Hamburger - Pommes - Cola: Wie gesund ernährt sich die junge Generation?

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Gesundheit

Gesundheitsdezernentin Monika Merkert und GBW-Geschäftsführer Winfried Kühnl informieren sich auf dem 7. Deutschen Schulverpflegungskongress



"Die Gesellschaft muss sich fragen, wie wichtig ihr die Ernährung ih

Gesundheitsdezernentin Monika Merkert und GBW-Geschäftsführer Winfried Kühnl informieren sich auf dem 7. Deutschen Schulverpflegungskongress

"Die Gesellschaft muss sich fragen, wie wichtig ihr die Ernährung ihrer Kinder ist. Zwei Drittel der Schülerinnen und Schüler frühstückt nicht zu Hause, ein Viertel isst Süßigkeiten, Hamburger oder Pommes als Pausenverpflegung." Mit diesen Worten kommentiert Gesundheitsdezernentin Monika Merkert ihren Besuch beim 7. Deutschen Schulverpflegungskongress in Bad Kreuznach. Zusammen mit dem Geschäftsführer der Gesellschaft für Qualifizierung, Aus- und Fortbildung (GBW) des Kreis konnte sie am letzten Freitag vor Ort mit zirka 250 Fachleuten und Interessierten aus dem gesamten Bundesgebiet Johann Lafers Schulmensa live erleben und deren Produkte verkosten.

Ist eine Einbindung von Schulverpflegung und die Aufklärung über gesunde Ernährung in den Schulen überhaupt möglich, und gelingt es im Sinne einer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung eine so genannte Ernährungsbildung in der Schule zu verankern? Wie sieht die Schulverpflegung in Finnland aus? Diese Fragen standen u. a. im Fokus der ganztägigen Veranstaltung.

Monika Merkert: "Mit der Initiative "food@ucation" wirbt Johann Lafer deutschlandweit für gutes Schulessen; das ist von unschätzbarem Wert. Die jährlichen Schuleingangsuntersuchungen auch im Rheingau-Taunus-Kreis zeigen, dass die Kinder übergewichtig, ja sogar adipös sind. Diese Entwicklung setzt sich im Erwachsenenalter fort und geht mit einem Anstieg ernährungsbedingter Krankheit einher, die rund zwei Drittel aller Leistungen unseres Gesundheitswesens ausmachen. Gesundes Schulessen kann entscheidend mit dazu beitragen, die besorgniserregenden Trends beim Ernährungsverhalten umzukehren."

Die Hochschule Fulda begleitet das Projekt auf wissenschaftlicher Ebene, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Hierzu gehört die Ausarbeitung eines Verpflegungskonzeptes und die Mitgestaltung der Rezepturen sowie die Berechnung und Auswertung von Nährwerten der angebotenen Speisen. In Finnland, so berichtet Anna Hakala von der finnischen Botschaft in Berlin, steht für alle Kinder das Essen seit 1948 kostenlos zur Verfügung. Das Essen spielt im Rahmen der Ganztagsbetreuung eine wichtige Rolle und wird über kommunale Steuern und staatliche Förderung finanziert.

Mit dem Bibelzitat "An ihren Taten sollt ihr sie erkennen" begann Johann Lafer seinen Erfahrungsbericht. Der Starkoch will das Schulessen revolutionieren und meinte: "Es gibt zahlreiche Kochsendungen - aber kochen tut keiner!" In der Gesellschaft ginge das Bewusstsein für Lebensmittel verloren. Man zahle ohne nachzudenken für fünf Liter Motoröl 20 Euro, aber 12 Euro für einen Liter gutes Olivenöl würden als zu viel empfunden. Er habe eine Befragung durchgeführt, warum Schüler in die Mensa gehen. Danach stehe das Essen erst an sechster, Freunde treffen und WLAN an erster und zweiter Stelle.

Es ist ihm nicht nur wichtig, gutes Essen anzubieten. Er möchte den Schülerinnen und Schülern auch ein Bewusstsein für das vermitteln, was sie essen. Das Essen müsse schmecken und aus regionalen und saisonalen Produkten hergestellt sein. Die Qualität schlage sich auch in der Zwischenverpflegung nieder, die am angrenzenden Kiosk ausgegeben werde: Keine Zusatzstoffe, keine Farbstoffe, keine Konservierungsstoffe. Es gebe viel zu tun. Denn Folgen seien nicht nur falsche Ernährung und schlechte Gesundheit, sondern auch mangelnde Wertschätzung und Verschwendung von Lebensmitteln. Das Thema müsse darüber hinaus in den Unterricht integriert werden. Eine gute Pausenversorgung und ein gesundes, abwechslungsreiches Mittagessen seien aber mit Kostenansätzen von zwei bis drei Euro je Essen nicht zu realisieren. In seiner Mensa müsse jeder 3.20 Euro zahlen, der Landkreis gebe zusätzlich 1.48 Euro dazu.

Es gibt kein Patentrezept für die Schulverpflegung. Nach intelligenten und nachhaltigen Lösungen für die Schulverpflegung wird deshalb in allen Bundesländern noch gesucht, obwohl inzwischen durch verschiedenartige Maßnahmen bei den Betroffenen ein hohes Maß an Sensibilisierung erreicht wurde. Monika Merkert abschließend: "Ich erwarte von der Bundesebene bessere Rahmenbedingungen für die Schulverpflegung. Es kann nicht sein, dass Tierfutter mit sieben und Schulessen mit 19 Prozent besteuert wird."