Landkreis soll auch weiterhin attraktiver Ausbildungsstandort sein

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Lernen vor Ort

Kreis stellt den neuen Bericht "Bildung im Rheingau-Taunus-Kreis 2012 - Vertiefte Analyse Übergang Schule-Beruf" vor



Die Zahl der Schülerinnen und Schüler nimmt ab, gleichzeitig tun sich Betriebe zunehmend sch

Kreis stellt den neuen Bericht "Bildung im Rheingau-Taunus-Kreis 2012 - Vertiefte Analyse Übergang Schule-Beruf" vor

Die Zahl der Schülerinnen und Schüler nimmt ab, gleichzeitig tun sich Betriebe zunehmend schwer, Nachwuchs zu finden", betonte Landrat Burkhard Albers während der Präsentation des Berichtes "Bildung im Rheingau-Taunus-Kreis 2012 - Vertiefte Analyse Übergang Schule-Beruf". Laut dem Berufsbildungsbericht der Bundesregierung 2012, der in der vergangenen Woche vorgestellt wurde, sind das Gastronomie- und Hotel- sowie das Lebensmittelgewerbe besonders betroffen. Zirka 30.000 Lehrstellen konnten 2011 nicht besetzt werden, so die Botschaft aus Berlin. Für Landrat Albers ist es ein glücklicher Zufall, dass die Präsentationen der beiden Berichte zeitnah zusammenfallen. "So können wir die Aussagen des Berufsbildungsberichtes 2012 mit unseren Erkenntnisse ergänzen und auf den Rheingau-Taunus-Kreis herunter brechen", sagte der Landrat.

Gemeinsam mit Dr. Jutta Laukart vom Projekt "Lernen vor Ort" und dem Koordinator für Bildung im Kreishaus Harald Rubel stellte Landrat Albers die Analyse vor. "Für mich zeigt der Bericht ganz eindeutig, dass der Kreis weiterhin daran arbeiten soll, als Ausbildungsstandort attraktiv zu bleiben", so der Landrat. Das müsse unter der Prämisse geschehen, dass sich die Rahmenbedingungen verändern. "Der Rückgang der Schülerzahlen ab dem Schuljahr 2012/13 bedeutet, dass ab diesem Zeitpunkt dem regionalen Ausbildungsmarkt rund 50 Jugendliche weniger zur Verfügung stehen", so Jutta Laukart,

Aufgrund der besonderen geographischen Lage des Rheingau-Taunus-Kreises und bedingt durch die gemeinsame Schulentwicklungsplanung pendelten nach Angaben der integrierten Ausbildungsberichterstattung im Jahr 2010/11 rund 3.100 Schüler an die beruflichen Schulen und an die gymnasiale Oberstufe nach Wiesbaden. Schätzungsweise 700 Schüler gehen auf eine gymnasiale Oberstufe, so dass die Zahl der Ausbildungspendler mehr als 2.000 Schüler ausmacht. Wohnortnah werden somit vor allem die Schulabgänger versorgt, die keinen Ausbildungsplatz gefunden haben. Sie werden zunächst im Übergangssystem aufgefangen und erwerben hier zusätzliche Kompetenzen bzw. holen ihren Schulabschluss nach. Die Schüler im Übergangssystem sind laut Jutta Laukart seit 2005/06 rückläufig, was auf eine Entspannung des Ausbildungsmarktes hindeutet. Waren es 2005/06 noch 567 junge Menschen im Übergangssystem sind es 2010/11 nur noch 371.

Positiv zu bemerken ist, dass es zwar einen hohen Block von rund 200 so genannten Altbewerbern im Kreis gibt, die bereits ein Jahr zuvor ausbildungsplatzsuchend gemeldet waren, aber die Zahl derjenigen, die bereits vor zwei Jahren ausbildungsplatzsuchend gemeldet war, ist mit 23 Personen sehr gering, d. h. es gibt bei dieser Personengruppe keine längeren Warteschleifen.

