Frank Kilian: „Ich bin fassungs­los, weil die Ent­scheidung des Landes Hessen richtig war, diese aber auf den falschen Zahlen basierte“

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Gesundheit

Landrat und Gesundheits­dezernentin Monika Merkert stellten Gutachten des Zentrums für integrierte Verkehrs­systeme / Szenario­analyse zur Notfall­versorgung im Kreis­gebiet

Landrat und Gesundheitsdezernentin Monika Merkert stellten Gutachten des Zentrums für integrierte Verkehrssysteme / Szenarioanalyse zur Notfallversorgung im Kreisgebiet

Am Donnerstag präsentierten Landrat Frank Kilian und Gesundheitsdezernentin Monika Merkert das Gutachten des renommierten Zentrums für integrierte Verkehrssysteme (ZIV) in Darmstadt mit dem Titel „Rheingau-Taunus-Kreis: „Szenarioanalyse zur Notfallversorgungssituation“, das sogenannte Verkehrsgutachten. Anschließend zeigten sich beide „fassungslos“ und „enttäuscht“. Frank Kilian: „Ich bin fassungslos, weil die Entscheidung des Landes Hessen richtig war, diese aber auf den falschen Zahlen basierte.“ Von einer Schließung der Helios-Klinik in Bad Schwalbach wären – bei Vorgabe der gesetzlichen 30-minütigen Frist zur Erreichung einer Klinik mit medizinischer Notfallversorgung – nämlich deutlich mehr Menschen betroffen, wie von der Hessen Agentur, die von 956 Personen ausgeht, im vergangenen Jahr ermittelt. „Das ZIV kommt auf 4.702 Menschen“, berichtete Landrat Kilian.

Damit kommt der vom Rheingau-Taunus-Kreis beauftragte Gutachter zwar zu einem deutlich höheren Ergebnis der Betroffenheit als die Hessen Agentur, liegt aber noch unter dem festgelegten Schwellenwert von 5.000 Einwohnern, der vom Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) in Berlin vorgegeben wird. „Es war richtig, dass der Kreis ein eigenes Gutachten erstellen ließ, um die Zahlen der Hessen Agentur zu widerlegen“, so der Landrat. Die Zahlen der Hessen Agentur dienten als Grundlage für die Entscheidung im Hessischen Sozialministerium, die Schließungspläne der Helios AG für die Klinik in Bad Schwalbach zu unterstützen.

Gesundheitsdezernentin Monika Merkert zeigte sich „enttäuscht über das knappe Ergebnis“. Beide attestierten dem ZIV „eine sehr sorgfältige Arbeit“. Schließlich hätten sich die Gutachter nicht nur auf bekannte Routenplaner im Internet bezogen, sondern sie befuhren die Straßen im Rheingau-Taunus-Kreis bis zu den Klinik-Standorten mit einer medizinischen Notfallversorgung. Dabei bildeten die Gutachter die Realität ab, etwa Knotenpunkt mit Ampelschaltung, Bahnübergänge und Tempolimits. Das Ergebnis ist viel fundierter, als jenes der Hessen Agentur

Frank Kilian nannte den Schwellenwert von 5.000 Einwohnern „willkürlich gewählt“: „Es ist jede einzelne Person wichtig, die einen medizinischen Notfall hat“, so der Landrat. Beim GBA in Berlin sollte der Wert von 5.000 Einwohnern wie die zugrundeliegenden Kriterien überdacht werden, so Kilian. In der Konsequenz würde diese Politik dazu führen, dass immer mehr kleine Krankenhäuser geschlossen werden: „Das sorgt für ein Ausbluten des ländlichen Raums.“

Kritisiert wurde von Monika Merkert zudem, dass es noch kein Gesprächstermin mit der Helios AG gab, in dem es um den Aufbau einer Intensivstation im Krankenhaus in Idstein gehen soll. „Auf einen Termin für ein solches Gespräch warten wir noch“, so die Dezernentin und: „Wir wollen wissen, wie sich Helios auch mit Blick auf das Krankenhaus in Idstein das weitere Vorgehen im Detail vorstellt.“ Schließt die Helios Klinik in Bad Schwalbach nämlich wie von Helios-Regional-Managerin Corinna Glenz angekündigt Ende Mai, dann stelle sich die Frage der Erweiterung der Intensivstation am Standort Idstein ab Juni 2018.

Kilian wie Merkert kritisierten zudem die mangelnde Informationspolitik des Sozialministeriums in Wiesbaden. „Es gibt viele Aussagen, aber eine schriftliche Bestätigung des Gesagten gibt es nicht.“ So sei der Sicherstellungszuschlag für das St.-Josefs Hospital in Rüdesheim am Rhein zugesagt. Monika Merkert wählte in diesem Zusammenhang klare Worte: „Das Krankenhaus in Rüdesheim ist in seinem Bestand gesichert.“

Beide Politiker setzen nun auf die Erstellung eines Gesundheitsversorgungsgutachtens für den Rheingau-Taunus-Kreis. Für die Erarbeitung gibt es einen finanziellen Zuschuss des Hessischen Sozialministeriums. Dabei soll geklärt werden, wie die medizinische Versorgung im gesamten Kreisgebiet zukünftig sichergestellt wird.