Neue Analyse zur ärztlichen Versor­gung: Rheingau-Taunus-Kreis nach wie vor gut versorgt

|

Gesundheit

Mit Medizinischen Versorgungs­zentren und Weiterbildungs­verbünden die Versorgung auch in der Zukunft sichern

Mit Medizinischen Versorgungszentren und Weiterbildungsverbünden die Versorgung auch in der Zukunft sichern

„Als ich das Dezernat 2006 übernommen habe, war die Sicherung der ärztlichen Versorgung in unserer Region noch kein Thema“, erinnert sich Monika Merkert, Gesundheitsdezernentin des Rheingau-Taunus-Kreises. Gut zehn Jahre liegt das zurück. Seitdem hat sich die Situation geändert. „Erfreulich ist, dass in jeder Kommune Hausärzte niedergelassen sind. Dank vorbildlichem Engagement konnten vor einiger Zeit in Aarbergen und kürzlich auch in Hohenstein-Breithardt Nachfolger für die ausgeschiedenen Hausärzte gefunden werden. Eine größere Dichte von Hausärzten wäre für die Mittelbereiche Idstein und Taunusstein wünschenswert“, so die Dezernentin nach Vorlage der neuesten Analyse der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) zur ambulanten medizinischen Versorgung im Rheingau-Taunus-Kreis.
Die aktuelle Auswertung der Zahlen zur ambulanten Versorgung im Rhein-Main-Gebiet richtet den Blick auf die derzeitige und künftige ambulante Versorgungslage sowie auf verlässliche demografische Daten. Laut KV sind in den Planungsbereichen Idstein und Taunusstein Neuniederlassungen von Hausärzten möglich, während in den Planungsbereichen Bad Schwalbach, Eltville, Rüdesheim und Geisenheim eine statistische Überversorgung besteht.
In der wohnortnahen fachärztlichen Versorgung ist das Kreisgebiet bei allen Fachgruppen statistisch überversorgt. Der höchste Versorgungsgrad ist mit mehr als 220 Prozent für die Chirurgie festzustellen.
Das Durchschnittsalter der Hausärzte liegt bei 55 Jahren und bei den Fachärzten bei 53 Jahren. Trotz guter Versorgung und oft verlängerter Berufstätigkeit der Ärzte über das 65. Lebensjahr hinaus, ist im Hinblick auf das Jahr 2030 mit erheblichem Nachbesetzungsbedarf zu rechnen. Bei den allgemeinen Fachärzten ist ein besonderes Augenmerk auf die Fachgruppe der Urologen zu richten, wo bis zum Jahr 2030 alle Ärzte altersbedingt ausscheiden könnten.
Zur Sicherung einer wohnortnahen, flächendeckenden medizinischen Versorgung in Hessen stellen die Kassenärztliche Vereinigung Hessen, die Landesverbände der Krankenkassen und die Ersatzkassen in Hessen für die Jahre 2015 bis längstens 2018 jährlich Haushaltsmittel zur Förderung der Ansiedlung von Ärztinnen und Ärzten in Gebieten mit einem besonders definierten lokalen oder regionalen Versorgungsbedarf zur Verfügung. Im Mittelbereich Idstein werden zum Stand 28. April 2016 bis zu fünf hausärztliche Arztsitze gefördert.
Merkert: „Die Herausforderung wird darin bestehen, Nachwuchsärzte für eine Niederlassung im Landkreis zu gewinnen. Die flächendeckende ärztliche Versorgung im Landkreis können wir nur in Kooperationen sichern. Hierfür müssen wir weiterhin Informationen über den Landkreis bieten, familienfreundliche Anreize für eine Ansiedlung oder eine Praxisübernahme geben und für den Standort werben. Eine gute ärztliche Versorgung ist ein wichtiger Mosaikstein für eine dauerhaft gesicherte medizinische Versorgung der immer älter werdenden Menschen.“
Mittlerweile kann über Weiterbildungsverbünde flächendeckend eine attraktive Fortbildung im Bereich Allgemeinmedizin im Verbund angeboten werden. Die Weiterbildungszeiten können sich durch organisatorische Straffung der Anerkennungszeiten in verschiedenen Fachgebieten verkürzen. Junge Hausärzte würden dann dem Gesundheitswesen früher zur Verfügung stehen. Und wenn diese sich für eine Niederlassung in einer hessischen Region mit einem Versorgungsbedarf entscheiden, können sie von der Kassenärztlichen Vereinigung und den Krankenkassen ein Startkapital von bis zu 55.000 Euro erhalten.
So verknüpfe ein Weiterbildungsverbund im Landkreis mit einigen niedergelassenen Ärzten im Rheingau und dem St. Josefs-Hospital in Rüdesheim die Weiterbildung in der Klinik und Allgemeinpraxen des Kreises, so Monika Merkert.
Die Gründung von Medizinischen Versorgungszentren sollte ausgeweitet werden. Sie wären eine gute Alternative zur Einzelpraxis. Hier könnten sowohl freie, als auch angestellte Ärzte tätig werden, die beispielsweise Wert auf eine geregelte Arbeitszeit legen. Die Möglichkeit der Anstellung von Vertragsärzten oder von Ärzten in einem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) spiele eine wichtige Rolle, zumal von Ärztinnen, die rund zwei Drittel aller Absolventen des medizinischen Hochschulstudiums bilden, ein solches Angestelltenverhältnis oftmals gewünscht werde, so Merkert.