Lob für Betreuungszüge

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Ausländerwesen

„In den vergan­genen Wochen wurde riesiges Potential an Hilfsbereit­schaft geweckt“ / Landrat Burkhard Albers besucht Notunter­kunft in Wiesbaden-Naurod / Dank an die ehren­amtlichen Mitglieder

Landrat Burkhard Albers besucht Notunterkunft in Wiesbaden-Naurod / Dank an die ehrenamtlichen Mitglieder der Betreuungszüge aus dem Rheingau-Taunus-Kreis

Seit eineinhalb Wochen stehen sie im Einsatz. Sie übernehmen im Drei-Schicht-Dienst, mit jeweils fünf bis sechs Personen pro Schicht, die Betreuung der Flüchtlinge in der Halle und unterstützen damit die Rettungsdienste der Landeshauptstadt Wiesbaden. Die Rede ist von den Betreuungszügen von DRK und ASB aus dem Rheingau-Taunus-Kreis, die seit dem 13. September in Wiesbaden eingesetzt sind. Kurz nach der Anforderung am Sonntagnachmittag bauten die Ehrenamtlichen schon Feldbetten für die Flüchtlinge, eine Theke für die Essensausgabe auf, betreuen sie das Kleiderlager, in dem die vielen Spenden aus der Bevölkerung an die Menschen verteilen werden. Sie sind aber auch da, wenn die Flüchtlinge reden wollen. „Mit ein bisschen Englisch und vielen Handzeichen geht es ganz gut“, sagt Franz Georg Eger vom DRK.

Am Dienstag besuchte Landrat Burkhard Albers die ehrenamtlichen Mitglieder der Betreuungszüge in der Kellerskopfhalle in Naurod, um ihnen seinen Dank für ihren Einsatz und die Anerkennung für die Leistung auszusprechen und mit ihnen über die gemachten Erfahrungen zu sprechen. Dabei wies Landrat Albers noch einmal daraufhin, dass es sich um ehrenamtliche Helfer handelt, die von ihrem jeweiligen Arbeitgeber freigestellt werden, um an solchen Einsätzen teilnehmen zu können. „Diese schwierige Lage können wir nur meistern, weil wir die bewährte Struktur der Rettungsdienste haben, die in solchen Notsituationen ad hoc einsatzbereit ist. Mein Dank gilt aber auch den Arbeitgebern, die unsere ehrenamtlichen Helfern für die Einsätze von der Arbeit entbinden“, so Albers.

Jürgen Christmann, Kreisbereitschaftsleiter vom DRK, machte aber auch deutlich, dass solch ein aufwendiger Drei-Schicht-Dienst auf ehrenamtlicher Basis von den Betreuungszügen nur zirka zwei Wochen geleistet werden könnte. Nach dieser Zeit müsste diese Aufgabe auf hauptamtliche Kräfte übergehen. „Alle Helfer sind unheimlich engagiert. Wir merken aber auch ganz deutlich, dass der Einsatz über einen solchen langen Zeitraum von inzwischen zehn Tagen an die Substanz jedes einzelnen Ehrenamtlichen geht.“ Und Matthias Ott vom ASB ergänzt: „Wir wurden immer wieder aktiviert, waren für die Halle in Auringen zuständig, die wiederum am Montag wegen einer geringen Belegung geschlossen wurde, aber zu jedem Zeitpunkt wieder geöffnet werden kann.“ Die momentane Lage stelle eine Herausforderung dar, „die wir meistern werden, alle zusammen!“

Das Engagement der Ehrenamtlichen lobte auch Wiesbadens Feuerwehrchef Harald Müller, der in der Landeshauptstadt die Maßnahmen koordiniert, und der Landrat Burkhard Albers über den aktuellen Stand berichtete. Rund 1.000 Plätze stünden in den Notunterkünften für Flüchtlinge bereit, die in kurzer Zeit von hautamtlichen Kräften betreut werden sollen. Mit dem Schutz der Objekte wurde eine Sicherheitsfirma beauftragt, die Versorgung der Flüchtlinge mit Essen erfolgt über private Caterer. Laut den Plänen der Stadt soll die Halle in Naurod in den kommenden zwei Wochen wieder frei gegeben werden.

„Wir können nur von den Erfahrungen der Stadt Wiesbaden profitieren, denn auch der Kreis wird sicherlich Notunterkünfte bereit stellen müssen, so hat es das Innenministerium verlauten lassen“, so Albers. Der Kreis habe mögliche Objekte im Fokus, wolle aber erst noch Gespräche mit den Beteiligten führen. Bei den Objekten müssten bestimmte Kriterien, wie ausreichende Toiletten und Duschen sowie die verkehrstechnische Erreichbarkeit, erfüllt sein. In bestehenden Gemeinschaftsunterkünften sollen keine Notunterkünfte integriert werden.

Für Albers wie Müller ist aber klar: „Wir stehen vor einer riesigen Herausforderung.“ Die Flüchtlinge kommen in sehr großer Zahl ins Land, ohne dass sie beim Grenzübertritt oder später in der jeweiligen Notunterkunft überhaupt registriert oder anschließend medizinisch untersucht werden. In den Notunterkünften verbleiben einige, um ihren Asylantrag stellen zu können, ohne jedoch zu wissen, wann dies geschieht. Andere ziehen nach wenigen Tagen einfach weiter: zu Verwandten in anderen Städten.

Landrat Albers: „Die Lage, wie sie beschrieben wurde, ist eine äußerst schwierige. Wir wissen eigentlich nicht, wie viele Tausend Flüchtlinge in den vergangenen Tagen über die Balkanroute zu uns gekommen sind, noch wissen wir, wie viele Menschen in den kommenden Tagen noch nach Deutschland oder Hessen gebracht werden. Es geht nicht um Schuldzuweisungen, aber man muss auch feststellen, dass wir die Verfahren besser steuern und organisieren müssen.“

Es bedürfe einer Struktur, um die Flüchtlinge zu registrieren, ärztlich zu untersuchen und dann in festen Gebäuden unterzubringen; gerade weil der Winter vor der Tür steht. Um die Situation zu meistern, bedürfe es aller Anstrengungen von Bund, Land und den Kommunen. Nur gemeinsam könne die riesige Aufgabe gemeistert werden. Glücklicherweise gibt es einen riesengroßen Zuspruch aus der Bevölkerung, so Gerhard Lang, 2. Vorsitzender vom ASB-Westhessen. „In den vergangenen Wochen wurde ein riesengroßes Potential an Hilfsbereitschaft geweckt“, so Lang.

Über 200 Bürgerinnen und Bürger sind alleine in Wiesbaden gemeldet, die als Ärzte, Dolmetscher helfen oder bei der Essensausgabe unterstützend tätig sind. Auch bei den Rettungsdiensten zeige sich dieses großartige Engagement. „Viele unserer hauptamtlichen Mitarbeiter, Rettungsassistenten usw., melden sich zum freiwilligen Dienst."

Franz Georg Eger erläutert die Einsatzpläne für die kommenden Tage.