"Internet? Meine Eltern haben eh keinen Plan!"

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Jugendhilfe, Jugendförderung

Fortbildung und Vortrag mit Günter Steppich, Fachberater für Jugendmedienschutz am Staatlichen Schulamt / initiiert von der Schulsozialarbeit der vhs an der IGS Wallrabenstein



Die Stadthalle ist fast bis auf d

Fortbildung und Vortrag mit Günter Steppich, Fachberater für Jugendmedienschutz am Staatlichen Schulamt / initiiert von der Schulsozialarbeit der vhs an der IGS Wallrabenstein

Die Stadthalle ist fast bis auf den letzten Platz besetzt. Knapp 560 Eltern aus sieben Schulen in und um Idstein warten gespannt auf den Vortrag des Medienschutzexperten aus Wiesbaden und bekommen gleich zu Beginn eine Frage gestellt: "Wer von Ihnen spricht regelmäßig mit seinen Kindern über das Thema Internet und die dort lauernden Gefahren?" Ein leises Raunen geht durch den Saal, einige heben zögerlich die Hand. So wird schnell deutlich: Wenn es um Facebook, WhatsApp, Snapchat und co. geht, sind die meisten Erwachsenen überfragt.

"Die Kinder und Jugendlichen haben ihre Eltern und Lehrer überholt und kennen sich besser aus", sagt der Fachberater für Jugendmedienschutz am Staatlichen Schulamt, Günter Steppich. In den folgenden zwei Stunden des Vortrages "Pubertät 2.0- Einblick ins digitale Kinderzimmer" wird jedoch deutlich, dass "genau hier die Gefahr liegt". Steppich: "Kinder und Jugendliche haben zum Teil uneingeschränkten Zugang zur Erwachsenenwelt. Sie können auf Pornos, Gewaltszenen und kostenpflichtige Angebote jederzeit zugreifen." Sie können auf Pornos, Gewaltszenen und illegale Downloads jederzeit zugreifen oder gehen Kostenfallen auf den Leim. Durch mobile Geräte wie Smartphones und Spielekonsolen sind auch schon 12-Jährige spät nachts noch online. Dass da nur noch wenig Zeit und Interesse für die Schule bleibt, erklärt sich von selbst.

So dauern die Hausaufgaben dank Ablenkung durch WhatsApp auch mal vier Stunden anstatt zwei. "Immerhin müssen manchmal über 400 Kurznachrichten am Tag bearbeitet werden", berichtet der Referent. Hinzu kommt, dass vielen Kindern das Ausmaß an Öffentlichkeit durch das Internet nicht bewusst ist. Günter Steppich: "'Sexting', also das Verschicken eigener Nacktbilder an Einzelpersonen, wird beispielsweise immer beliebter unter den Jugendlichen - und endet nicht selten in einer Katastrophe für die Betroffenen, deren Bilder plötzlich Gesprächsthema der ganzen Schule sind."

Die Eltern von Schülerinnen und Schülern aus der IGS Wallrabenstein, der Pestalozzischule Idstein, der Limesschule, der Erich-Kästner-Schule, der Montessori Schule, der Max-Kirmsse-Schule und der Rabenschule haben sich bei dem Elternabend zusammengefunden, um Tipps und Tricks von Günter Steppich für den Umgang mit diesen Themen zu erhalten. Die lockere und lustige Art des Referenten machte die Veranstaltung sehr kurzweilig und nahm den Teilnehmern die Hemmung davor, trotz des großen Podiums zwischendurch auch Fragen zu stellen.

Um auch die Nachhaltigkeit in der Schule zu sichern, gab es vor der Veranstaltung eine Fortbildung in der IGS Wallrabenstein, teilt das Organisationsteam der Schulsozialarbeit an der IGS Wallrabenstein mit. Hieran nahmen 74 Lehrer, Schulsozialarbeiter, Jugendpfleger und Pädagogen aus den verschiedensten Bereichen aus Idstein und Umgebung teil. In den vier Stunden erlangten die Teilnehmer einen Einblick in das digitale Schülerleben. Für viele Teilnehmer gab "es einen großen Aha-Effekt". "Zuspätkommen, Müdigkeit oder Unausgeglichenheit können vom zu langen oder zu späten Computerspielen oder "chatten" kommen, hieß es.

Welche Auswirkungen altersunangemessene Inhalte auf Kinder haben, kann bisher nur vermutet werden. Allerdings wurde sehr deutlich, dass es bei diesem Thema geschulte Ansprechpartner in der Schule, viel Präventionsarbeit und auch Austausch mit Schülern und Eltern braucht. "Kinder und Jugendliche müssen nach wie vor dafür sensibilisiert werden, welche Bilder und Daten sie ins Internet stellen. Denn das Internet vergisst bekanntlich nie. Vor allem keine Fehltritte", so das Fazit der Veranstaltung.

(Text von Anna Schink)