„Lyrik? - das ist ja mal ein Ding!“

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Kultur

Landrat Frank Kilian überreicht Kulturpreis 2019 des Kreises in der Sparte „Literatur“ an Andreas Berg / Espritreiche Laudatio von Jürgen Dusch und Sascha Kircher

Landrat Frank Kilian überreicht Kulturpreis 2019 des Kreises in der Sparte „Literatur“ an Andreas Berg / Espritreiche Laudatio von Jürgen Dusch und Sascha Kircher

„Lyrik? - das ist ja mal ein Ding!“ Sascha Kircher ließ jenen Moment Revue passieren, in dem er „in der gut gefüllte Kiste“ auf die Werke von Andreas Berg stieß. Erstmals in die Jury für den Kulturpreis des Rheingau-Taunus-Kreises berufen, zeigte sich der Redakteur des Wiesbadener Kuriers schon überrascht einen Lyriker unter den Vorgeschlagenen zu finden. Schließlich war das Schreiben von Gedichten zuletzt in den 80er und 90er Jahren „in“, wie nicht nur Kircher bestätigt. Auch Andreas Berg weiß, dass es „die Lyrik heute wieder sehr schwer hat“. „Lyriker kämpfen ums Überleben“, so Andreas Berg, der aber den Sprung geschafft hat, hin zum Schriftseller. Als solcher hat der Wallufer das Buch mit dem Titel „Schabbat Schalom an der Seine - Rückblende einer verpassten Liebe“ verfasst, mit dem Andreas Berg für den Kulturpreis 2019 des Rheingau-Taunus-Kreises in der Sparte „Literatur“ vorgeschlagen wurde.

Nach einer konstruktiven, intensiven und jederzeit fairen Debatte und einem knappen Votum setzte sich Andreas Berg gegen „eine starke Konkurrenz“ durch. „Sie waren der Beste. Es gibt jedoch noch viele Gute in unserem Kreis“, erklärte Landrat Frank Kilian bei der Überreichung des mit 3.000 Euro dotierten Preises, den der Kulturfonds Rheingau-Taunus, dessen Vorsitzender Kilian ist, seit 1994 in fünf verschiedenen Sparten vergibt. Die Bedeutung des Preises zeigte sich auch in der Anzahl der Bewerbungen: 15 Vorschläge gingen bei der Kulturbeauftragten des Kreises, Sabine Stemmler-Heß ein.

Jeder habe den Preis verdient, so der Landrat, der sich auch bei den fünf Mitgliedern der Jury, Heike Leneke, Sascha Kircher, Jürgen Dusch, Lothar Wiesemann und Dr. Christoph Zehler für ihr engagiertes Wirken bedankte. „Denn vor dem Votum hatte die Jury eine Vielzahl von Büchern zu lesen. Manche Autorin, bzw. mancher Autor hatte mehr als ein Werk eingereicht“, so der Landrat, der in seiner Ansprache dann auch auf die Bedeutung der Literatur für eine aufgeklärte Gesellschaft einging.

Kilian: „Wie sehe eine Welt ohne Bücher aus … Ich will mir dies erst gar nicht vorstellen. Bücher geben uns so unendlich viel. Deshalb ist der Rheingau-Taunus-Kreis auch führend in der Leseförderung. Ich möchte auf unser Lesefest - Initiatorin Frau Sabine Stemmler-Heß - verweisen, bei dem wir Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geben, mit der Welt der Bücher in Berührung zu kommen. Schließlich ist Lesekompetenz ein wichtiger Faktor für die weitere Entwicklung jedes einzelnen Menschen.“ Seit Erfindung des Buchdruckes seien Milliarden von Büchern erschienen. „Uns liegen Bücher in ganz unterschiedlichen Genres, ob Roman, Biografie, Belletristik, Kinder- und Jugendliteratur, Geschichts- oder Fachbuch vor. Und jedes Jahr kommen neue hinzu, denn unter uns sind Menschen, die der Gesellschaft etwas zu berichten haben“, so Kilian. So sei trotz aller Unkenrufe „die Bindung zur Literatur unzerstörbar“. Wer in die größeren oder auch kleineren Buchhandlungen unserer Region schaue, der „erkennt schnell, Bücher begeistern Jung und Alt und das ist gut so!“

Auch der Erste Beigeordnete der Gemeinde Walluf, Randolf Heß, ging auf die Bedeutung von Literatur und den Schriftstellern ein: „Autorinnen und Autoren nehmen im Gegensatz zu anderen Menschen ihre Gedanken und Gefühle an, fassen sie in Worte und machen sie für die Allgemeinheit erlebbar.“ Dieser eröffneten sie Welten und helfen nicht selten, so Heß, „uns selbst und die Welt, in der wir leben, besser wahrzunehmen und besser zu verstehen“. Walluf sei sehr stolz, einen Kulturpreisträger in den eigenen Reihen zu wissen.

Jürgen Dusch und Sascha Kircher oblag es dann in einem sehr kurzweiligen, humorvollen Dialog, den neuen Kulturpreisträger und seine Werke vorzustellen. Laut Dusch ist Andreas Berg „ein vielseitiger Autor, „sozusagen der Idealfall eines Preisträgers“. Seine Werke seien weit entfernt vom allgemeinen, aktuellen Mainstream. Bereits mit 17 Jahren schrieb Andreas Berg seine ersten Gedichte. 1980 erschienen vier Lyrik-Bände. Nach einer längeren Schaffenspause veröffentlichte Andreas Berg 2015 seine Erzählung „Jerusalemblues“ und im gleichen Jahr den Roman „Schabbat Schalom an der Seine - Rückblende einer verpassten Liebe“.

Andreas Berg dankte in seinen Ausführungen für die Überreichung des Kulturpreises 2019. Dies sei für ihn eine große Ehre und zugleich Motivation. Gleichzeitig stellte er fest: Literatur und Schreiben ist eine Liebe“. „Die Vergabe von Kulturpreis hat eine große Bedeutung, weil damit der Fokus auf die Autorinnen und Autoren gerichtet wird.“ Anschließend las Andreas Berg Passagen aus „Jerusalemblues“. Dabei begleitete ihn Steph Winzen auf dem Saxophon, was das Gesagt noch einmal auf eine besondere Art unterstrich.

Landrat Frank Kilian (links) überreichte Andreas Berg (4. von rechts) den Kulturpreis 2019 des Rheingau-Taunus-Kreises in der Sparte „Literatur“.