"Ganz olle Kamellen in neuer, bunter Verpackung"

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Bahnlärm

Landrat Albers und Kreisbeigeordneter Ottes enttäuscht über Aussagen der Bahn AG / Nur Altbekanntes neu aufgetischt



"Die Bahn AG hat leider eine große Chance sehr leichtfertig vergeben", betonen Landrat Burkha

Landrat Albers und Kreisbeigeordneter Ottes enttäuscht über Aussagen der Bahn AG / Nur Altbekanntes neu aufgetischt

"Die Bahn AG hat leider eine große Chance sehr leichtfertig vergeben", betonen Landrat Burkhard Albers und der Welterbe-Dezernent Karl Ottes mit Blick auf die groß angekündigte Pressekonferenz der Bahn AG am Freitag in Mainz. Die Bahn AG wollte Neuigkeit präsentieren, über Maßnahmen zum Lärmschutz im Mittelrhein erläutern, doch letztlich verteilte sie nur "ganz olle Kamellen in neuer, bunter Verpackung", die nur alleine zur Verschleierung des aussageleeren Inhalts diene. "Wir sind wirklich sehr enttäuscht, dass die Bahn AG Altbekanntes als Neuigkeit verkauft hat und die lärmgeplagten Menschen im Rheintal wieder nur vertröstet werden", so Albers.

Die Bürgerinnen und Bürger sollen weitere acht Jahre bis auf das Jahr 2020 vertröstet werden. Dann sollen endlich leisere Güterzüge durch das Mittelrhein fahren. "Und jetzt soll die Region vielleicht der Bahn AG noch applaudieren und sie würdigen?", fragt sich nicht nur Karl Ottes. Es gibt fast kein Entgegenkommen der Bahn AG, keine Zugeständnisse an die Menschen im Rheingau und im Mittelrheintal. Stattdessen versuche die Bahn AG, einen PR-Gag der schlimmen Form zu platzieren. "Wieder gab es nur Versprechungen, die jeder Experte, der den Verlauf der Strecke im engen Tal kennt, als Mogelpackung identifizieren kann", so Ottes.

Die Mitglieder des Vorstandes der Bahn AG scheinen nichts begriffen zu haben. Dieses Fazit zieht der Betrachter, wenn er sich diese leicht durchschaubare PR-Aktion genauer ansieht. Die Bahn AG scheint die Inhalte des Bahnlärmindex und auch das Leiden der bahnlärmgeplagten Menschen im Rheingau und Mittelrheintal nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen. Dass der Lärm der Güterzüge mittlerweile einer Körperverletzung gleich kommt, will in der Bahn-Zentrale niemand zur Kenntnis nehmen. "Es wird ein Wenig an den Symptomen herumgedoktert, doch die klare Linie fehlt."

Die Bahn AG träume weiterhin von der schnellen Genehmigung der so genannten LL-Sohle im Jahr 2013, was von Experten als "illusorisch" zurückgewiesen wird. Hinzu kommt dann die Zeitspanne von sieben Jahren bis auch der letzte Waggon der Bahn AG umgerüstet ist. Was mit den rund 90.000 Waggons anderer Betreiber passiert, dazu äußert sich die Bahn AG nicht. Ein Nachtfahrverbot oder eine Reduzierung der Geschwindigkeit für die Züge werden weiterhin kategorisch abgelehnt, weil solche Maßnahmen den ökonomischen Interessen der Bahn AG widersprechen.

Bahn AG und Bundesverkehrsministerium in Berlin spielten so weiter auf Zeit und drückten sich um eine klare Aussage zur Alternativtrasse herum. Albers: "Gemeinsam mit den beiden Bundesländern Hessen und Rheinland-Pfalz werden wir aber gerade für die Alternativstrecke kämpfen, denn die Güterzüge müssen raus aus dem Rheingau und Mittelrheintal."

Landrat Albers: "Dass die Bahn AG in ihrer Pressekonferenz nur Altbekanntes auftischte, zeigt, dass sie dem Druck der Region ziemlich hilflos gegenübersteht." Sie versuchte, eine Woche vor der 2. Anti-Bahnlärm-Demonstration am 12. Mai in Rüdesheim am Rhein (Treffpunkt ab 12.00 Uhr an der Rhein-Halle) mit fast schon kläglichen Mitteln den Dampf aus dem Kessel zu nehmen. "Der Schuss ging nach hinten los!", ergänzt Ottes. Nun müsse die Devise heißen: "Jetzt erst recht: Auf zur Anti-Bahnlärm-Demo, um ein klares Signal in Richtung Berlin zu schicken." Nun sollten sich alle Lärmgeplagten an der Demonstration beteiligen.