„Kleider wachsen auch in Deutsch­land nicht auf Bäumen“

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Kleine Darstellung

Im Kreishaus tagte die Interkom­munale Arbeitsgruppe für Flüchtlings­unterkünfte und –betreuung / Wichtige Plattform zum Erfahrungs­austausch / Beziehung zwischen Ehren­amtlichen und Haupt­amtlichen

 

Im Kreishaus tagte die Interkommunale Arbeitsgruppe für Flüchtlingsunterkünfte und –betreuung / Wichtige Plattform zum Erfahrungsaustausch / Beziehung zwischen Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen

„Die Treffen der Interkommunalen Arbeitsgruppe für Flüchtlingsunterkünfte und – betreuung haben als Plattform zum Erfahrungsaustausch eine wichtige Bedeutung. Wir können Probleme ansprechen, die alle 17 Kommunen des Kreises betreffen, und nach Lösungen suchen“, sagte eine der Teilnehmerin der Arbeitsgruppe. Am Tisch im Kreishaus haben Polizei, Stadträte, die Leiter der Ordnungsämter der Städte und Gemeinden, der Vorsitzende des Sportkreises Rheingau-Taunus und Mitarbeiter der Kreisverwaltung – aus dem Fachdienst Migration – und Landrat Burkhard Albers Platz genommen. Das Thema: die aktuelle Situation bei der Flüchtlingsbetreuung im Kreisgebiet. Mit dabei Shideh Daghooghi und Behrouz Asadi von der Abteilung Migration der Malteser Werke Mainz, die über die Praxis berichten.

Zunächst verkündete Fachbereichsleiterin Daniela Leß die aktuellen Zahlen. 777 Flüchtlinge (Stand 23. September) hat der Rheingau-Taunus-Kreis seit 1. Januar aufgenommen. In der vergangenen Woche wurden dem Kreis 41 Personen zugewiesen, in der aktuellen Woche sind es 38. Noch immer lägen die Zahlen vom Regierungspräsidium für das vierte Quartal 2015 nicht vor. „Der Rheingau-Taunus-Kreis warten auch händeringend auf die neusten Zahlen. Wir brauchen die Zahlen für unsere Planung, aber auch um den Kommunen verlässliche Zahlen an die Hand zu geben“, betont Daniela Leß. Sie rechnet aber damit, dass das Kontingent an Flüchtlingen deutlich die Zahl von 300 Menschen übertrifft, die dann in Kreis- und kommunalen Unterkünften einziehen. Im dritten Quartal 2015 wurden dem Kreis zirka 300 Personen zugewiesen.

Daniela Leß und Ricarda Quick, Leiterin des FD Migration, stellten dann auch noch einmal klar, wie die Verteilung der Flüchtlinge auf die Unterkünfte erfolgt. Die Fachdienstleiterin: „Wir achten auf Nationalitäten, Religion, ob es sich um Familien oder Einzelpersonen handelt. Nach diesen Kriterien werden die Personen verteilt, so dass es dazu kommt, dass wir derzeit die Unterkunft in Lorch noch nicht voll belegt haben.“ Die Schwierigkeit sei, dass dem Kreis auch erst kurzfristig die Daten der aufzunehmenden Menschen mitgeteilt wird. Es entspreche auch keineswegs der Realität, dass der Kreis erst eigene Unterkünfte fülle. „Wir verteilen nach dem Schlüssel der Vereinbarung, die Kreis und Kommunen beschlossen haben.“

Shideh Daghooghi und Behrouz Asadi berichteten anschließend über die Betreuung innerhalb der Unterkünfte. Asadi machte deutlich, dass „das Ehrenamt eine wichtige Aufgabe“ darstellt. Die Kooperation von Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen bei der Flüchtlingsbetreuung sei entscheidend, bedürfe aber auch bestimmter Regelungen, die eingehalten werden müssen. Asadi: „Es muss Vertrauen vorhanden sein.“ Über die Vielzahl an Aktivitäten, die in den Unterkünften angeboten werden, berichtete Shideh Daghooghi. Diese Angebote seien aber nur möglich, weil es eine ganz große Anzahl an Ehrenamtlichen gebe, die etwa Deutsch-Unterricht oder Sportaktivitäten anbieten.

Immer wieder erreichen die Malteser Spende, etwa Kleider. Im Kleiderbasar erhalten die Flüchtlinge die Kleider. „Wir versuchen mit der Einführung von symbolischen Preisen für die Kleider auch mit einem Mythos zu brechen, der sich in einer Aussage widerspiegelt, wonach in Deutschland Kleider auf den Bäumen wachsen. Wir wollen dagegen zeigen, dass auch in Deutschland die Kleider nicht auf Bäumen wachsen und nur heruntergenommen werden müssen“, so die Teamleiterin der Malteser Werke GmbH.

Die Hauptamtlichen sind vor allem für die psycho-soziale Betreuung der Flüchtlinge zuständig, sie helfen bei der Begleitung des Asylverfahrens und bei pädagogischen und administrativen Aufgaben. Für ehrenamtlichen Helfer sei es aber auch wichtig, dass sie das einzelne Schicksal eines Flüchtlings nicht zu nahe an sich heranlassen. „Es muss eine gewisse Distanz auch zum Selbstschutz eingehalten werden.“ Hingewiesen wurde auch auf die Notwendigkeit von Führungszeugnissen, die die ehrenamtlichen Helfer vorlegen sollen. Susanne Schneider von der Kreisverwaltung wies abschließend darauf hin, dass sich ein Leitbild Willkommenskultur in der Erstellung befindet.