„Jugendliche auf der Suche nach Halt und Orien­tierung“

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Kleine Darstellung

Neue hessische „Bera­tungs­stelle - Religiöse Tole­ranz statt Extre­mismus“ stellte sich vor

Beim Treffen der Integrationslotsinnen und -lotsen des Rheingau-Taunus-Kreises stellte sich die neue hessische „Beratungsstelle - Religiöse Toleranz statt Extremismus“ vor

„Mehr als 50 Integrationslotsinnen und –lotsen gibt es mittlerweile in den Kommunen des Rheingau-Taunus-Kreises, die sich periodisch zu einem Meinungsaustausch zu fachlichen Fragen ihrer Arbeit treffen“, erzählt Koordinatorin Christine Knapp-Aschberger. Bei dem Treffen Ende März stand eine Präsentation im Mittelpunkt, die „die aktuelle, gesellschaftliche Debatte in Deutschland widerspiegelt“: Zwei Mitarbeiter der neu gegründeten Beratungsstelle „Hessen – Religiöse Toleranz statt Extremismus“ und beide Islamwissenschaftler stellten die Aufgaben und Angebote der Einrichtung vor und berichteten aus ihrem Arbeitsalltag.

Seit Juli 2014 arbeitet die Beratungsstelle im Rahmen des „Hessischen Präventionsnetzwerks gegen Salafismus“ mit islamisch Radikalisierten, Ausreisewilligen und Rückkehrern sowie deren Angehörigen. Die beiden Fachleute berichteten anschaulich vom Konzept und der Arbeit in den sogenannten Deradikalisierungstrainings, über Workshops in Schulen und Beratungsprozessen mit Lehrern, Eltern und Jugendlichen. Laut den Mitarbeitern der Beratungsstelle sind es „vor allem männliche Jugendliche, die empfänglich für Anwerbeversuche von salafistischen Gruppen sind und so die Gefahr bestehe, dass diese sich radikalisieren lassen“, mittlerweile steige aber auch die Zahl der Mädchen.

Beide machten deutlich, wie die vier Mitarbeiter der Beratungsstelle auf die aktuelle Situation reagieren: „Das Hauptaugenmerk der Arbeit liegt auf einer nicht-konfrontativen Ansprache, die es möglich macht, mit radikalisierten Personen zu sprechen anstatt über sie.“ Immer wieder stelle sich in solchen Gesprächen heraus, dass „die Jugendlichen, die sich rekrutieren lassen, auf der Suche sind nach Halt und Orientierung. Sie wissen wenig über den islamischen Glauben und es ist von daher leicht sie mit gewissen Parolen einzufangen.“ So die ersten Erkenntnisse der beiden Referenten.

Im Anschluss an den Vortrag gab es viele Fragen und es entstand ein angeregter Austausch, der sehr informativ für alle Anwesenden war, bei dem aber auch deutlich wurde, wie viel Rede- und Informationsbedarf es zu diesem Themenbereich gibt. „Nach der öffentlichen Debatte herrscht natürlich eine gewisse Unsicherheit, wie reagiert werden soll, wenn jemand vermeintliche Radikalisierungstendenzen erkennt. Deshalb wird die Existenz der Beratungsstelle als wichtige Institution von den Anwesenden angesehen“, so Christine Knapp-Aschberger. Aus diesem Grund sind für die Zukunft weitere Veranstaltungen zu konkreten Themen, wie religiös begründeter Extremismus, Salafismus und ähnliche Formen mit der Beratungsstelle vorgesehen. Die Lotsinnen und Lotsen können nun mit der Kenntnis über dieses neue spezifische Angebot Eltern, Angehörige oder Lehrer, die sich Sorgen um Jugendliche machen, bei denen sie Radikalisierungstendenzen zu beobachten meinen, weiterleiten.

Landrat Burkhard Albers lobte in diesem Zusammenhang die Arbeit der Integrationslotsinnen und -lotsen sowie der Koordinatorin Christine Knapp-Aschberger: „Die Treffen der Integrationslotsinnen und –lotsen und der damit verbundenen Meinungsaustausch über aktuelle Themen, wie derzeit über die Aktivitäten der Salafisten in Deutschland und die Konzepte gegen solche Anwerbungen, sind wichtig und können uns nur helfen, eventuelle, erste Tendenzen frühzeitig zu erkennen.“