Gute Noten für die Schulsozial­arbeit im Kreis­gebiet

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Soziales

Fachtag zum „10-Jährigen“ / Prof. Dr. Karsten Speck lobt aus­drück­lich Konzept und Aus­richtung / Die vorhandenen Koope­rationen weiter verfes­tigen

Fachtag zum „10-Jährigen“ / Prof. Dr. Karsten Speck lobt ausdrücklich Konzept und Ausrichtung / Die vorhandenen Kooperationen weiter verfestigen

Zum „10-Jährigen“ der Schulsozialarbeit im Kreis gab es lobende Worte aus berufenem Munde. Prof Dr. Karsten Speck, Dekan des Institutes für Pädagogik an der Carl von Ossietzky-Universität in Oldenburg, der dort die Wirkung der sozialpädagogischer Arbeit auf wissenschaftlicher Basis untersucht, stellte dem Rheingau-Taunus-Kreis ein sehr positives Zeugnis aus. Konzept und Ausrichtung stimmen, urteilte der Erziehungswissenschaftler. Mit Landrat Frank Kilian und Jugendhilfe-Dezernentin Monika Merkert stimmte Speck in der Aussage überein: „Schulsozialarbeit ist aus unseren Schulen nicht mehr wegzudenken und soll als Angebot der Jugendhilfe auch bereits in den Grundschulen implementiert werden.“

Schließlich benötigten Kinder und Jugendliche in einer immer komplexer werdenden Gesellschaft Ansprechpartner und Vertrauenspersonen, an die sie sich mit ihren größeren und kleineren Problemen und mit ihren Konflikten wenden können. Schließlich empfinden laut Speck Jugendliche die Mitarbeiter der Schulsozialarbeit „als Nicht-Eltern und Nicht-Lehrer und finden dies als spannend“. Deshalb müsse Schulsozialarbeit ein Angebot der Jugendhilfe und nicht der Schule sein, das kontinuierlich an einer Schule vorgehalten wird. „Halbe Stellen bringen keine halbe Wirkung, sondern nur ein Viertel Wirkung“, so Speck: „Der Schulsozialarbeiter kann Schülerinnen und Schülern nicht sagen, kommt nächste Woche mit eurem Problem wieder. Ich habe jetzt Feierabend, weil ich nur eine halbe Arbeitsstelle habe.“ Auch das Konzept mit unterschiedlichen freien Trägern nannte der Erziehungswissenschaftler positiv, weil dies für Vielfalt in den Ansätzen der sozialpädagogischen Arbeit steht. „Die Mitarbeiter der freien Träger bringen viel Wissen mit ein.“

Schulsozialarbeit trage mit ihren Maßnahmen dazu bei Bildungsbenachteiligungen abzubauen, eine schülerfreundliche Atmosphäre zu schaffen und einen breiten Jugendhilfeansatz anzubieten, der nicht nur Probleme aufgreift. Deshalb könnten die Mitarbeiter der Schulsozialarbeit auch nicht als „Pausenclown“, Polizist oder Richter oder Freizeitanimateur in den Schulen eingesetzt werden. Speck: „Sie können auch nicht als Assistenzkräfte der Schulleitung verstanden werden, die von dort ihre Aufträge bekommen.“ Diese Herabstufung sieht Prof. Dr. Speck bei einem neuen Programm der hessischen Landesregierung, die angekündigt hat, 700 neue Stellen zu schaffen. „Im gesamten Papier des Kultusministeriums kommt der Begriff ‚Schulsozialarbeit‘ nicht mehr vor. Damit werde die Eigenständigkeit von Schulsozialarbeit in eine Assistenz der Schule umgewandelt“, sagte Speck. Dies dürfe nicht geschehen. Der Referent wies aber auch auf Stellen im Konzept des Kreises hin, bei denen er eine Konkretisierung erforderlich hält.

Zu Beginn des Fachtages hatten Landrat Kilian und Jugendhilfe-Dezernentin Merkert die Erfolgsbilanz von „10 Jahren Schulsozialarbeit im Rheingau-Taunus-Kreis“ dargelegt. „Die hervorragende Arbeit der Sozialpädagogen in den weiterführenden Schulen hat sich bewährt“, so Kilian. Schulsozialarbeit als „Jugendhilfe vor Ort“ ist eine wichtige Säule und ein wichtiger Bestandteil innerhalb einer funktionierenden Schule. Monika Merkert brachte es auf den einfachen Nenner: „Angekommen, angenommen und stark frequentiert!“

In drei Arbeitsgruppen ging es dann unter dem Titel „Regionalisierung optimieren: Zusammenarbeit Schule / Schulsozialarbeit“ um Anregungen die erfolgreiche Arbeit noch weiter zu verbessern. An der einen oder Stellschraube müsse ganz leicht gedreht werden, damit die vorhandenen Kooperationen noch effektiver arbeiten können. Diese sollen Strukturen mit definierten Zielen erhalten, um schnell auf aktuelle Themen, die den Kindern und Jugendlichen unter den Nägeln brennen, reagieren zu können und daraus Angebote zur Hilfe zu entwickeln. „Wir sind gut aufgestellt und sollten motiviert zum Wohle der Kinder und Jugendlichen weiterarbeiten“, so das Fazit einer Teilnehmerin am Fachtag.

Prof. Dr. Karsten Speck, Universität Oldenburg, und Liane Schmidt, Leiterin Jugendhilfe

Die Leiterin der Jugendhilfe im Kreishaus, Liane Schmidt, im Gespräch mit Prof. Dr. Karsten Speck von der Universität Oldenburg, der sich mit dem Einsatz von Sozialpädagoginnen und -pädagogen an den Schulen beschäftigt.