Langzeitarbeits­lose leisten sinnvolle Tätigkeiten

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ProJob Rheingau-Taunus: Second-Hand-Laden öffnet in Taunus­stein seine Pforten / Den Weg in den ersten Arbeits­markt ebnen / „Erfolge anderer spornt an“

ProJob Rheingau-Taunus: Second-Hand-Laden öffnet in Taunusstein seine Pforten / Den Weg in den ersten Arbeitsmarkt ebnen / „Erfolge anderer spornt an“

Für Martin Glaub und Christoph Burgdorf zeigt es sich immer deutlich: „Es macht wirklich keinen Sinn einen Langzeitarbeitslosen zum fünften Mal in einen Kurs mit dem Titel „Wie bewerbe ich mich richtig“ zu stecken, nur damit er in einer Maßnahme verschwindet, um ihn so zu motivieren.“ Diese bisher praktizierte Verfahren bringen weder den Langzeitarbeitslosen noch die Gesellschaft entscheidend weite. Das Einsammeln von Unrat in Parks im Rahmen der einstigen Ein-Euro-Jobs sei auch wenig sinnstiftend: Beide Geschäftsführer der ProJob Rheingau-Taunus GmbH sind vielmehr - wie inzwischen auch auf Bundesebene - der Überzeugung, dass statt eintöniger Arbeit die Talente, Fähigkeiten, auch der Charakter, wie die persönlich Motivation des Langzeitarbeitslosen aktiviert werden müssen, um ihn aus seiner persönlichen Lage herauszuholen und ihn fit für den ersten Arbeitsmarkt zu machen.

„Wir wollen die Teilnehmer herausfordern, ihnen ganz deutlich machen, dass jeder Einzelne als Individuum mit seinen vorhandenen Erfahrungen und Fähigkeiten gefragt ist“, erläutert Martin Glaub die Intention des Instruments der Arbeitsgelegenheiten mit einfach-qualifizierenden Anteilen (AGH-Q), die bei der ProJob Anwendung finden. Der Geschäftsführer der ProJob GmbH: „Wir wollen den Teilnehmern zeigen, dass sie etwas Sinnvolles leisten, für das sie ihre vorhandenen Fähigkeiten mit einbringen und dadurch aktiv zum Gelingen einer gestellten Aufgabe beitragen können. Daraus schöpfen sie Selbstbewusstsein und gewinnen den Glauben an sich zurück. Sie lernen aber in dem Prozess auch neue Fähigkeiten hinzu “ Martin Glaub: „Jeder weiß dann, dass er etwas leisten kann und gebraucht wird.“ Gerade in Zeiten, in denen die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt nach Fachkräften hoch ist, „wollen wir jeden einzelnen Arbeitslosen aktivieren“.

Hinzu kommen Kosten für die Gesellschaft, denn laut Glaub „macht Langzeitarbeitslosigkeit krank, sorgt für eine Isolation des Einzelnen und somit fehlende soziale Kontakte zum näheren Umfeld“. Deshalb sei auch die sozialpädagogische Betreuung wichtig, um die betroffenen Menschen aus dieser oft selbst aufgelegten Isolation zu holen. Die Teilnehmer der Maßnahme erhalten deshalb eine Aufgabe, an denen sie sich beteiligen und für die sie Vorschläge und Ideen selbst unterbreiten.

Die Aufgabe, die vor einem Jahr den Teilnehmern in Taunusstein gestellt wurde: Aus der einstigen, wegen Leerstandes sehr „versüften“ Malerwerkstatt auf dem Gelände der ProJob Rheingau-Taunus an der Konrad-Adenauer-Straße in Taunusstein soll ein „Laden“ mit Wohlfühl-Charakter verwandelt werden. „Es war eine wirkliche Herausforderung“, gesteht Burgdorf ein.

Am Dienstagmorgen präsentierten nun Teilnehmer der Maßnahme mit ihren Betreuern das Ergebnis: ganz zur Zufriedenheit von Glaub und Burgdorf. „Wir haben auch schon Stammkunden aus der Nachbarschaft“, frohlockt Bettina Henninghausen, Teilnehmerin des Projektes. Helle, einladende Räume begrüßen den Kunden im Second-Hand-Laden der ProJob sowie ein umfangreiches Angebot an Kleidung für Kinder und Erwachsene sowie Haushaltswaren aller Art. „Wir wollen mit dem Laden mit niemandem in Konkurrenz treten“, so der Geschäftsführer, der darauf verweist, dass (fast) alle Teilnehmer in der Maßnahme weiter tätig sind. Denn es gibt in einem solchen Laden viel zu tun: Annahme der Waren, Prüfung und eventuell Aufbereitung derselben, die Festlegung von Preisen für Kleidung, Abrechnung, Kontakt mit den Kunden und die Warenwirtschaft. „Im Bereich der Haushaltswaren gibt es keine Festpreise, da darf gehandelt werden“, so Bettina Henninghausen.

Martin Glaub: „Ein Teilnehmer, der den neuen Boden im Laden hervorragend verlegt hat, fand inzwischen eine Ausbildungsstelle.“ „So ein Erfolg in der Gruppe spricht sich herum und spornt die anderen noch mehr an“, ergänzt Christoph Burgdorf, der sich auch zur Schließung des „Möbelhauses“ äußert. „Fehlende Nachfrage, eine zu kostspielige Logistik, insgesamt zu aufwendig“, sagt Burgdorf. Deshalb war die Schließung unabwendbar und „das Umsteigen“ auf den Second-Hand-Laden richtig. „Die schönen Eingangs- und Hinweisschilder unseres Second-Hand-Ladens sind übrigens in der ProJob-eigenen Holzwerkstatt von Jugendlichen entstanden“, erzählt Andrea Koch von der ProJob Rheingau-Taunus.