Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte verdienen einen Schutz

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Gesundheit

Landrat Kilian und Gesundheits-Dezernentin Merkert klären Unstimmigkeiten mit KVH-Vorstand Frank Dastych und Dr. Eckhard Starke

Landrat Kilian und Gesundheits-Dezernentin Merkert klären Unstimmigkeiten mit KVH-Vorstand Frank Dastych und Dr. Eckhard Starke

Am Ende des sehr emotionsgeladenen, aber auch konstruktiven Gesprächs via Video-Schalte herrschte Übereinstimmung bei den vier Teilnehmern, Landrat Frank Kilian, Gesundheits-Dezernentin Monika Merkert und den beiden Vorstandsmitgliedern der Kassenärztlichen Vereinigung (KVH), Frank Dastych und Dr. Eckhard Starke. Der Rheingau-Taunus-Kreis unterstützt das Anliegen der KVH mittels eines Schreibens an das hessische Innenministerium, die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte und deren Praxispersonal zeitnaher impfen zu lassen, als dies die Prioritätenliste von Bund und Land vorsieht. Dort sind niedergelassene Haus- und Fachärzte erst in der Gruppe 3 der Impfverordnung zur Impfung vorgesehen.

Gleichzeitig entschuldigte sich Dr. Eckhard Starke gegenüber Monika Merkert für seine in einer Mail gewählte, unglückliche Wortwahl. Den Inhalt gab dann wiederum eine Hausärztin aus Schlangenbad einem größeren Kreis an Personen zur Kenntnis. Alle Teilnehmer waren sich schlussendlich einig, dass solche Veröffentlichungen eine konstruktive, an der Sache orientierte Auseinandersetzung erschweren. „Wir sollten und wollen miteinander reden. Da sollten persönliche Emotionen in der Öffentlichkeit unterbleiben“, so Landrat Kilian.

Laut Dr. Starke gibt es in der Ärzteschaft großen Unmut darüber, dass „die Kolleginnen und Kollegen erst zu einem späteren Zeitpunkt geimpft werden sollen“. Es gehe der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen nicht um eine Sonderbehandlung der niedergelassenen Ärzte. Frank Dastych: „Wir wollen uns nicht an anderen in der Liste vorbeischieben!“ Laut Dr. Starke hat die KVH „gebetsmühlenartig der Landesregierung ihre Argumente vorgetragen. Einen Rücklauf gab es nicht“. Fakt ist für den KVH-Vorstand jedoch, dass die Haus- und Fachärzte sowie das Personal in den Praxen diejenigen sind, die einen hohen Schutz verdienen.

Beide erinnern an die Aussagen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, wonach sechs von sieben Corona-Patienten in Hessen von niedergelassenen Ärzten versorgt werden. Dennoch wurde diese Gruppe bei der Priorisierung für Impfungen nicht entsprechend beachtet, so der Vorwurf. Viele der Kolleginnen und Kollegen hätten sich bei der Versorgung von Patienten mit dem Corona-Virus infiziert. Andere seien in der Folge sogar an dem Virus gestorben.

Deshalb fordern Dastych und Dr. Starke eine frühzeitigere Impfung der Kolleginnen und Kollegen ein. Angesichts des Ärztemangels und der nie dagewesenen Herausforderung der Pandemie werde jede einzelne Praxis gebraucht. Zudem entziehen sich die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten nicht ihrer Verantwortung. „Viele richteten im vergangenen Sommer eine Corona-Test-Praxis in ihren Räumlichkeiten ein“, so Dastych und: „Die Ärztinnen und Ärzte tun  alles dafür, dass die Pandemie von der Basis her bekämpft wird.“ Dem stehen die Richtlinien des Robert-Koch-Instituts entgegen, die lauten: Aufgrund der aktuell begrenzten Impfstoffverfügbarkeit soll die Impfung gegen das neue Corona-Virus vorerst nur Personengruppen angeboten werden, die ein besonders hohes Risiko für schwere oder tödliche Verläufe einer Covid-19-Erkrankung haben oder die beruflich entweder als besonders exponiert gelten oder engen Kontakt zu vulnerablen Personengruppen haben.“

Landrat Frank Kilian und Gesundheits-Dezernentin Monika Merkert wiesen in diesem Zusammenhang auf die momentanen bundesweiten Lieferengpässe beim Impfstoff hin. „Auch als Landkreis erhalten wir derzeit nur ein ganz geringes Kontingent an Impfstoff“, so Monika Merkert. Dieses reiche nur für die Seniorinnen und Senioren in den Alten- und Pflegeeinrichtungen im Kreisgebiet für die Erst- und Zweitimpfung. Im Bund werde die Prioritätenliste –laut Medienberichten - neu überdacht. Deshalb gelte es gemeinsam mit der Politik nach Lösungen zu suchen, damit die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte schneller geimpft werden, als bisher angedacht.