Gute Aussichten für Aartalbahn zwischen Wiesbaden und Bad Schwalbach

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Verkehr (allgemein)

Gutachter stellt Förderwürdigkeit in Aussicht / Linienführung zur S-Bahnstation Wiesbaden Ost / Studie kurz vor dem Abschluss

Die ersten Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zur Reaktivierung des Teilabschnitts der Aartalbahn zwischen Wiesbaden und Bad Schwalbach liegen vor. Demnach sind die Voraussetzungen für eine Förderung der Investitionen durch den Bund in die seit Jahrzehnten für den öffentlichen Nahverkehr stillgelegte Strecke gegeben. Initiatoren der Studie sind der Rhein-Main-Verkehrsverbund, der Rheingau-Taunus-Kreis und die Stadt Wiesbaden.

Zur positiven Bewertung trug maßgeblich die von den Gutachtern als überwiegend in gutem bis sehr gutem Zustand eingestufte Bausubstanz in diesem denkmalgeschützten Streckenabschnitt bei. Zudem basierte die Untersuchung auf der Linienführung von Bad Schwalbach zum Wiesbadener Ostbahnhof. Hierdurch werden aufwändige Maßnahmen im Zulauf zum Wiesbadener Hauptbahnhof vermieden und zugleich attraktive Umsteigemöglichkeiten zur S-Bahn Richtung Frankfurt geboten. Die Verknüpfung zum Wiesbadener Stadtbusverkehr ist in Dotzheim vorgesehen.

„Das positive Untersuchungsergebnis zeigt, dass wir die Rahmenbedingungen richtig gesetzt haben“ so RMV-Geschäftsführer Dr. André Kavai. “Mit der Linienführung zum Wiesbadener Ostbahnhof sorgen wir für eine optimale Vernetzung zum S-Bahnverkehr, nachdem die Linienführung per CityBahn durch die Landeshauptstadt keine Abstimmungsmehrheit erhielt. Durch die bessere Anbindung prognostiziert das Gutachten eine Einsparung von ca. 800 PKW-Fahrten pro Werktag bzw. den Umstieg von 1.000 Menschen auf den ÖPNV. So können wir endlich nach vorne schauen und Mobilitätswende konkret gestalten.“

„Das positive Ergebnis für den Südabschnitt ist eine gute Grundlage, um unmittelbar mit Vorliegen des finalen Gutachtens und der erforderlichen kommunalen Gremienbeschlüsse die konkrete Planung der Reaktivierung zu starten. Der Südabschnitt der Aartalbahn ermöglicht, den Systemvorteil der Schiene in den ländlichen Raum zu bringen und damit seine Attraktivität deutlich zu erhöhen. Das Gutachtenergebnis  ist zudem eine solide Basis, um in der Gesamtbetrachtung der Aartalbahn zusammen mit Rheinland-Pfalz die Chancen auf die Reaktivierung der gesamten Strecke bis Diez zu untersuchen“, sagte Hessens Verkehrsminister Tarek Al-Wazir. „Reaktivierungsvorhaben von Schienenstrecken, die ein attraktives und wirtschaftliches Betriebskonzept ermöglichen, sind ein wichtiger Beitrag zur klimafreundlichen Mobilität.“

„Wenn wir uns die vollen Straßen in der Wiesbadener Innenstadt anschauen, wissen wir alle, dass es so nicht ewig weitergehen kann“, so Andreas Kowol, RMV-Aufsichtsratsmitglied und Wiesbadener Verkehrsdezernent. „Das vorgesehene Betriebskonzept der Aartalbahn ermöglicht es, Pendlerinnen und Pendler aus dem Taunus schnell und komfortabel ohne Auto ins Rhein-Main-Gebiet zu gelangen. Damit entlasten wir auch das Wiesbadener Straßennetz vom Durchgangsverkehr. Der Dotzheimer Bahnhof und der Ostbahnhof werden zu Verknüpfungsbahnhöfen aufgewertet. Ab Dotzheimer Bahnhof bestehen schnelle Verbindungen in die Wiesbadener Innenstadt und mit der Verbindung zum Ostbahnhof profitieren außerdem besonders auch die Wiesbadenerinnen und Wiesbadener aus den nordwestlichen Stadtteilen.“

„Die Reaktivierung der Aartalbahn bedeutet für die ganze Taunusregion im Rheingau-Taunus-Kreis eine erhebliche Verbesserung der Anbindung im öffentlichen Nahverkehr“, so Günter F. Döring, Verkehrsdezernent des Rheingau-Taunus-Kreises. „Taunusstein-Hahn wird zur ÖPNV-Verkehrsdrehscheibe, da die Buslinien die Menschen aus den Orten abseits der Aartalbahn zur neuen Bahnlinie bringen wird. Die Kreisstadt Bad Schwalbach erhält wieder eine Schienenanbindung. Gerade weil ich weiß, dass die Umsetzung viele Jahre in Anspruch nehmen wird, liegt meine Hoffnung jetzt darin, dass alle politischen Ebenen und Ämter, aber auch die Bürgerinnen und Bürger hinter dem Projekt stehen und dieses schnellstmöglich realisiert werden kann.“

Neben der Sanierung der Gleise und Bahnsteige sollen die Bahnhöfe in Taunusstein-Hahn und Wiesbaden-Dotzheim so ausgebaut werden, dass sich dort Züge begegnen können. In der Hauptverkehrszeit wird mit einem Halbstundentakt, außerhalb davon mit einem Stundentakt gerechnet. Weitere Haltepunkte an der 23,7 km langen Strecke sind vorgesehen in Bleidenstadt, Taunusstein, Eiserne Hand sowie an mehreren Orten in Wiesbaden. Der stauanfällige Busverkehr von Bad Schwalbach nach Wiesbaden wird durch die Bahn ersetzt, die am Stau vorbeifährt. Das beeinflusst die Fahrzeit nach Wiesbaden, je nach Ziel und Umsteigenotwendigkeit. Nach Frankfurt Innenstadt wird die Fahrzeit um 20 - 30 Minuten kürzer werden. Und auch nach Mainz wird die Fahrzeit kürzer.

Das vor dem Abschluss stehende Gutachten und die dort geschätzten Kosten entsprechen den Vorgaben des Standardisierten Bewertungsverfahrens mit einem Preisstand  2016. Die tatsächlichen Kosten eines Vorhabens können erst im Laufe der Planung auf der Grundlage einer Entwurfsplanung ermittelt werden.

Die Machbarkeitsstudie wird in den nächsten Wochen final fertiggestellt. Bis dahin werden noch einzelne Optimierungen bei den jeweiligen Maßnahmen geprüft und eine abschließende Nutzen-Kosten-Bewertung vorgenommen. Eine Förderwürdigkeit, welche gegeben ist, wenn der Nutzen der Maßnahme die Kosten übersteigt, sehen die Gutachter bereits zum aktuellen Zeitpunkt als gesichert an. 

Foto (v.l.n.r.): Bürgermeister Markus Oberndörfer (Bad Schwalbach) und Sandro Zehner (Taunusstein), Verkehrsdezernent Günter F. Döring (Rheingau-Taunus-Kreis), Geschäftsführer der Rhein-Main-Verkehrsverbund GmbH Dr. André Kavai, Verkehrsdezernent Andreas Kowol (Stadt Wiesbaden) sowie Bereichsleiter Infrastruktur & Nutzen-Kosten-Untersuchungen Matthias Kurzeck (BPV Consult GmbH).