"Im Vergleich zu Autos ist unser Haushalt strohdumm"

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Demografischer Wandel

Demografie-Messe: Technische Neuheiten können Tätigkeiten in der eigenen Wohnung erleichtern / Nicht nur für ältere Menschen



Landrat Burkhard Albers und der Geisenheimer Bürgermeister Frank Kilian hatten es be

Demografie-Messe: Technische Neuheiten können Tätigkeiten in der eigenen Wohnung erleichtern / Nicht nur für ältere Menschen

Landrat Burkhard Albers und der Geisenheimer Bürgermeister Frank Kilian hatten es bereits in ihren Begrüßungsansprachen angekündigt: "Die Demografie-Messe bietet viele Informationen zum selbstbestimmten Leben im Alter, die aber auch von Jüngeren schon genutzt werden können. Es gibt viele technischen Neuerungen für die eigenen vier Wände." Deshalb richtete die Messe auch nicht alleine den Fokus auf älteren Menschen, sondern an alle, die sich darüber Gedanken machen, in absehbarer Zeit ihre Wohnung zu sanieren. "Wir sollten uns frühzeitig Gedanken machen, wie wir im Alter in unseren eigenen vier Wänden wohnen wollen, wenn wir nicht mehr so gut zu Fuß sind, wenn wir Erleichterungen und Unterstützungen im Haushalt benötigen", beton Andrea Horne von der AG "Selbstbestimmtes Leben im Alter" in der Kreisverwaltung, die zusammen mit Simone Witzel die 1. Demografie-Messe in Hessen organisiert hatte.

Denn, so Gerontologin und Gesundheitsökonomin Birgid Eberhardt, schon bald könnte Hightech in unsere Wohnungen einziehen: "Im Vergleich zu Autos ist unser Haushalt derzeit noch strohdumm." Doch das kann sich schnell ändern und dies sei auch notwendig. Denn laut Eberhardt gab es zuletzt 7.526 Menschen, die bei Tätigkeiten im eigenen Haushalt tödlich verunglückten, und damit fast doppelt so viele wie im Straßenverkehr (3.657 Tote). Die Referentin: "Wir müssen Wohnungen intelligenter ausstatten und dafür bieten sich alltagsunterstützende Assistenzlösungen an." Diese Lösungen sind nicht nur für ältere Menschen geeignet, um sich ohne Probleme in den eigenen Wänden zu recht zu finden.

"Wer nachts aus dem Bett muss, der weiß, wie schwierig die Suche nach den Lichtschaltern ist", so die Gerontologin. Abhilfe ist möglich. Und nicht nur Älteren passiert es, dass vergessen wurde, das Bügeleisen auszuschalten oder den Topf mit Essen vom Herd zu nehmen.

Längst gebe es Bügeleisen mit Abschaltfunktionen, die etwa beim Umfallen des Gerätes oder wenn es länger als acht Minuten nicht genutzt wird, sich automatisch ausschalten, um weiteren Schaden zu vermeiden. Neueste Techniken stecken vor allem in den intelligenten Bewegungsmeldern, die das Licht vom Schlaf- bis zum Badezimmer anschalten, in Arzneischränken, bei denen automatisch zur festgelegten Zeit ein Licht angeht, um den Bewohner daran zu erinnern, seine Medikamente einzunehmen. Oder bei der Sensormatte, die nicht nur das Licht automatisch im Schlafzimmer anmacht, sondern auch registriert, ob sich der Bewohner in der Wohnung bewegt, was wiederum bei Demenzpatienten wichtig ist oder dem Sturzdektor, der Alarm auslöst, wenn eine Person gefallen ist und sich nicht mehr bewegt.

Die Notrufuhr, der "Trinkwächter", oder GeoCare-Systeme, die inzwischen vielfach auch von Sportlern genutzt werden; etwa von Radfahrern, die im Wald unterwegs sind. Mit denen mit GPS-ausgerüsteten Instrumenten können Verletzte geortet werden. "Solche Geräte haben schon Leben gerettet, auch das von jungen Menschen", berichtet Birgid Eberhardt. So lassen sich auch desorientierte Personen aufspüren und finden; etwa Menschen, die an Demenz im Anfangsstadium leiden, und nicht mehr nach Hause zurückgekehrt sind.

Großes Interesse fand auch der Vortrag von Dr. Michael Ulmer, dem Ärztlichen Leiter Rettungsdienst im Kreis, der die Abläufe schilderte, wenn in einem Notfall die Nummer 112 gewählt wird. Dabei ging er auch auf die Aufgaben des Rettungsdienstes ein. Oft gebe es noch Irritation, welche Nummer bei einem Notruf zu wählen sei; die "112" oder die "110". Ulmers klare Aussage: "Mit der 112 landen sie sofort in der Rettungsleitstelle des Kreises, wo die Einsätze koordiniert werden." Dadurch werde keine wichtige Zeit verschwendet. Jede Sekunde kann auch bei einem Schlaganfall entscheidend sein. "Viele Menschen deuten die Symptome für einen Schlaganfall nicht richtig, glauben, dass ‚es schon nicht so schlimm ist'", berichtete Dr. Ulmer aus der Praxis.

Drei Möglichkeiten gebe es, um zu erkunden, ob ein Mensch einen Schlaganfall erlitten habe. Wenn er lächeln soll und der Mundwinkel auf einer Seite herunterhängt, wenn er die Arme nicht richtig anheben könnte und wenn er ein Satz undeutlich oder gar nicht wiedergibt, kann man davon ausgehen, dass ein Schlaganfall vorliegt.

Ein ganz anderes Thema präsentierte Matthias Walheim vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, Gartenakademie Geisenheim. Er hatte seinem Vortrag den Titel "Wie kann ich mit meinem Garten älter werden?" Viele Menschen legten sich einen schönen Garten, um dann im Alter festzustellen, dass die Gartenarbeit immer schwerer fällt. Walheim präsentierte in seinem Vortrag viele Vorschläge, welche Gartengeräte die Arbeit erleichtern.