Wie Landrat Albers weiter betonte, "gelingt es mittlerweile auch Schülern ohne Hauptschulabschluss einen Ausbildungsvertrag abzuschließen. Im Jahr 2010 ist es immerhin 22 jungen Menschen ohne Hauptschulabschluss gelungen einen Ausbildungsvertrag abzuschließen, wobei sechs davon im Gaststättengewerbe unterkamen. Absolventen von Förderschulen werden auch in Zukunft auf Maßnahmen des Übergangssystems angewiesen sein, ihnen gelingt der Übergang in den Ausbildungsmarkt in der Regel nicht auf Anhieb. (Die Zahl der Förderschüler wird nach den Prognosen des statischen Landesamtes weitgehend konstant bei 70 Personen bleiben.)

Jutta Laukart: "Allerdings zeigt die Analyse auch, dass in den Berufsgruppen, in denen häufig schwächere Schüler zu finden sind, die Quoten der Vertragsauflösung erhöht sind." Um die Gründen für solche Vertragsauflösungen darlegen zu können, bedürfe es einer eingehenden Analyse gemeinsam mit den Wirtschafts- und Handwerkskammern. Laut dem Bericht betrifft dies im Rheingau-Taunus-Kreis die Hotel- und Gaststättenberufe (24,8 Prozent) und das Verkaufspersonal (29,6 Prozent). Bundesweit liegt die Vertragsauflösungsquote bei durchschnittlich 20 Prozent. "In Gesprächen mit den Kammern haben wir diese Frage bereits erörtert", berichtete Landrat Albers. Es werde überlegt, wie man noch mehr Berufspraktika anbieten kann, die berufliche Beratung für Jugendliche verbessert und so die Jugendlichen bei der Ausbildungswahl besser unterstützen kann.

"Ein weiterer auffälliger Trend ist, dass zunehmend schulischer Ausbildungsgänge nachgefragt werden - insbesondere an den öffentlichen Berufsschulen", berichtete Jutta Laukart. 2005/06 besuchten 102 Schüler vollzeitschulische Ausbildungsgänge. 2010/11 sind es bereits 164 Schüler. Die Berufsschulen arbeiten offensichtlich auch erfolgreich: Die Zahl der Absolventen ohne Abschluss ist im Jahr 2010/11 mit 63 Personen so niedrig wie nie zuvor.

Entwicklungen auf dem Ausbildungsmarkt und dem Arbeitsmarkt hängen eng zusammen. Auffällig ist, dass zwei Wirtschaftszweige eine Ausnahme darstellen: Während die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in den Wirtschaftszweigen Gesundheit und Soziales und im Gaststättengewerbe steigt, nimmt die Zahl der Auszubildenden in diesen Bereichen ab. Im Bereich Gesundheit und Soziales waren im Jahr 2007 4.732 Personen beschäftigt. Im Jahr 2011 sind es bereits 5.192 Personen. Die Zahl der Auszubildenden am Arbeitsort sinkt im gleichen Zeitraum aber von 287 auf 245. In Bereichen, in denen gute Beschäftigungschancen bestehen, wie im Bereich Erziehung und Unterricht und in den wissensintensiven Dienstleistungen (wie z. B. selbstständige Berufe wie Steuerberater, Architekten oder forschungsnahe Berufe) gehen die Auszubildenden-Zahlen am Arbeitsort ebenfalls zurück, so Jutta Laukart.

"Der aktuelle Bericht gibt viele wichtige Ansätze für die Diskussionen im Kreisgebiet", so Albers und weiter: "Wir haben uns in den vergangenen Jahren bereits durch das Projekt Regionales Übergangsmanagement Übergang Schule-Beruf intensiv mit diesem wichtigen Lebensabschnitt von Jugendlichen auseinandergesetzt." Die Aktualität zeige aber, dass es noch weiterer Angebote bedarf, um Jugendlichen einen möglichst geradlinigen Weg von der Schule in die Ausbildung zu ermöglichen.