Mitarbeiterinnen der Naturschutzbehörde reinigen in ihrer Freizeit Quarzklippe „Altenstein“

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Naturschutz, Landschaftsschutz, Gewässerschutz

Naturdenkmal ist von dem gesellschaftlichen Statement eines Anonymus befreit / Legenden ranken sich um die Erhebung und den nahen Ringwall

Naturdenkmal ist von dem gesellschaftlichen Statement eines Anonymus befreit / Legenden ranken sich um die Erhebung und den nahen Ringwall

Die Quarzklippe „Altenstein“ in der Gemarkung von Taunusstein zählt zu den Naturdenkmälern im Kreis und dies schon seit dem Jahr 1949. Eine solche Einstufung käme dem „normalen“ Betrachter auf den ersten Blick gar nicht in den Sinn, stellt der sich unter einem Naturdenkmal doch vor allem Bäume vor, die 200, 300 Jahre alt sind oder noch älter, vielleicht eine prägnante Wiese mit speziellen Wildkräutern oder eine Allee mit markanten, seltenen Bäumen am Rande. Doch beim genaueren Hinsehen bemerkt der Betrachter, dass von der Erhebung und dem von Heimatforschern vermuteten, nahegelegenen Ringwall etwas Mystisches ausgeht. Darauf verweist jedenfalls Heinz Wilhelmi, der die Homepage über die Geschichte von Hahn unter www.hahn-taunus.de im Internet betreut und die Klippe und ihre Geschichte beschreibt.

Vielleicht suchte gerade wegen dieser Legenden ein Anonymus im vergangenen Sommer die Quarzklippe auf, um eine kurze Aussage mit weißer Farbe auf den Felsen zu pinseln. Nachdem die Verwaltung auf diesen Frevel aufmerksam gemacht wurde, versuchten Mitarbeiterinnen der Unteren Naturschutzbehörde den Felsen ohne Hilfsmittel zu reinigen. Dies brachte jedoch nicht den gewünschten Erfolg. Es musste zu härteren Mitteln wie „Abbeizer“ gegriffen werden. Da diese wiederum nur bei warmen Temperaturen den gewünschten Erfolg zeigen, verschob sich die Reinigung des Naturdenkmals. Am 9. April 2020 war es soweit. Mit „Abbeizer“, Pinsel, Drahtbürste, Putzlumpen und Wasser wurde die Klippe komplett von den Beschriftungen gereinigt. Dabei stellte die Untere Naturschutzbehörde fest, dass „unbekannte Helfer“ bereits Teile der weißen Farbe entfernt hatten. Umwelt-Dezernentin Dr. Heidrun Orth Krollmann zeigte sich erfreut: „Die Untere Naturschutzbehörde sagt hier vielen Dank!“

Wer Näheres über die Quarzklippe „Altenstein“ wissen will, ist die genannte Homepage empfohlen. Hier nur einige Details: Gestalt und Ausmaß des Altensteins sind heute kaum noch zu erkennen, da er sein ursprüngliches Aussehen bei der „Gewinnung von Steinen für die neue Straße im Aartal“ in der Mitte des 19. Jahrhunderts größtenteils eingebüßt hat. „Eine anschauliche Beschreibung der Erhebung vor und während des „Pflastersteinbrechens“ liefert ein Schriftwechsel zwischen dem Archivrat von Preußen und dem Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung aus dem Jahre 1857“, so Wilhelmi in seinen Ausführungen.

Demnach war der Altenstein in jeder Zeit noch ein „10 - 12 Fuß“ höherer und breiterer würfelförmiger Quarzitfelsen, der sich durch seine Form und seine nächste Umgebung als „eines der merkwürdigsten Denkmäler der deutschen Vorfahren“ gedeutet werden kann. Nach von Preußens Beobachtungen ist der Felsblock von Menschen ausgegraben und „ringsherum von der Erde befreit“ worden. Mit dem Material füllten unserer Vorfahren dann die Umgebung auf, so dass eine Art Wall mit zum Altenstein abfallenden Gelände entstanden ist.

Es wird zudem auf Mystik und Legenden verwiesen. Als „Relikt dieser heidnischen Zeit“ könnte dann noch die um 1900 übliche Ausrichtung eines Festes auf dieser Taunuserhebung angesehen werden, so die Aussagen von Heinz Wilhelmi. Damals trafen sich am zweiten Pfingsttag die Einwohner von Wehen, Hahn und Bleidenstadt zu einem großen Volksfest rund um den Quarzitfelsen. Auf dem oben abgeplatteten Felsblock war ein Tanzboden aufgebaut, zu dem eine breite Treppe (die ein Zwischenpodest hatte) führte. Die Bewirtung der Festgäste wurde von den ortsansässigen Gastwirten der Ortschaften im jährlichen Wechsel übernommen. Neben diesem jährlichen Treiben war der Altenstein bis in die 30er Jahre ein beliebtes Ausflugsziel.

Die bereits erwähnte vermutete Ringwallanlage in der Nähe des Altensteins wird den einstigen „Keltischen Wall- und Fliehburgen“ zugerechnet. Flucht und Fliehburgen waren eine für die Bewohner der Region „lebenswichtige“ Einrichtung. Gegen die umherziehenden Horden konnte sich die heimische Bevölkerung, wenn überhaupt nur mühsam schützen. Daher wurde nach einem geeigneten Ort gesucht, der leicht zu einer Verteidigungsanlage ausgebaut werden konnte. Wilhelmi: „Da schon 800 - 400 vor Christus die Gegend der ‚Oberen Aar‘ von Kelten bewohnt war, wie Funde aus der Gegend um den Zugmantel und der Hühnerstraße beweisen, liegt diese Deutung der ‚Ringwallrest‘ beim Altenstein nahe. Eine andere Deutung geht dahin, dass es sich bei der gesamten Anlage des Altensteins um eine Opferstätte aus heidnischer Vorzeit handeln könnte, wobei der Platz um den Felsen auch als gemeinsame Versammlungsstätte gedient haben könnte.“

Die Quarzklippe „Altenstein“ wurde laut Orna Behrendt von der Unteren Naturschutzbehörde mit der „sechsten Nachtragsverordnung zur Sicherung von Naturdenkmalen im Untertaunuskreis vom 25. November 1949 am 3. Dezember 1949 als Naturdenkmal unter Schutz gestellt (in anderen Unterlagen wird vom Jahr 1986 gesprochen). Die Quarzklippe „Altenstein“ besteht aus Taunusquarzit, einem quarzig gebundenen Sandstein devonischen Ursprungs. Der Taunusquarzit ist ein äußerst harter Stein, der nur gering verwittert. Hierzu noch eine Information vom Landesamt für Bodendenkmalpflege: Der Taunusquarzit ist aus Sedimenten des Unterdevons (vor 400 Millionen Jahren) entstanden. Das flache Schelfmeer mit seinen hellen, klaren, küstennahen Sanden wurde in der variskischen Geosynklinale aufgefaltet - so hoch wie das Gebirge der Alpen. Die Verwitterung während des Tertiärs schob den Schiefer ab, zurück blieb der Härtling „Taunusquarzit“.

Wegen dieser Geschichte und zum Schutz wurde die Quarzklippe „Altenstein“ 1949 zum Naturdenkmal ernannt. „Nun erstrahlt der Altenstein wieder in seinem natürlichen Glanz – das erfreut auch die Wanderer“, betont Dr. Heidrun Orth-Krollmann.

Die Quarzklippe „Altenstein“ wird von dem Schriftzug durch die Mitarbeiterinnen der Unteren Naturschutzbehörde befreit.