Laut Prognose fehlen 2030 zirka 500.000 Kräfte im Pflegebereich

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Soziales

Landrat Albers eröffnete den Fachtag Pflege der Qualifizierungsoffensive Rheingau-Taunus / Forderung nach höherer gesellschaftlicher Anerkennung der Pflegeberufe



Eine höhere gesellschaftliche Anerkennung der

Landrat Albers eröffnete den Fachtag Pflege der Qualifizierungsoffensive Rheingau-Taunus / Forderung nach höherer gesellschaftlicher Anerkennung der Pflegeberufe

Eine höhere gesellschaftliche Anerkennung der Pflegeberufe hat Landrat Burkhard Albers bei der Eröffnung des Fachtages Pflege gefordert. Die Veranstaltung führte die Qualifizierungsoffensive Rheingau-Taunus in Taunusstein durch. Nur wenn sich die Rahmenbedingungen für die Mitarbeiter in der Alten-, in der Gesundheits- und Krankenpflege deutlich verbessern, könne Deutschland dem prognostizierten Fachkräftemangel in diesem Bereich entgegenwirken. Landrat Albers: "Laut Prognose der Arbeitsagentur fehlen 2030 zirka 500.000 Arbeitskräfte im Pflegebereich." Es müsse jetzt das Steuer herumgerissen werden, um mit neuen Konzepten die Attraktivität dieses Berufes zu stärken. Dazu zählen laut Albers, dass "wir die Bedeutung dieses Berufs in unserer Gesellschaft neu bewertet, die Wichtigkeit erkennen und dies muss auch mit einer besseren Bezahlung für die Alten- und Krankenpfleger einher gehen". Nur wer den Beruf attraktiver gestaltet, wird gerade junge Menschen dazu bewegen, ihn zu ergreifen und in der Pflege tätig zu sein.

Dass ein Pflegenotstand - auch gerade mit Blick auf den Demografischen Wandel - droht; dieses Wissen hat sich durchgesetzt. "Wir wissen um die große Gefahr, dass es in wenigen Jahren an Pflegepersonal in Pflegeeinrichtungen fehlen kann, weshalb wir uns für die Organisation dieses Fachtages entschieden haben", betont die Qualifizierungsbeauftragte des Kreises, Gunda Biesel. Während der Veranstaltung präsentierten sich Anbieter von Weiterbildung, gab interessante Vorträge über bereits bestehende Möglichkeiten der Qualifizierung für schon in der Alten-, Gesundheits- und Krankenpflege tätige Pflegerinnen und Pfleger. Gunda Biesel: "Wir wollen umfassend über die Möglichkeiten informieren, die diejenige haben, die den Beruf der Pflegerin, des Pflegers wählen."

So stellte Dr. Hiltrud Kleinschmidt, Schulleiterin und Fachbereichsleiterin bei einem Anbieter von Weiterbildungsmodulen in Frankfurt, ihren Vortrag unter den Titel "Karriere in der Pflege - Chancen in der Weiterbildung". Aus den Nachfragen wurde eines schnell deutlich: Viele Angebote für eine Weiterbildung sind noch nicht bekannt genug, was sicherlich auch an den teilweise Änderungen von Ausbildungsrichtlinien liegt. Kleinschmidt: "ich habe den Stellenmarkt von zwei Fachzeitschriften der Monate Januar bis Mai durchforstet und dabei alleine für den Bereich Pflege-Pädagogik 85 freie Stellen gefunden."

Detailliert schilderte die Schulleiterin die Möglichkeiten einer Ausbildung im Bereich Alten-, Gesundheits- und Krankenpflege, nannte sie die notwendigen Voraussetzungen für Kandidatinnen. Ist die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen, ergeben sich vielfältige Möglichkeiten der Qualifizierung. Kleinschmidt: "Je nach den eigenen Talenten kann jemand den Bereich Pflege / Pflegepädagogik, den Bereich Management oder den Bereich Spezielle Tätigkeiten anwählen, um sich beispielsweise für Führungspositionen qualifizieren zu können." Die Perspektiven sind derzeit jedenfalls sehr gut und es bieten sich viele Möglichkeiten lautete dann auch das Fazit von Dr. Hiltrud Kleinschmidt.

Bei der Podiumsdiskussion wurde über "Alternative Arbeitszeitmodelle" für den Pflegebereich diskutiert. Denn auch in diesen Berufen geht es vielfach um Flexibilität, um eine individuelle Einteilung der Arbeitszeit und somit die Chance, Arbeitszeiten im Rahmen des Möglichen mit den Geschäftsführern der Betriebe zu gestalten. Denn schließlich arbeiten derzeit vor allem viele Frauen in den Pflegeberufen, ob in den Senioreneinrichtungen, in den privaten Pflegediensten oder in Krankenhäusern. Und damit stellt sich für viele die Frage: Wie kann ich Beruf und Familie verbinden? Oder die Frage: "Ich arbeite im Schichtdienst und habe zwei kleine Kinder, was nun?", wie es eine Teilnehmerin der Diskussion ausdrückte.

Dann gilt es individuelle Lösungen zwischen dem Betrieb und der Mitarbeiterin zu finden, berichtete Nicole von der Gathen von der Gemeinnützigen Zuhause GmbH in Laufenselden. Sie traf sich mit ihrem Chef zu einem konstruktiven Gespräch zusammen, in dem beide ausloteten, welche Möglichkeiten es gibt, um die Mitarbeiterin mit ihren erworbenen Berufserfahrungen im Betrieb zu erhalten und ihr andererseits neue Perspektiven zu eröffnen. "Den vorgeschlagenen Weg sind wir dann gegangen und beide Seiten haben davon profitiert", so Nicole von der Gathen. Dabei spielt natürlich auch das Thema Personalentwicklung eine ganz wichtige Rolle, so Gunda Biesel. In vielen kleineren Betrieben wisse man aber noch zu wenig über die unterschiedlichen Strategien und Konzepte, die sich hinter dem Begriff Personalentwicklung verbergen.

Gunda Biesel: "Meine Kollegin Ruth Weber-Jung und ich versuchen gerade auch in diesem Bereich den Geschäftsführern der Betriebe im Kreis Fortbildungsangebote zu unterbreiten, denn die Personalentwicklung wird in den kommenden Jahren noch an Bedeutung zunehmen." Die weiteren Aufgaben der Qualifizierungsoffensive Rheingau-Taunus können unter der Telefonnummer 06128/927724 und -82 oder der Mailadresse qualifizierungsoffensive@vhs-rtk.de erfragt werden.