Mit „kostbaR“ zurück in den Arbeits­markt

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ProJob

In Maß­nahme der ProJob GmbH kämpfen Langzeit­arbeitslose mit „multiplen Vermittlungs­hemmnissen“ gegen Vorur­teile an / Motiviert und engagiert

Landrat Albers: In Maßnahme der ProJob GmbH kämpfen Langzeitarbeitslose mit „multiplen Vermittlungshemmnissen“ gegen Vorurteile an / Motiviert und engagiert

Von „multiplen Vermittlungshemmnissen“ wird im Amtsdeutsch immer öfter im Zusammenhang mit Langzeitarbeitslosen gesprochen. Damit ist deren Möglichkeit gemeint, wieder in den Arbeitsmarkt integriert zu werden. Im Klartext heißt dies, dass diese Personen beispielsweise unter chronischen Erkrankungen leiden, schlechter qualifiziert oder stark übergewichtig sind, dass das soziale Umfeld zerrüttet ist oder die letzte Erwerbstätigkeit lange zurückliegt, um einige mögliche „Hemmnisse“ zu nennen. „Dieser Personenkreis hat in einem Bewerbungsverfahren oft keine Chance, obwohl die geforderten Qualifikationen für einen Job durchaus vorhanden sein können“, betont Landrat Burkhard Albers. Die Konsequenz ist, dass diese Langzeitarbeitslosen extrem verunsichert im Hinblick auf ihre Stärken und Kompetenzen sind, sich oftmals nutzlos und aussortiert fühlen. „Sie müssen oft gegen Vorurteile ankämpfen.“

Landrat Albers: „Wir setzen diesen angeblichen vorhandenen multiplen Vermittlungshemmnissen nun die Maßnahme ‚kostbaR‘ entgegen, die am 2. September in Idstein an den Start ging.“ Und die Projektmitarbeiterin Katja Rüther-Reese ergänzt: „Es geht darum den genannten Personenkreis aus dem Teufelskreis der Dauerarbeitslosigkeit zu holen, ihnen eine sinnvolle Arbeit zu geben und dadurch Motivation und Selbstbewusstsein bei jedem Einzelnen wieder aufzubauen.“ Die Vorgabe scheint aufzugehen, ist die Mitarbeiterin der ProJob Rheingau-Taunus GmbH doch voll des Lobes über das bisher gezeigte Engagement: „Die Teilnehmer, die vom Fallmanagement des JobCenters ausgesucht wurden, sind überaus motiviert und bringen sich mit ihren vorhandenen Fähigkeiten ein, weil wir sie so nehmen, wie sie sind.“ Denn wer übergewichtig ist, kann zwar in seinem Bewegungsablauf eingeschränkt, aber trotzdem ein flinker und guter Organisator sein, der Konzepte entwickelt und diese dann schnell umsetzt.

Doch warum der Name „kostbaR“? Den Namen haben sich die Mitarbeiter des JobCenters in der Kreisverwaltung überlegt. Katja Rüther-Reese: „Mit den ersten zehn Teilnehmern der Maßnahme wurde in einem ersten Schritt darüber gemeinsam nachgedacht, welche Vorstellungen sie mit dem Namen verknüpfen. Die Teilnehmer wollen zum Ausdruck bringen, dass jeder Mensch wertvoll und kostbar ist. Das große R am Ende steht für das Recycling von Waren, die die Teilnehmer in den einzelnen Bereichen vornehmen sollen.“ Ziel des Projektes bleibt, Menschen, die sehr gerne wieder in den Arbeitsmarkt eingegliedert werden möchten, dies aus unterschiedlichen Gründen (z.B. psychische Erkrankungen) nicht geschafft haben, mit dem Projekt und der Arbeit innerhalb des Projektes gezielt zu stärken und so den Wiedereinstieg in den Job zu ermöglichen. Der Landrat: „Die Arbeitskraft dieser Menschen und diese Menschen selbst sind kostbar.“

„Wie dies auch in vielen weiteren Projekten bundesweit geschieht, müssen wir uns verstärkt darauf konzentrieren, Langzeitarbeitslose fit für den ersten Arbeitsmarkt zu machen“, so Albers. Es machewirklich keinen Sinn, Erwerbslosigkeit zu finanzieren. Albers: „Wir wollen, dass diese Menschen in sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse gelangen.“
 
Mit den motivierten und engagierten Teilnehmern bauen die Mitarbeiter der ProJob GmbH nun die Projektbereiche „Second-Hand-Verkauf rund ums Baby und Kind“, „Fahrradwerkstatt“ und die „Nähstube“ auf. „In den ersten Tagen haben die Teilnehmer der Maßnahme ein Logo zum Projekt entwickelt, die Räume gestaltet und den Verkaufsraum des Second-Hand-Verkaufs fertig gestellt“, erzählt Katja Rüther-Reese. Die „Nähstube“ ist bereits in Betrieb, einzelne Modelle und Muster sind schon erstellt. In Planung ist ein Stand auf dem Idsteiner Weihnachtsmarkt, um mit den Produkten in den Verkauf zu gehen. Die Fahrradwerkstatt ist im Aufbau und soll schon bald öffnen. Derzeit arbeiten die Teilnehmer an dem Logo zu „Re-cycle-baR“ und an den Reparaturbögen, Zeitaufwand und Kalkulationen für die einzelnen Reparaturen.

Zur Unterstützung stehen Fachanleiter für die beiden Bereiche Verkauf und Werkstatt zur Verfügung, die alle Kompetenzen in diesen Bereichen vermitteln. Gleichzeitig findet ein enges individuelles Coaching mit den beiden Sozialpädagogen statt. Darüber hinaus sind Schulungen in MS Office und Bewerbercoaching vorgesehen. Gleichzeitig ist eine Teilqualifikation im Bereich Zweiradmechaniker geplant.

 Mit dem „Second-Hand-Verkauf rund ums Baby und Kind“ sollen vor allem Eltern angesprochen werden, die für preiswerte Kinderartikel dankbar sind, weil sie sich in einer vergleichbaren Lebenssituation wie die Projektteilnehmer befinden. Das Projektteam weist darauf hin, dass die Angebote keine Konkurrenz zu privaten oder ehrenamtlichen Initiativen darstellt.

Laut Thomas Kaufmann von der ProJob GmbH sind bereits erste Kleiderspenden eingegangen. Nun warten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehnlichst auf den Startschuss zur Verkaufseröffnung – voraussichtlich am 15. Oktober. Um ein möglichst gut sortiertes Angebot bieten zu können, werden noch weitere Kleiderspenden benötigt. Die Projektmitarbeitenden nehmen ab sofort, vormittags von 8:00 bis 12:30 Uhr die Spenden von Kinderkleidung bis Größe 146 und Spielsachen entgegen. Ansässig ist das Projekt in der Black-und-Decker Straße 28 in Idstein. Gerne werden die Spenden auch abgeholt.

Für Fragen steht das ProJob-Team unter 06126-9580684 (Herr Kaufmann) und 06126-9580685 (Frau Rüther-Reese) zur Verfügung.