HaLT animiert Jugendliche zum Nachdenken über eigenen Alkoholkonsum

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Prävention

Projekt soll nun auch im Bereich Bad Schwalbach angeboten werden / Aufsuchende Jugendhilfe



Drei Teenager, zwischen 14 und 16 Jahren alt, werden mit 1,6 Promille Alkohol im Blut auf dem Idsteiner Weihnachtsmark

Projekt soll nun auch im Bereich Bad Schwalbach angeboten werden / Aufsuchende Jugendhilfe

Drei Teenager, zwischen 14 und 16 Jahren alt, werden mit 1,6 Promille Alkohol im Blut auf dem Idsteiner Weihnachtsmarkt aufgegriffen. Längst keine Seltenheit mehr, wie Gesundheits- und Jugendhilfedezernentin Monika Merkert und der Leiter des Zentrums für Jugendberatung und Suchthilfe für den Rheingau-Taunus-Kreis, Dieter Kaffei, zu berichten wissen. Denn schließlich sind die Zahlen von Jugendlichen, die nach extensivem Alkoholgenuss in Krankenhäuser eingeliefert werden mussten, dramatisch gestiegen. Waren es 2000 noch 9.500 junge Menschen, so registrierte das Statistische Bundesamt 2011 bundesweit 26.349 Jugendliche im Alter von zehn bis 19 Jahren, die sich mit einer Alkoholvergiftung in eine ärztliche Obhut begeben mussten.

Weil das Komasaufen im Rheingau-Taunus-Kreis längst keine Unbekannte mehr ist, wurde unter Federführung von Landrat Burkhard Albers vor etwa zwei Jahren das Projekt HaLT - Hart am Limit zur Prävention und Frühintervention bei jugendlichen Rauschtrinkerinnen und -trinkern in Idstein und Rüdesheim eingeführt. "Nun soll es auch auf den Bereich Bad Schwalbach ausgedehnt werden", berichteten Monika Merkert und Dieter Kaffei während der Präsentation des Projektes im Kreishaus. In dem Projekt arbeiten die Jugendhilfe des Kreises, die Polizei, der Präventionsrat und das Zentrum für Jugendberatung in Taunusstein sowie die Ordnungsämter und Krankenhäusern vor Ort zusammen. Denn der Präventionsansatz des Projektes HaLT bietet eine effektive Antwort auf den zunehmenden riskanten Alkoholkonsum junger Menschen. Monika Merkert: "Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass sich bereits Zehn-, Elf- oder Zwölfjährige Zugang zu Alkoholika verschaffen und die Zahl steigt."

"HaLT" ist ein Suchtpräventionsprojekt, das aus zwei unterschiedlichen Bausteinen besteht, die sich gegenseitig ergänzen und verstärken. Das Projekt wird auch maßgeblich von den hessischen Krankenkassen unterstützt. Im "reaktiven Baustein" werden Jugendliche nach stationär behandelter Alkoholvergiftung im Rahmen eines "Brückengespräches" unter Beteiligung der Eltern meist noch im Krankenhaus angesprochen. Kaffei: "Wir setzen dabei gezielt auf die Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus vor Ort, das uns mitteilen soll, wenn ein Jugendlicher mit Alkoholintoxikation eingeliefert wird." Nach etwa sechs Wochen erfolgt ein sogenannter Risiko-Check in Form einer zirka zwölfstündigen Sitzung, an der alkoholauffällige Jugendliche teilnehmen sollen. Abschließend gibt es ein Gespräch im Beisein der Eltern, in dem mit dem auffälligen Jugendlichen Ziele vereinbart werden sollen.

Der "proaktive Baustein", so der Jugendkoordinator der Polizei, Dirk Sauerwein, sieht den Kontakt und das Gespräch beispielsweise mit Veranstaltern von Festen und Kerben vor, die dabei auf die Inhalte und das Einhalten des Jugendschutzgesetzes hingewiesen werden. Zudem geht es um eine aufsuchende Jugendarbeit. "Wir suchen die Treffs der Jugendlichen in den Orten auf, um mit ihnen über Alkoholkonsum zu sprechen", so Andreas Butzbach von der Jugendhilfe.

Ziel von HaLT ist es, Jugendliche zu einem eigenverantwortlichen Umgang mit Alkohol zu erziehen. Dieter Kaffei: "Gegen einen vernünftigen Umgang mit alkoholischen Getränken von jungen Menschen über 15 Jahren ist nichts zu sagen." Problematisch werde es aber, wenn der Alkoholkonsum keine Grenzen kenne und schon Kinder - darunter auch immer mehr Mädchen - mit hohen Promillewerten aufgegriffen werden. "Mit unserer Präsenz bei Festen oder bei den Treffs der Jugendlichen wollen wir die jungen Leute dazu auffordern und ermuntern, über ihr eigenes Verhalten nachzudenken, ihren Alkoholkonsum kritisch zu überprüfen", so Kaffei.

Dass das Projekt HalT" Erfolge vorzuweisen hat, unterstrichen Kaffei und Sauerwein auch. In vielen Supermärkten werde viel genauer kontrolliert, wenn ein Jugendlicher alkoholische Getränke kaufen will. "Die Mitarbeiter lassen sich dann viel öfter als früher den Personalausweis zeigen." Probleme bereiteten die kleinen Verkaufsstellen, in denen "eher mal eine Flasche ohne Kontrolle über die Theke geht". "Die kürzlich vorgelegte Kriminalstatistik für den Rheingau-Taunus-Kreis hat gezeigt, dass weitere Präventionsbemühungen notwendig sind, um den besorgniserregend hohen Alkoholkonsum einzudämmen. Wir dürfen nicht nachlassen, Kinder und Jugendliche über die Gefahren des Rauschtrinkens aufzuklären", so Monika Merkert abschließend.