„Ich will mein Leben selbst gestalten und ein posi­tives Beispiel für meine Kinder sein“

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Projekt der ProJob „Kooperative Aus­bildung für Allein­erziehende“: „Glücksgriff“ Yvonne Ther hat Ausbil­dung im Weingut Prinz von Hessen erfolgreich beendet

Projekt der ProJob „Kooperative Ausbildung für Alleinerziehende“: „Glücksgriff“ Yvonne Ther hat Ausbildung im Weingut Prinz von Hessen erfolgreich beendet

Zirka 30 Bewerbungen hat Yvonne Ther im Jahr 2016 geschrieben, Vorstellungsgespräche absolviert, um dann doch wieder zu hören: „Abgelehnt!“ Doch die alleinerziehende Mutter von zwei Kindern im Alter von heute 13 und acht Jahren gab nicht auf. Es war die Achtung vor sich selbst und ihren Kindern, die ihr als Motivation diente. „Ich wollte nicht Zuhause sitzen und von Hartz-IV leben, nachdem ich alleine war“, sagt sie und: „Ich will mein Leben selbst gestalten und ein positives Beispiel für meine Kinder sein.“ Und so kämpfte sie weiter. Unterstützung erhielt sie von Sylvia Kreuz, in der ProJob Rheingau-Taunus für das Projekt „Kooperative Ausbildung für Alleinerziehende“ zuständig.

Zudem fand die Geisenheimerin in Dr. Clemens Kiefer, Direktor im Weingut Prinz von Hessen, einen Arbeitgeber, der Verständnis für die Lebenssituation einer Alleinerziehenden hatte: „Aus meinem persönlichen Umfeld weiß ich, was es wirklich heißt, alleinerziehend zu sein; Kinder; Haushalt und Beruf unter einen Hut zu bringen.“ Nach zweieinhalb Jahren Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement konnte Yvonne Ther nun nicht nur die Glückwünsche von ihrem Chef Dr. Kiefer, der sie sofort übernommen hat, sondern auch von Michael Vogt vom JobCenter des Kreises, von Christoph Burgdorf von der ProJob, von Klaus Schönberger vom JobCenter in Rüdesheim und von Sylvia Kreuz entgegennehmen. „Respekt vor dieser Leistung und der Gesamtnote 2, wobei einige ‚Einsen‘ dabei waren“, betonte Burgdorf.

Geld für das Projekt „Kooperative Ausbildung für Alleinerziehende“ kommt vom Land Hessen über das „Ausbildungs- und Qualifizierungsbudget“ des hessischen Sozialministeriums und geht von dort an das Kommunale JobCenter, das es an die ProJob weiterleitet. „Seit 2008 betreiben wir das Projekt, um Alleinerziehenden im Hartz-IV-Bezug die Rückkehr in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen“, so Burgdorf. Vor allem sind es Frauen, die im Projekt sind und mit einem gängigen, aber verschwiegenen Vorurteil konfrontiert sind. In der Vergangenheit glaubten viele Arbeitgeber, dass Alleinerziehende nicht flexibel einsetzbar sind, oft am Arbeitsplatz fehlen. Hinzu kamen weitere Hemmnisse: Unterbrochene Erwerbsbiografien, mangelnde Angebote für die Kinderbetreuung und die hohe psycho-soziale Belastung bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf erfordern komplexe Handlungskonzepte zur verbesserten Arbeitsmarktintegration.

