„ProAbschluss“ arbei­tet gegen den Fach­kräfte­mangel

|

Große Darstellung

Bildungs­coaches infor­mierten Land­rat Burkhard Albers über die Möglich­keiten der Nach­qualifizie­rung von an- und unge­lernten Arbeit­nehmern

Bildungscoaches Jutta Gadamer und Venus Rosstami informierten Landrat Burkhard Albers über die Möglichkeiten der Nachqualifizierung von an- und ungelernten Arbeitnehmern

Dass Unternehmen über den Fachkräftemangel klagen, ist längst keine Neuigkeit mehr. Doch wie gelingt es, dem Mangel entgegenzuwirken? Die Bildungscoaches im Rheingau-Taunus-Kreis Jutta Gadamer und Venus Rosstami geben darauf eine Antwort: „Die Initiative ProAbschluss“. Die Initiative ist die „Nachfolgerin“ der erfolgreichen Qualifizierungsoffensive Rheingau-Taunus und wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds, des hessischen Ministeriums für Wirtschaft und der Wirtschaftsförderung des Kreises finanziert. „Der Ansatz ist neu und bietet Chancen zur Gewinnung von Fachkräften“, sagt Jutta Gadamer während der Vorstellung der Initiative bei Landrat Burkhard Albers. Zusammen mit Venus Rosstami konnte Jutta Gadamer schon über die ersten Erfahrungen berichten.

Die Bildungscoaches informierten und berieten seit der Erteilung des Auftrages im Februar 2015 bereits zirka 50 kleine und mittelständische Unternehmen im Kreis zu Möglichkeiten der Nachqualifizierung von Arbeitnehmern und deren Fördermöglichkeiten. Venus Rosstami berichtet: „Wir besuchten einem Betrieb, der der seit vielen Monaten händeringend nach einen Metallbauer gesucht hat, den er aber auf dem Arbeitsmarkt nicht fand. Alle Möglichkeiten, einen Bewerber für die Stelle zu finden, waren erfolglos verlaufen.“ Nach einer eingehenden Erläuterung, was die Initiative ProAbschluss bewirken soll, kamen die Bildungscoaches und der Chef des Betriebes ins Gespräch.

„Unser Ansatz ist, dass der Chef in seinem eigenen Unternehmen nach einem geeigneten Kandidaten schaut“, berichtet Jutta Gadamer und: „Gibt es dort vielleicht jemanden, dem zwar die passende Ausbildung fehlt, der aber schon lange im Betrieb ist, dort angelernt wurde, sich bewährt hat und dem der Chef die Übernahme der Stelle zutraut?“ Dann wäre der Anwärter für eine Nachqualifizierung gefunden.

„In den Gesprächen stellen wir dann fest, dass es bei Inhabern der Betriebe, bei den Personalchefs ein Nachdenken einsetzt, weil die vorgestellte Möglichkeit noch gar nicht in die Überlegungen eingeflossen ist“, so Gadamer. „Plötzlich spielten unsere Gesprächspartner im Kopf durch, wer im eigenen Betrieb dafür eigentlich in Frage käme.“ Dazu zählen Beschäftigte ohne Berufsabschluss; laut Experten gibt es im Kreisgebiet zirka 4.500 „Un- oder Angelernte“. Gibt es einen potentiellen Bewerber, dann beginnt die Arbeit der beiden Bildungscoaches.

Die Bildungscoachin: „Wir suchen die passenden Programme heraus, prüfen, wo und wann welche Module angeboten werden, und überlegen gemeinsam, wie die Nachqualifizierung erfolgen kann,.“ Jutta Gadamer und Venus Rosstami begleiten den Aspiranten durch die Zeit der Qualifizierung bis zum Abschluss. Die beiden Bildungscoaches der Initiative ProAbschluss arbeiten dabei eng mit dem Projekt „Quali Back“ an den Beruflichen Schulen Untertaunus (BSU) in Taunusstein-Hahn zusammen.

Die Beruflichen Schulen Untertaunus hatten im April 2014 ihr Bildungsangebot um die bundesweit einzigartige Nachqualifizierungs-Initiative „Quali back“ erweitert. Ziel des Modellprojekts ist es, mit einer beruflichen Nachqualifizierung dem Fachkräftebedarf zu entgegnen und Arbeitnehmer professionell und gezielt zu fördern, wie der damalige BSU-Schulleiter Hans-Jürgen Sommer bei der Vorstellung des Projekts berichtete. „Mit dem Modellprojekt ‚Quali back‘ haben wir hier im Rheingau-Taunus-Kreis quasi die Vorlage geboten, auf die die Initiative ProAbschluss nun aufsetzen kann“, ist Landrat Burkhard Albers auch Stolz auf das bereits Geleistete. Albers hofft nun, dass das neue Angebot angenommen wird und sich viele Unternehmen beraten lassen.

Die Bildungscoaches informieren derzeit gezielt Unternehmen aus den Branchen, für die die BSU Nachqualifizierungsangebote anbietet. Das sind etwa Berufe im Bereich Metallbe- und –verarbeitung, Wirtschaftsinformatik oder Einzelhandel. Laut Jutta Gadamer ist geplant, eine Sprechstunde für Interessenten im Rheingau, im Bereich Aar und im Idsteiner Land einzurichten. Die Kontaktdaten der Bildungscoaches im Rheingau-Taunus-Kreis lauten: Jutta Gadamer und Venus Rosstami, vhs Rheingau-Taunus e.V., Erich-Kästner-Straße 5 in Taunusstein, Telefon 06128/927782 und 06128/927724, Mailadresse bildungscoach@vhs-rtk.de.

Landrat Albers ließ sich von den Bildungscoaches Jutta Gadamer (links) und Venus Rosstami die Ziele der Initiative ProAbschluss erläutern.