Milchmädchenrechnung und Horrorszenario von der Bahn AG

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Bahnlärm

Landrat Albers und Rheingau-Bund-Sprecher Ottes verwundert über Bruch von Absprachen zum Stillschweigen / Tempolimit muss kommen



Vorsichtig umschrieben verwundert zeigen sich Landrat Burkhard Albers und der Sp

Landrat Albers und Rheingau-Bund-Sprecher Ottes verwundert über Bruch von Absprachen zum Stillschweigen / Tempolimit muss kommen

Vorsichtig umschrieben verwundert zeigen sich Landrat Burkhard Albers und der Sprecher des Rheingau-Bundes gegen Bahnlärm, Karl Ottes, über den Bruch von Absprachen durch die Bahn AG. "Hinter den verschlossenen Türen der letzten Sitzung des 'Beirates leiseres Mittelrheintal' wurde festgelegt, dass über die von der Bahn AG zum ersten Mal vorgetragenen Argumente gegen die Reduzierung der Geschwindigkeit für Güterzüge erst in der kommenden Sitzung des Beirates gesprochen wird", so Ottes. Nun habe die Bahn AG die möglichen Auswirkungen bereits in einer eigenen Pressemitteilung veröffentlicht. "Das ist ein deutlicher Vertrauensbruch der Bahn AG", urteilt Ottes.

Der Beirat habe sich ausbedungen, erst in der nächsten Sitzung dazu Stellung zu beziehen. "Denn niemand konnte in der kurzen Zeit die von der Bahn AG vorgelegten Zahlen und Szenarien auf ihre Korrektheit überprüfen", betont Landrat Albers. Laut der Pressemitteilung der Bahn zeigt die Untersuchung "die Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit des Schienengüterverkehrs" bei einer Reduzierung der Geschwindigkeit. Weiter heißt es: "So führt eine Absenkung auf lärmbelasteten Abschnitten zu deutlichen Kapazitäts- und Qualitätseinbußen und damit zu einer Verlagerung der Verkehre auf die Straße". In einer Zeitung wird die Bahn zitiert: Durch ein Tempolimit käme es zu "rund drei Millionen zusätzliche Lastwagenfahrten".

Als "eine Milchmädchenrechnung und ein das Malen eines Horrorszenario" bezeichnet Landrat Albers diese Zahl. Albers: "Sie berücksichtigt die Rahmenbedingungen nicht, denn schließlich würde diese Verlagerung auf die Straße zu riesigen Staus auf unseren Autobahnen führen und dann kommt kein Lastwagen voran." Der Versuch der Bahn, mit ihrer Auffassung als erstes an die Öffentlichkeit zu gehen, sei einfach zu durchschauen. "Die Bahn will die Autofahrer gegen die bahnlärmgeplagten Menschen ausspielen. Denn schließlich ist das Auto noch immer des Deutschen liebstes Kind", so der Landrat. Die Bahn wolle deshalb Stimmung gegen die erforderlichen Maßnahmen, wie das Tempolimit und Nachtfahrverbot für Güterzüge betreiben. Deshalb habe sie auch das verabredete Stillschweigen gebrochen.

"Ein Ausspielen der Interessen der Menschen in unserem Land, die einerseits Mobilität wollen und andererseits aber auch ihr Recht auf körperliche Unversehrtheit einfordern, ist von der Bahn AG als schändlich zu bezeichnen", betonen Albers und Ottes. Das Verhalten der Bahn zeige aber deutlich, dass es ihr ganz alleine um das eigene wirtschaftliche Wohlergehen geht. Die Bahn AG sei auch nach der Beinahe-Katastrophe des leeren Autotransporters auf dem Teilstück zwischen Lorch und Rüdesheim am vorletzten Sonntag noch nicht zur Besinnung gekommen. "Die Bahn scheint solche Unfälle ignorieren zu wollen."

Bei so einer indiskutablen Haltung müssten nun all jene zusammenstehen, denen Menschlichkeit noch kein Fremdwort ist. "Wer etwas für die Menschen auf der gesamten Rheinstrecke zwischen Basel und der holländischen Grenze tun möchte, muss jetzt einhellig den Bau der Alternativtrasse fordern. Der Güterverkehr muss raus aus dem Rheingau und dem Mittelrheintal", betont Landrat Albers. Der Bahn AG müsse zudem klar gemacht werden, dass sie sich durch solche Äußerungen immer mehr dazu beiträgt, nicht mehr als ernstzunehmender Gesprächspartner anerkannt zu werden.