Gesicht zeigen gegen Gewalt an Frauen
Stabsstelle für Frauen und Gleichstellung
Arbeitskreis Häusliche Gewalt sensibilisiert die Öffentlichkeit seit 17 Jahren für das Thema
„Dass gewalttätige Ausbrüche in familiären Beziehungen auch im Rheingau-Taunus-Kreis vorkommen, davon zeugen erschreckende und zugleich beklemmende Fälle von häuslicher Gewalt, die uns immer wieder auf dem Tisch liegen“, berichtet Binia Ehrenhart-Rosenberger. Sie leitet den Arbeitskreis (AK) Häusliche Gewalt im Rheingau-Taunus-Kreis. Seit 17 Jahren widmet sich der Arbeitskreis der Aufklärung von Partnerschaftsgewalt in unserer Gesellschaft. Schließlich hat Gewalt viele, ganz unterschiedliche Gesichter.
Die Arbeit des AK fokussiert sich aber nicht alleine auf die Auseinandersetzung mit aktuellen Fällen, die beispielsweise bei der Polizei angezeigt werden. Binia Ehrenhart-Rosenberger differenziert: „Inhaltlich geht es eher weniger um die aktuellen Fälle, sondern um das Abstimmen der einzelnen Fachkräfte untereinander, damit möglichst schnell und umfassend geholfen werden kann. Ein großer Baustein ist zudem die Prävention, damit frühzeitig Weichen gegen Gewalt gestellt werden können.“
Im dem Gremium sitzen u.a. Experten und Expertinnen aus den Beratungsstellen für häusliche oder für sexualisierte Gewalt, aus der Täterarbeit, der Erziehungsberatung, aus den Fachdiensten wie Jugendhilfe, Soziales, Gesundheitsamt. Auch aus der Schulsozialarbeit und der Polizei stößt Personal regelmäßig zu den Sitzungen hinzu. Der Austausch von Meinungen und Erkenntnissen sowie das Verständnis für die Arbeit der unterschiedlichen Einrichtungen ist ein ganz wichtiger Baustein „Das war mir vor knapp drei Jahren, als ich die Arbeit übernahm, am Wichtigsten: Bei diesem sensiblen Thema darf es keine Frontenbildung geben, sondern jede und jeder muss verstehen, welchen wichtigen Beitrag jeder und jede Einzelne(n) am Tisch leistet und wie sich alle erfolgreich unterstützen können.“
Neben den Abstimmungen veranstaltet der AK immer wieder Fachtage mit aktuellen Themen oder Fortbildungen. Im nächsten Jahr wird es gleich zwei Schwerpunkte geben: Gewalt im Netz und Gewalt in der Pflege, verrät die AK-Leiterin.
Um die Öffentlichkeit für das Thema häusliche Gewalt zu sensibilisieren, nutzt das Gremium und das Büro für Frauen und Gleichstellung insbesondere den Tag gegen Gewalt an Frauen (25. November). „Auch in diesem Jahr werden wir das Kreishaus in Orange erleuchten und schließen uns dabei einer weltweiten Kampagne der ‚UN Women‘ an“, verrät Landrat Sandro Zehner.
Im letzten Jahr startete außerdem die Kampagne „Gesicht zeigen gegen Gewalt an Frauen“ bei der acht Feuerwehrleute stellvertretend für die gesamte Kreisfeuerwehr ihr „Gesicht“ auf Plakate drucken ließ, umso überall im Kreis (Feuerwehrstationen, Rathäuser, Schulen) „NEIN zu Gewalt“ zu sagen. „Die Kampagne war erfolgreich“, so die Leiterin und weiter: „Aufgrund der Aktion haben sich bereits mehrfach Frauen gemeldet, die Hilfe suchten. Zudem ließen sich einige Feuerwehrpersonen noch einmal speziell im Umgang bei häuslicher Gewalt schulen.“
„Öffentlichkeitsarbeit lässt sich immer schwer messen – doch diese Beispiele freuten mich besonders und zeigen deutlich, dass wir im Kreis ein Zeichen setzen müssen: Wir geben diesem Thema ein ‚Gesicht‘. Und wir sagen den Betroffenen: ‚Ihr seid nicht allein!‘“, bekräftig Binia Ehrenhart-Rosenberger. Daher war es auch in diesem Jahr nicht schwer neue Personen zu finden: Aus dem AK Häusliche Gewalt kam die Kooperation mit der Polizei Westhessen und der Polizeidirektion Rheingau-Taunus zustande. In diesem Jahr zeigen fünf Polizistinnen und Polizisten ihr „Gesicht“ gegen Gewalt.