„Inklusions­gedanke darf vor den Türen von öffent­lichen Bibliotheken keinen Halt machen“

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Kultur

Treffen der Leiter­innen der Bibliotheken im Kreis­gebiet / Vortrag von Steffen Jäck von der Fach­stelle Inklusion

Treffen der Leiterinnen der Bibliotheken im Kreisgebiet / Vortrag von Steffen Jäck von der Fachstelle Inklusion

„Der Inklusionsgedanke darf vor den Türen von öffentlichen Bibliotheken keinen Halt machen“, betont Sabine Stemmler, Kulturbeauftragte des Rheingau-Taunus-Kreis und damit auch zuständig für das Treffen der Bibliotheksleiterinnen im Kreis. Denn spätestens mit der 2006 verabschiedeten UN-Behin¬derten-recht¬skon¬ven¬tion verpflichteten sich die Unterzeichnerstaaten „vorhandene Barrieren für Menschen mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen abzubauen“ und ihnen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. „Dazu gehört der Zugang zu einer Bücherei ebenso wie die Möglichkeit der Nutzung der vorhandenen Medien; etwa von Büchern in einer leichten Sprache“, sagt Sabine Stemmler.

Das „Zuspiel“ von Sabine Stemmler nahm Steffen Jäck von der Fachstelle Inklusion gerne auf, der im Rahmen der Modellregion Inklusion in Geisenheim die Fachstelle aufbaute und mit dem bundesweit einzigartigen Inklusionsmobil „MobilFINK“ in der Region unterwegs ist. Jäck: „Wir geben dadurch an vielen verschiedenen Orten Menschen die Chance, sich über das Thema Inklusion zu informieren und eigene Erdrücke über die unterschiedlichsten Beeinträchtigungen zu erhalten.“ Dazu zählt unter anderem der geriatrische Anzug „GERT“, der die Herausforderungen des Alters für junge Menschen erfahrbar macht, aber auch Simulationsbrillen, die einen anderen Blick auf Augenerkrankungen wie der graue Star/Katarakt, Halbseitenblindheit oder eine Einschränkung des Blickfeldes durch eine Netzhautschädigung sichtbar machen, wie Jäck erläutert.

Meist seien es – aus Sicht einer Person ohne Beeinträchtigungen – vermeintliche Kleinigkeiten, die es für Menschen mit einer Gehbehinderung oder auch Rollstuhlfahrern den Besuch einer Bücherei unmöglich macht. Dann werden Treppen und zu enge Eingänge zu einem unüberwindbaren Hindernis. „Die Benutzungsordnung einer Bücherei sollte eigentlich in leichter Sprache vorhanden sein. Bücher in leichter Sprache sollten in einer öffentlichen Bibliothek zur Standard-Ausstattung gehören“, so Sabine Stemmler, die aber auch eingesteht: „Leider gibt es nur ganz wenige Verlage, die solche Bücher auf den Markt bringen.“

„Ein wichtiger Impuls und Denkanstoß für unsere weitere Arbeit“, hieß es nach dem Vortag von Steffen Jäck von Seiten der anwesenden Leiterinnen öffentlicher Bibliotheken. Auch Jens Krauß von der Fachstelle für öffentliche Bibliotheken in Hessen zeigt sich von den Aussagen und Informationen beeindruckt und sprach von einem Ansporn, das Thema Inklusion und Teilhabe voranzutreiben. Krauß: „Es freut mich, dass der Rheingau-Taunus-Kreis mit der Fachstelle Inklusion die Vorreiterfunktion in Hessen übernommen hat. Herr Jäck hat uns in seinem Vortrag verdeutlicht, das Bibliotheken als Ort der Begegnung eine tragende Rolle in der Einbindung von Menschen mit Beeinträchtigungen ins gesellschaftliche Leben spielen müssen."

Info:
Die Modellregion Inklusion ist eine Kooperation zwischen dem Rheingau-Taunus-Kreis und der Sankt Vincenzstift gGmbH. Gefördert vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration. Die Fachstelle Inklusion hat ihren Sitz in Geisenheim.

Steffen Jäck (rechts) und Sabine Stemmler (4. von links) wiesen auf Bücher in leichter Sprache hin.