„Kolleginnen und Kollegen im Gesundheitsamt arbeiten bis an die Belastungsgrenze“

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Gesundheit

Dezernentin Monika Merkert: „Unser Öffentlicher Gesundheitsdienst leistet in Zeiten von Corona Außerordentliches“

Dezernentin Monika Merkert: „Unser Öffentlicher Gesundheitsdienst leistet in Zeiten von Corona Außerordentliches“

„Ich möchte in Zeiten der Corona-Pandemie einmal den Blick auf das Gesundheitsamt des Kreises lenken. Die Kolleginnen und Kollegen im Gesundheitsamt sind fast rund um die Uhr im Einsatz, um die Corona-Pandemie in unserem Kreis einzudämmen und zu managen“, erläutern Landrat Frank Kilian und die Gesundheitsdezernentin Monika Merkert die aktuelle Situation. Die Lage ist angespannt. Für die umfangreichen Aufgaben während einer Pandemie, wie jetzt in der Corona Krise, müssen andere Tätigkeiten zurückgestellt werden. Monika Merkert: „Als zuständige Dezernentin bekomme ich tagtäglich mit, dass die Kolleginnen und Kollegen teilweise bis in die Abendstunden hinein bis an die Belastungsgrenze arbeiten.“

Neben der Versorgung der Patienten im ambulanten und stationären Bereich bildet der öffentliche Gesundheitsdienst die dritte Säule des deutschen Gesundheitswesens. „Die wichtigste Aufgabe besteht darin, übertragbaren Erkrankungen beim Menschen vorzubeugen, Infektionen frühzeitig zu erkennen und ihre Weiterverbreitung zu verhindern“, so Monika Merkert. Mit dem letzten Punkt sind aktuell praktisch alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Wenn in einem Labor ein Patient positiv auf das Corona Virus getestet wird, nimmt das Gesundheitsamt mit dieser Person Kontakt auf. Das gestaltet sich mitunter schwierig, besonders wenn keine Telefonnummer bekannt ist, und verlangt manchmal detektivische Fähigkeiten. Wenn alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind, fährt die Amtsärztin oder einer der anderen Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter auch selbst zu einer Person, um offene Fragen zu klären und bereits jetzt mündlich die Quarantäne anzuordnen, bevor später ein schriftlicher Absonderungsbescheid erstellt wird.

Die Gesundheitsdezernentin: „Ist ein Kontakt hergestellt, befragen die Mitarbeiter die infizierte Person, falls möglich telefonisch, und ermitteln auf diese Weise, mit welchen anderen Menschen der infizierte Patient Kontakt hatte: zum Beispiel bei der Arbeit, beim Sport, aber auch mit Verwandten und Freunden.“ Die Kontaktpersonen müssen dann ausfindig gemacht und zu den Details des Kontaktes und zu ihrem Befinden befragt werden. Ebenso wie die positiv getestete Person, müssen auch die Kontaktpersonen in häuslicher Absonderung verbleiben – wie es fachlich korrekt im Infektionsschutzgesetz heißt. Das bedeutet eine strikte Isolation.

Verstoßen Patienten gegen diese Auflage, droht ein Bußgeld. Der Einkauf soll dann von Freunden oder einem Lieferdienst erfolgen, so der Rat. Die Kontaktpersonen müssen ihren Gesundheitszustand beobachten und dem Gesundheitsamt regelmäßig darüber berichten. Wenn Symptome auftreten, ist auch bei ihnen ein Test auf das neue Corona-Virus erforderlich. Sollte dieser positiv ausfallen, würde sich auch bei ihnen die Frage nach Kontaktpersonen stellen. Da die Betreffenden aber bereits in häuslicher Isolation waren, sollte es keine weiteren Kontaktpersonen mehr geben. „Die Infektionskette wäre damit unterbrochen und das Ziel des Infektionsschutzes in diesem Fall erreicht“, berichtet die Dezernentin.

Das Kontaktpersonenmanagement ist eine der originären Aufgaben des Gesundheits¬amtes. Es wird auch bei anderen meldepflichtigen Krankheiten durchgeführt, zum Beispiel bei Tuberkulose oder Masern und ist sehr zeitaufwändig. Zeit beansprucht auch das Übertragen der Patientendaten. Das muss zügig geschehen, damit die Meldungen an das Robert-Koch-Institut (RKI), das täglich Zahlen der Infizierten veröffentlicht, auf dem aktuellen Stand sind.  Nach den Fallzahlen des RKI richten sich die weiteren Handlungen aus.

Das Beantworten von Anrufen aus der Fachwelt oder von politischen Akteuren nimmt natürlich ebenfalls viel Zeit in Anspruch. Darüber hinaus empfiehlt das Robert-Koch-Institut den Bürgerinnen und Bürgern, dass sie in begründeten Verdachtsfällen bei ihrem örtlichen Gesundheitsamt anrufen sollen. „Wir haben eine eigene Hotline geschaltet, für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch anderer Fachdienste besonders geschult und eingearbeitet werden müssen“, sagt Dr. Renate Wilhelm, die Leiterin des Gesundheitsamtes. Bei speziellen medizinischen oder epidemiologischen Fragen muss dann doch die Amtsärztin oder eine Arztkollegin oder Arztkollege tätig werden.

„Die medizinische Beurteilung der Lage und die erforderlichen Maßnahmen, um diese zu bewältigen, bringt unsere Amtsärztin in den Krisenstab des Kreises ein“, ergänzt Monika Merkert. Aktuell gibt es täglich Besprechungen, um von der Situation vor Ort zu berichten und die Lage einzuschätzen. Die Kooperation im Krisenstab und die Zusammenarbeit mit anderen beteiligten Behörden und Institutionen (Krankenhäuser, Kassenärztliche Vereinigung, Sozialministerium u. a.) ist zudem extrem wichtig, um zeitnah die richtigen Entscheidungen im Umgang mit der sich ständig verändernden Situation und für die Gesundheit der Bevölkerung zu treffen.

Damit in Zusammenhang steht das regionale Krisenmanagement, das ebenfalls von großer Bedeutung ist. Die medizinischen Strukturen im Kreis sind dem Gesundheitsamt sehr gut bekannt. „Unsere Krankenhäuser beispielsweise halten Intensivbetten und Beatmungsplätze vor und haben diese aktuell noch weiter ausgebaut“, erläutert Dr. Renate Wilhelm. Das Gesundheitsamt verfügt zusammen mit den anderen beteiligten Fachdiensten über umfangreiche Kenntnisse über die Gegebenheiten im Kreis und kann diese in die weiteren Planungen einbringen, auch wenn aktuell wegen der Größe der Krise kreisübergreifend gedacht werden muss.
„Mein Wunsch wäre aus der Erfahrung in dieser Corona Krise, dass grundsätzlich die Arbeit der Gesundheitsämter durch Aufstockung des ärztlichen Personals, eine angemessene Bezahlung und eine Aufwertung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes in der Ausbildung durch eine universitäre Verankerung verbessert wird. Eine Medizinstudentin sagte mir kürzlich, dass der Öffentliche Gesundheitsdienst an der Universität bisher keine Rolle spielt“, so Monika Merkert abschließend.

 Ein Teil des Teams des Kreis-Gesundheitsamtes mit Leiterin Dr. Renate Wilhelm (vorne).