"Nicht die Menschen müssen weichen, sondern die Bahn muss weg"

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Bahnlärm

In Lorchhausen gründete sich eine Bürgerinitiative gegen den Bahnlärm / Auftritt bei Bahnlärm-Demo



"Nicht die Menschen müssen weichen, sondern die Bahn muss weg", sagt Sandra Pohl, deren Vorfahren seit etwa 18

In Lorchhausen gründete sich eine Bürgerinitiative gegen den Bahnlärm / Auftritt bei Bahnlärm-Demo

"Nicht die Menschen müssen weichen, sondern die Bahn muss weg", sagt Sandra Pohl, deren Vorfahren seit etwa 1845 in Lorchhausen wohnen. Ihr Haus steht direkt an der Bahnstrecke, sie ist also mit der Bahn groß geworden. "So extrem wie in den vergangenen fünf, sechs Jahren war es zuvor nicht." Was sie mit "extrem" bezeichnet, ist der Bahnlärm, der immer höhere Lärmwerte erreichen, die immer kürzere Distanz zwischen den Güterzügen und die zunehmende Intensität der Erschütterungen durch die Bahn, die immer wieder Risse an den Häusern entstehen lassen. Sandra Pohl hat es inzwischen statt, tatenlos dem Treiben der Bahn zuzuschauen.

Sandra Pohl und Jürgen Dahlen haben im März gemeinsam mit den Mitstreitern Andreas Nies, Markus Mayer, Nicole Kunz, Axel Dreis, Mario Lichocki und Michael Jung eine kommunale Bürgerinitiative gegen den Bahnlärm im Lorcher Ortsteil gegründet. "Wir wollen aufrütteln, nicht untätig bleiben", betont Jürgen Dahlen. Allen Mitgliedern ist gemein, dass sie Häuser direkt an der Bahnstrecke besitzen, dass sie Familie und Kindern haben. "Wir haben in Lorchhausen unsere Wurzeln, Freunde, Bekannte - das ist unsere Heimat, aus der wir nicht so einfach vertrieben werden wollen", so Dahlen. Deshalb wolle die Gruppe nicht von einem Logenplatz den Aktionen der Bürgerinitiative im Mittelrheintal gegen Umweltschäden durch die Bahn zuschauen, sondern selbst mithelfen, die Mitbürgerinnen und Mitbürgern informieren und mobilisieren, damit diese nicht resignieren.

"Wir sind entsetzt über den Umgang der Bahn AG mit den Menschen hier im Rheingau und im Mittelrheintal", so Pohl und Dahlen. Als jüngstes Beispiel für das Taktieren der Bahn bezeichnen beide "die Ruhe auf der Bahnstrecke" während des Besuches der Delegation des EU-Projektes CODE24 an der Lärmmessstation in Rüdesheim-Assmannshausen. "Ich war überrascht über die plötzliche Ruhe, die rund zwei Stunden andauerte; gerade einmal zwei Güterzüge - jedoch mit moderner Ausstattung - fuhren in dieser Zeit Richtung Koblenz", erzählt Sandra Pohl und weiter: "Am Nachmittag und in der Nacht folgte dafür dann aber Zug auf Zug - da musste die Bahn AG ‚wohl ihren Fahrplan für Güterzüge wieder aufholen'." Die Lärmbelästigung war dann unerträglich. Und Jürgen Dahlen ergänzt: "Wer glaubt denn in solchen Fällen noch an Zufall. Scheinbar dürfen, wenn sich hohe politische Entscheidungsträger im Rheingau befinden, keine Güterzüge fahren."

Solche "Aktionen" sorgen nach Auffassung der Anti-Bahnlärm-Aktivisten für Empörung in der Bevölkerung. "Wir wollen uns dagegen mit legalen Mitteln wehren, weil sich die Aufgabe lohnt, um die eigene Heimat zu kämpfen." Deshalb hat sich das Oktett zusammengetan. "Wir wollen nicht zuschauen!", mahnt Sandra Pohl immer wieder. Ein freiwilliger Wegzug aus Lorchhausen kommt für sie und ihre Mitstreiter deshalb auch überhaupt nicht in Frage. Der Mensch dürfe sich nicht wirtschaftlichen Interessen bedingungslos unterwerfen, wie es die Bahn AG und die Bundesregierung vielleicht wolle. Von Berlin käme zu oft der Hinweis: Wenn Ihr den Lärm nicht aushaltet, dann zieht halt weg! Dahlen: "Das ist für mich keine Alternative, weil ich in Lorchhausen sozial verwurzelt bin, weil durch die Bahn meine Immobilie keinen Wert mehr hat."

Aus diesen Gründen haben die Acht die Gruppe gegen Bahnlärm in Lorchhausen gegründet. Und sie werden bei der Bahnlärm-Demonstration am 12. Mai 2012, Beginn der Demonstration ab 12.30 Uhr (Treffpunkt ab 12.00 Uhr an der Rheinhalle in Rüdesheim am Rhein), auf ihre Anliegen und die daraus resultierenden Forderungen aufmerksam machen. Für ihren Auftritt haben sie eine besondere Aktion einstudiert. Sandra Pohl: "Wir sind derzeit dabei, unsere Nachbarn, Freunde und Mitbewohner in Lorchhausen zu mobilisieren, damit sie an der Bahnlärm-Demo teilnehmen. Wir brauchen jeden, um den Verantwortlichen in Berlin klar zu machen, dass die Güterzüge raus aus dem Rheintal gehören und auf eine Ausweichtrasse verlagert werden müssen."