wegen der „strukturellen und mentalen Unterschiede beider Kreise“ für nicht durchführbar. Trotz der Situation führte er die Abstimmungsgespräche erfolgreich, so dass er am 1. Januar 1977 zum staatsbeauftragten Landrat wurde. Der Kreistag wählte dann am 20. Juni 1977 den neuen Landrat. Dabei unterlag Becker Heribert Märten (CDU).

Anschließend übernahm Karl-Heinz Becker voller Tatendrang ganz unterschiedliche Aufgaben bei der Evangelischen Landeskirche zum Beispiel, er war als Rechtsanwalt tätig und über Jahrzehnte Mitglied des Verwaltungsausschusses des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen. Bei seiner Leidenschaft für Krankenhäuser war es nicht überraschend, dass er sich Ende 1998 einem Ruf des damaligen Landrates Klaus Frietsch die kommissarische Leitung der Kliniken des Kreises wegen eines Engpasses in der Geschäftsführung zu übernehmen, nicht verschließen konnte. Der Sozialdemokrat meisterte diese Aufgabe mit Bravour.

Darüber hinaus übertrug der damalige Landrat Bernd Röttger Karl-Heinz Becker die Aufgabe, die Verhandlungen zur Privatisierung der Kreis-Kliniken zu führen. 2000 - so schreibt Lucian Erdmann - im Jahrbuch des Kreises „gipfelten die Gespräche in einem fair ausgehandelten Vertrag, der vom Kreistag einstimmig gebilligt wurde.“ „Hierfür hat Becker von allen Seiten sehr viel Dank und Anerkennung erfahren“, heißt es im Jahrbuch 2002.

In den vergangenen Jahren verlor Karl-Heinz Becker nie den Kontakt zum Rheingau-Taunus-Kreis. Mit Freunden und Weggefährten tauschte er sich immer wieder bei gesellschaftlichen Veranstaltungen des Kreises aus. Der Rheingau-Taunus-Kreis wird Karl-Heinz Becker ein ehrendes Andenken bewahren.