Gut ausgebautes Glasfaser- und Mobilfunk­netz ist die Voraussetzung

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Gesundheit

AG „Selbstbestimmtes Leben - so lange wie möglich“ / Technologie­gestützte Versorgung im Gesund­heitsbereich für chronisch Kranke und ältere Menschen

AG „Selbstbestimmtes Leben - so lange wie möglich“: Markus Krugel berichtete über technologiegestützte Versorgung im Gesundheitsbereich für chronisch Kranke und ältere Menschen

Der Gesundheitssektor verändert sich mit einer Rasanz, die manchen Betrachter wegen der sich bald bietenden Möglichkeiten - je nach Blickwinkel - frohlockend oder eben staunend zurücklässt. Die Digitalisierung macht es möglich und sorgt für bisher unbekannte Therapie- und Behandlungsmöglichkeiten. Ärzte gibt es weiterhin - die Telemedizin schreitet jedoch voran, was bei einer Frau zur Frage führte: „Kann ich die neuen Techniken denn überhaupt bewältigen?“ Auch die zweite Veranstaltung der AG „Selbstbestimmtes Leben - solange wie möglich“ beschäftigte sich unter dem Titel „Vernetzt! Verbunden!  Versorgt? Digitalisierung im ländlichen Raum“ mit den Möglichkeiten technologiegestützter Versorgung von (chronisch) kranker Menschen. Doch Voraussetzung dafür sind leistungsfähige Internetverbindungen, die den Transfer der Daten in hoher Geschwindigkeit möglichen machen.

Landrat Frank Kilian hatte zu Veranstaltungsbeginn „viele neue Erkenntnisse versprochen“. Die Referenten lösten das Versprechen ein. Zunächst informierte der zuständige Mitarbeiter in der Kreisverwaltung, Achim Staab, über den Stand des Breitbandausbaus im Kreisgebiet. Noch hat der Kreis sein selbstgestecktes Ziel in Gigabit-Bereiche mit Übertragungsraten von bis zu 1.000 Megabit pro Sekunde vorzudringen, noch nicht erreicht. Doch nachdem der Vertrag mit der Telekom Deutschland GmbH von Seiten des Kreises bereits unterzeichnet ist, soll der Breitbandausbau in der Region schnellstens Fahrt aufnehmen und bis 2020 abgeschlossen sein, so Achim Staab.

Denn ob es der intelligente Medikamentenschrank ist, die Gesundheits-App auf dem Tablet, die intelligenten Techniken und Möglichkeiten der mobilen, bzw.Haus-Notrufsysteme mit Sturzerkennung, ob es Telecoaching für chronisch Kranke oder Gesundheitstechnologien für Zuhause allgemein sind - diese Technologien sind auf eine schnelle Internetverbindung angewiesen. Markus Krugel von der Firma Philipps referierte über die beiden letztgenannten Themen. Zu den beliebtesten digitalen Helfern zählen demnach Apps, die Körper- und Fitnessdaten – wie zum Beispiel Herzfrequenz, Blutdruck oder gegangene Schritte – aufzeichnen. Vor allem für chronisch kranke Menschen werden diese Apps in der Zukunft zu wichtigen Hilfsmitteln.

Das Tablet gekoppelt mit anderen Geräte, wie etwa einer Waage oder dem Blutdruckmessgerät, zeichnen die erhobenen Daten auf, vergleichen sie mit den vorgegebenen Therapieschritten des Arztes und geben, falls Abweichungen erkennbar sind, dann Tipps und Ratschläge und Anweisungen. „Sie erkennen eine Gewichtszunahme bei einem Patienten oder, dass dieser sich am Tag zuvor zu wenig bewegt hat oder aber auch Abweichungen vom Therapieplan“, betont Krugel. Die Veränderungen meldet das Tablet dem Patienten, und wenn gewünscht, weiter an ein zwischengeschaltetes Telemedizin-Zentrum, das sich wiederum bei schweren Auffälligkeiten mit Arzt und Patienten abstimmt. Die Gesundheitsvorsorgesysteme erkennen Erkrankungen frühzeitig, agieren präventiv und helfen beim Managen der Therapie für chronisch Kranke. Sie geben Ratschläge über Videos für die richtigen Therapiemaßnahmen. „Der Umgang mit Tablet und Apps ist leicht und schnell zu erlernen“, so Krugel.

In Mecklenburg-Vorpommern finden solche Systeme laut Markus Krugel im Zusammenwirken von Patienten mit chronischen Herzerkrankungen, mit Fachärzten, der Universität Rostock und den Krankenkassen bereits Anwendung. Dieses Coaching hat für alle Seiten Vorteile, was sich durch Behandlungserfolge beweisen lasse. Krugel: „Zudem könnten Krankenhausaufenthalte reduziert werden.“

Doch nicht nur für chronisch Kranke sind die neuen Entwicklungen bestimmt. In einer Gesellschaft, in der die Menschen viel älter werden, braucht es intelligente Systeme, die das Leben im Alltag erleichtern. Selbst die „technische Aufrüstung“ von Rollatoren erfolgt mittlerweile. Eine smarte Gehhilfe erkennt beginnende Gesundheitsgefahren am Gang und animiert als persönlicher Trainer ältere Menschen dazu, sich mehr zu bewegen. Der intelligente Rollator erkennt auch Hindernisse auf seinem Weg.

„Wir haben die technischen Möglichkeiten. Um sie in das private Umfeld zu bringen, benötigen wir aber ein gut ausgebautes Glasfaser- und Mobilfunknetz. Das ist die Voraussetzung“, betont Markus Krugel.