Kinder und Jugend­liche auf eine Entdeckungs­reise in die Welt der Literatur mitnehmen

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Kultur

Das Lesefest 2018 biegt in die Zielgerade ein - Zeit für eine Bilanz / Festival ist bundes­weit bekannt / Autoren kommen gerne in den Rheingau-Taunus-Kreis

Das Lesefest 2018 biegt in die Zielgerade ein - Zeit für eine Bilanz / Festival ist bundesweit bekannt / Autoren kommen gerne in den Rheingau-Taunus-Kreis

Das Lesefest 2018 biegt in die Zielgerade ein - Zeit für eine Bilanz. „Einige wenige Veranstaltungen gibt es in diesen Tagen noch, da das Lesefest traditionell bis in den Januar des Folgejahres hinein reicht“, betont die Kulturbeauftragte des Rheingau-Taunus-Kreises, seit 16 Jahren Organisatorin des Lesefestes und zudem Geschäftsführerin des Netzwerks Leseförderung Rheingau-Taunus e.V., Sabine Stemmler. Gemeinsam mit Landrat Frank Kilian und dem Vorsitzenden des Netzwerks, Michael Schardt, zieht sie ein positives Fazit des Lesefestes 2018 mit seinen weit über 100 Lesungen, Schreibwerkstätten, den Fortbildungen, einem „überaus munteren Tag der Bibliotheken und dem Höhepunkt, dem Event „Kulturkids“ mit der „Maus“ in Kloster Eberbach. „Das Ziel, möglichst viele Kinder und Jugendliche zum Lesen zu animieren, haben wir auch in diesem Jahr wieder erreicht“, sagt Landrat Kilian und: „Die vielen Autorenlesungen sind bei Kindern wie Jugendlichen begehrt - was wollen wir mehr an positiver Resonanz? Das Lesefest ist erfolgreich. Wir werden darum bundesweit beneidet!“

„Namhafte Kinder- und Jugendbuchautoren, wie etwa Joachim Hecker, Maren Gottschalk, Maja Nielsen oder Bärbel Oftring standen auf der Liste und kamen alle in den Rheingau-Taunus-Kreis, um hier ihre Bücher für die unterschiedlichen Altersstufen vorzustellen“, erzählt Sabine Stemmler, die jedoch kein Ranking vornehmen will, wer denn beliebteste Autorin oder Autor war oder welche Lesung besondere Begeisterung im Auditorium hervorrief. „Die Präsenz jedes einzelnen Kindes oder Jugendlichen ist wichtig und natürlich die Erfüllung der Intention des Festes, junge Zuhörer für das Lesen zu begeistern. Wir wollen Anstöße geben, damit Kinder und Jugendliche ihren eigenen Zugang zur Literatur finden“, sagt sie. „Wer von einer Autorenlesung des Lesefestes begeistert weggeht und zu Hause dann nach einem altersentsprechenden Buch fragt, den haben wir für das Lesen gewonnen“, so Landrat Kilian.

Das Lesefest im Rheingau-Taunus-Kreis mit seinen über 100 Veranstaltungen in fünf Monaten - organisiert vom Verein Netzwerk Leseförderung und Rheingau-Taunus-Kreis - ist im deutschsprachigen Raum in Autorenkreisen bekannt und viele sehen es mittlerweile als Verpflichtung an, zu diesem Event eingeladen zu werden, „was wiederum der intensiven, immer wieder ‚nachbohrenden Art‘ und der Kontaktpflege von Sabine Stemmler zu verdanken ist“, wie Michael Schardt betont. Verlage und Autoren kennen ihren Namen, was sich positiv auf die Qualität und den Umfang des Lesefestes auswirkt. Deshalb geben sich die besten Kinder- und Jugendbuchautoren im Rheingau und im Taunus an Schulen, in Kitas, in Bibliotheken und anderen besonderen Orten quasi „die Klinke in die Hand“ und viele Autorinnen und Autoren befinden sich „noch in der Warteschleife“. Stemmler: „Sie sollen 2019 ihre Chance erhalten.“

