Personalratsarbeit bedeutet mehr als die Organisation des Betriebsausfluges

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Christel Kopp war zwölf Jahre als Vorsitzende des Personalrates der Kreisverwaltung tätig / Nun folgt der gleitende Übergang in den Ruhestand

Christel Kopp war zwölf Jahre als Vorsitzende des Personalrates der Kreisverwaltung tätig / Nun folgt der gleitende Übergang in den Ruhestand

In den vergangenen drei Jahrzehnten bestimmten die Interessenvertretung für die Beschäftigten, das Hessischen Personalvertretungsgesetzes (HPVG), das Tarifrecht sowie „Monatsgespräche“ mit der Hausspitze weite Teile ihres (Berufs-) Lebens. „In Zukunft kümmere ich mich um meinen Nutzgarten und konzentriere mich auf die Entwicklung der gepflanzten Apfelbäume – einer davon ein Abschiedsgeschenk von Landrat Frank Kilian“, erzählt Christel Kopp. Nach 31 Jahren Personalratsarbeit in der Kreisverwaltung, davon 12 Jahre als Personalratsvorsitzende, lässt Christel Kopp ihr Berufsleben sanft ausklingen. „Ich bin noch 14 Stunden als Assistentin des Personalrates im Kreishaus tätig, um meinen Nachfolger Steffen Kunz mit meinen Erfahrungen in schwierigen (Pandemie)-Zeiten zur Seite zu stehen,“, erzählt sie.

1989 wurde Christel Kopp erstmals als Mitglied in den Personalrat der Kreisverwaltung gewählt. Zwischen 2000 und 2008 war sie freigestellte Stellvertreterin der Personalratsvorsitzenden Sieglinde Eckert, ehe sie diese Position nach deren Ausscheiden 2008 übernahm. „Viel hat sich in diesen drei Jahrzehnten verändert“, sagt Kopp und weiter: „Es waren aber auch stets spannende und interessante Zeiten, die wiederum von ganz unterschiedlichen Themen und dem jeweiligen Zeitgeist geprägt waren“, berichtet sie aus ihre Arbeit. „Als ich mit der Personalratsarbeit begann, hatte die neoliberale Idee Hochkonjunktur“.

Christel Kopp: „Dieser Zeitgeist hatte auch große Auswirkungen auf das Geschehen hier vor Ort!“ Als Beispiel nennt sie die Privatisierungsdebatte in den achtziger und neunziger Jahren, die Diskussionen um „PPP“, die Public-private-Partnership oder wie es in Deutsch heißt, eine öffentlich-private Partnerschaft. Darunter versteht man „eine vertraglich geregelte Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand und Privatwirtschaft“. Christel Kopp: „Heute wissen nur noch einige wenige Experten mit dem Kürzel ‚PPP‘ etwas anzufangen, weil PPP und die resultierende Zusammenarbeit nicht das Allheilmittel für die öffentlichen Haushalte war, für das es die Befürworter damals hielten.“

Mittlerweile haben sich die Themenschwerpunkte verschoben: „In den vergangenen Jahren ging es um Arbeitsschutz in allen Facetten, Arbeitsverdichtung und notwendige Vereinbarungen mit der Dienststelle Jetzt steht die Frage der Fachkräftegewinnung im Vordergrund und deren Bindung an eine Verwaltung.“ Ein Thema, das aber nicht nur die öffentliche Verwaltung betrifft, sondern gesamtgesellschaftlich gesehen werden muss, ist sich die ehemalige Personalratsvorsitzende sicher. Denn spezifische Aufgaben, die einer Verwaltung zugeordnet sind, müssen auch zukünftig von Fachkräften erledigt werden. „Wenn wir eine Lehre aus der Corona-Pandemie ziehen wollen, dann betrifft es die Daseinsvorsorge und dafür bedarf es einer gut ausgestatteten Verwaltung auf kommunaler Ebene“, betont sie. So merkt Christel Kopp an, dass sich gerade in der Pandemie gezeigt hat, dass der öffentliche Gesundheitsdienst eine Schlüsselrolle spielt und die Beschäftigten mit großem Einsatz diese eminente Herausforderung begegnet sind.“

Doch warum ging sie einst in den Personalrat? Da muss Christel Kopp nicht lange nachdenken: „Für mich als Arbeitnehmerin war es selbstverständlich, mich zu engagieren. Die einst errungen Rechte der Arbeitnehmer sind nicht in Eisen gegossen, sondern müssen immer wieder erkämpft und verteidigt werden.“ Zumal gab es Ende der 80er des letzten Jahrhunderts eine deutliche Aufbruchsstimmung durch den damaligen Personalratsvorsitzenden Rainer Holzhausen. „Wir wollten das Ansehen des Personalrates in der Kreisverwaltung verändern. Wir wollten zeigen, dass wir als Interessenvertretung der Mitarbeitenden mehr können, als nur den Ausflug der Kreisverwaltung zu organisieren“, ergänzt sie.

Diese Veränderung erfolgte. Christel Kopp: „In der folgenden Zeit wurden unterschiedliche Themen von den Beschäftigten an den Personalrat herangetragen. Darüber wurde auch sehr heftig gemeinsam mit der Hausspitze diskutiert. Doch am Ende standen dann der Kompromiss und eine verbindliche Entscheidung, die beide Seiten – Landrat wie Personalrat – zum Wohle der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und der Kreisverwaltung insgesamt mittragen konnten.“

Zudem hätten sich damals viele Mitstreiterinnen und Mitstreiter gefunden, die sich im Personalrat aktiv engagierten. „Diese Bereitschaft vermisse ich leider heutzutage immer öfter“, betont Christel Kopp und erinnert sich: „Früher gab es Kampfabstimmungen unter Kandidaten, weil die Zahl der Bewerber deutlich die der vorhandenen Plätze im Personalrat überstieg. Heute sieht das Bild anders aus. So verändern sich die Zeiten.“ Dabei ist es nach Ihrer Auffassung gerade in dieser Zeit so wichtig, sich für die betriebliche Demokratie und Arbeitnehmerrechte zu engagieren.

Und welche Themen werden in den kommenden Jahren wichtig? „Die Digitalisierung in ihren ganz verschiedenen Formen wird zu ‚dem Thema‘.“ Wie werden wir zukünftig zusammenarbeiten? Wie stellt sich der Arbeitsplatz von Morgen dar? Einige Experten sind sich sicher: „Die Arbeitswelt nach Corona ist eine andere.“ Es gebe viele Ideen und Konzepte, deren Umsetzung „ich verfolgen werde“, betont Christel Kopp abschließend.

Foto:
Christel Kopp im Sommer 2020 mit ihrem Nachfolger als Vorsitzender des Personalrates Steffen Kunz sowie den Mitarbeiterinnen im Personalratsbüro, Sandra Kautzner und Katharina Petri.

Christel Kopp war zwölf Jahre als Vorsitzende des Personalrates der Kreisverwaltung tätig. Nun folgt der gleitende Übergang in den Ruhestand (die Aufnahme entstand im Sommer 2020).