Inzwischen gibt es ein neues Denken, dafür stehen Dr. Clemens Kiefer und das Weingut, das wiederum zur Hessischen Hausstiftung, eine Familienstiftung des Adelsgeschlechts von Hessen, gehört. Kiefer spricht so auch von Yvonne Ther als „Glücksgriff“ und wirbt für mehr Flexibilität, um so die veränderten Lebenssituationen im 21. Jahrhundert abzubilden. „Es geht um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und darauf soll auch ein Arbeitgeber eingehen“, weiß Kiefer auch aus der eigenen Familie. Mit flexiblen Arbeitszeiten hat das Weingut darauf reagiert. Zudem sieht er, selbst verheiratet und Vater von zwei Kindern, Familienfreundlichkeit auch als Pluspunkt an, „mit dem wir werben können, wenn wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter suchen.“

Dr. Kiefer lobt den Einsatz, die Flexibilität von Yvonne Ther. Ein Attribut, das auch Sylvia Kreuz aus ihrem beruflichen Alltag kennt: „Die Alleinerziehenden, vor allem die Frauen, wissen, was sie wollen und arbeiten ganz engagiert an ihrem Ziel.“ Weil, so Yvonne Ther, die Rahmenbedingungen stimmten: „Ein Ausbildungs-, bzw. jetzt Arbeitsplatz sowie die Berufsschule in der Nähe der Wohnung. Die flexible Arbeitszeit half. Meine kleine Tochter wurde vor zwei Jahren in der Geisenheimer Grundschule mit Ganztagsangebot eingeschult und ist begeistert davon.“ So konnte sie sich auf die Ausbildung konzentrieren, „auch wenn es natürlich mal Zeiten gab, da dachte ich, ich schaffe das alles mit Haushalt, Kindern und Ausbildung nicht.“ Doch Yvonne Ther gab nicht auf; auch ein Markenzeichen von ihr, das alle Beteiligten schätzen.

„Sie stand und steht allem Neuen aufgeschlossen gegenüber“, so der Direktor des Weingutes, der darauf hinweist, dass vor zwei Jahren der Betrieb neu aufgestellt wurde. „Wir haben die Vertriebsabteilung für Privatkunden und den Eventbereich neu aufgebaut“, erzählt der Weinguts-Direktor, um dann schmunzelnd zuzugeben: „Wir haben Frau Ther nicht geschont.“ Mit dem zuständigen Abteilungsleiter ging die Geisenheimerin die Aufgabe an und im Team mit ihren Kolleginnen gelang es. Ihr neuer Arbeitsplatz im „Frontbüro“ verlangt von ihr so viel ab. „Das ist die erste Kontaktstelle von Kunden, von Anlieferern. Es sind ganz unterschiedliche Aufgaben zu bewältigen.“

Auf diese Herausforderungen freut sich die 41-Jährige sichtbar: „Ich bin dankbar, dass ich in das Projekt der ProJob aufgenommen wurde und somit die Chance erhielt, die Ausbildung zu machen.“ Und auch Dr. Clemens Kiefer sieht eine Win-Win-Situation für das Weingut und die neue Mitarbeiterin: „Ich bin von dem Projekt überzeugt; auch da der Staat Verantwortung gegenüber Alleinerziehenden zeigt. Ich kann es rundum empfehlen, weil wir hier eine Zielgruppe haben, die will, die mit großem persönlichen Engagement tätig ist!“ Und Michael Vogt ergänzt: „Wir haben größten Respekt vor dem, was Alleinerziehende in dieser besonderen Lebenssituation leisten.“ Eine Erfahrung, die auch Sylvia Kreuz bei der Betreuung der Alleinerziehenden macht.

Yvonne Ther hat erfolgreich die Ausbildung zur Kauffrau für Kommunikationsmanagement abgelegt

Erfolgreich die Ausbildung zur Kauffrau für Kommunikationsmanagement abgelegt: Yvonne Ther (sitzend) erhält die Glückwünsche von ihrem neuen Arbeitgeber Dr. Clemens Kiefer, Direktor des Weingutes Prinz von Hessen in Johannisberg, ProJob-Geschäftsführer Christoph Burgdorf, Sylvia Kreuz von der ProJob, Michael Vogt (Kommunales JobCenter Rheingau-Taunus) und Klaus Schönberger (JobCenter Rüdesheim).