Sabine Stemmler: „Seit zirka drei Jahren kommen viele Kindertagesstätten in den 17 Kommunen des Kreises hinzu, die Lesungen buchen. Das war vorher nicht so und ist deshalb ein sehr positiver Trend.“ Schließlich, so betont die Lese- und Literaturpädagogin, sollten Kinder schon in frühen Jahren mit (Bilder)-Büchern in Kontakt kommen. „Babys ab einem halben Jahr nehmen schon Bilder wahr und genießen den Rhythmus der Sprache. Das ist pädagogisch erwiesen. Wem früh vorgelesen wird, der wird lebenslang mit Büchern zu tun haben“, ist sich Sabine Stemmler sicher. Deshalb erinnern sich Stemmler; Kilian und Schardt auch gerne an die Höhepunkte der „Lese-Saison 2018“. Bereits vier Wochen vor dem Termin war mit 500 verkauften Karten das Event „Kulturkids“ im Kloster Eberbach ausgebucht. Zudem schufen Wallufer Vorschulkinder ihr erstes, eigenes Bilderbuch und mit den Schreibwerkstätten und Autorenlesungen „die Wörter von Eltville“, gefördert aus dem Bundesprogramm „Kultur macht stark“ konnten Kinder selbst aktiv werden.

Schardt weist aber auch darauf hin: „Wir haben hier im Kreis das einzige Lesefest bundesweit, das über keinen eigenen Etat verfügt und trotzdem gelingt es jedes Jahr, ein solches, umfangreiches und qualitativ hochstehendes Programm auf die Beine zu stellen.“ Dies geht nur dank der Kooperationspartner, die das Sponsoring übernehmen. „Viele Unternehmer beklagen sich, dass ihre Auszubildenden nicht so gut lesen können, dass sie den Inhalt von Texten nicht sinngemäß verstehen“, erzählt Sabine Stemmler. „Daraus habe ich in Gesprächen mit Unternehmern abgeleitet: ‚Unterstützen Sie uns beim Lesefest, damit Lesemotivation und -förderung im Kreisgebiet erfolgen kann‘.“ Die Ansprache war von Erfolg gekrönt.

Als wichtig und richtig empfindet es Landrat Frank Kilian zudem, den Fokus 2018 auch auf die Themen Demokratie und Menschenrechte gelegt zu haben. „Natürlich können wir als Organisatoren nicht an tagesaktuellen Themen vorbeigehen, die unsere Jugend beschäftigen“, sagt Kilian, der selbst auch als Vorleser im Kreis unterwegs war. „Kinder und junge Menschen auf eine Entdeckungsreise in die Welt der Literatur mit zu nehmen, ist die eine Intention des Festivals. Mit der zweiten Intention wollen wir aber auch auf aktuelle Ereignisse aufmerksam machen“, so der Landrat.

Die Gefahren von Internet und Handy-Nutzung wurden ebenso behandelt wie das Thema „Medienkompetenz“. Manfred Theisen las beispielsweise aus seinem Buch „Medienkompetenz in Zeiten von Fake News“, um anschließend mit den anwesenden Schülerinnen und Schülern zu diskutieren. Auch die Lesung aus dem Buch „Nachgefragt: Menschenrechte und Demokratie“ von Christine Schulz-Reiss löste eine interessante Debatte zwischen der Autorin, Landrat Frank Kilian und den Schülern der Hildegardisschule aus. „Zuletzt sorgte die Autorin Maja Nielsen mit ihrem Buch ‚Tatort Eden 1919‘, das sich mit der Ermordung von Rosa Luxemburg befasst, für eine Auseinandersetzung der Schüler mit der Bedeutung von Demokratie und Menschenrechten für unser persönliches Leben“, berichtet Sabine Stemmler, die schon intensiv mit den Planungen für das 17. Lesefest beschäftigt ist.