„Fit machen für das Leben in Deutsch­land“

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Integration

Rheingau-Taunus-Kreis hatte zur Kon­ferenz „Wege in die Um­setzung der Integrations­strategie“ geladen

Rheingau-Taunus-Kreis hatte zur Konferenz „Wege in die Umsetzung der Integrationsstrategie“ geladen / Zirka 100 Teilnehmer berieten über 21 Projekte

„Die Prämissen haben sich leicht verschoben und benötigen an der einen oder anderen Stelle einer Nachjustierung“, betonte Landrat Burkhard Albers zu Beginn seiner Rede. Deshalb hatte der Kreis nun zu einer Konferenz „Wege in die Umsetzung der Integrationsstrategie“ eingeladen, mit der die zweite Phase eingeläutet wurde. Nachdem im vergangenen Jahr die Integrationsstrategie von Bürgerinnen und Bürgern erarbeitet wurde, die 21 Projektvorschläge in das Strategiepapier Eingang fand, hatte der Kreistag im Dezember sein Plazet gegeben. Nun ging es quasi um eine „Inventur“, um den Stand der einzelnen Projekte abzugleichen und abzufragen, welche Unterstützung die jeweiligen Ehrenamtlichen für die Realisierung nun noch benötigen oder wie es eine Teilnehmerin treffend formulierte: „Wir wollen uns neu formieren, um dann intensiv weiterzuarbeiten!“

Landrat Albers sprach dann auch von einem sehr erfolgreichen Prozess, der in eine entscheidende Phase eintritt. „Schon die Anzahl von über 100 Teilnehmern – aus dem Bereich der haupt- und ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe – an der Konferenz zeigt, dass der Wille ungebrochen ist, an der Integration der Flüchtlinge mitzuwirken“, betonte der Landrat. Ging es in den vergangenen beiden Jahren vor allem darum, die nach Deutschland gekommenen Flüchtlinge menschenwürdig unterzubringen, gehe es nun um neue Aufgaben. „Jene Flüchtlinge, die längerfristig in Deutschland bleiben können, sollen in die Gesellschaft, wie in den Arbeitsmarkt integriert werden. Dazu gehört auch die Bereitstellung von Wohnungsraum.“

In einer ersten Gesprächsrunde wies Moderatorin Derya Can von der Düsseldorfer „imap GmbH“ auf Projekte aus der Integrationsstrategie hin, die schon erfolgreich laufen. So wies Sandro Lo Giudice, Geschäftsführer der Netzwerk Leben Rhein-Main gGmbH, auf das Verfahren „hamet2“ zur Kompetenzfeststellung von handwerklich-motorischen Fähigkeiten hin. Etwa 100 Personen absolvierten dieses Verfahren in den vergangenen Monaten. So werden Zugänge zur Ausbildungs- und Arbeitswelt ermöglicht.

Wie kann man traumatisierten Personen, die auf ihrer Flucht mit fürchterlichen Ereignissen und Erlebnissen konfrontiert wurden, helfen? Eine Frage, der sich Heidi Messerschmidt-Weber widmen will. Es habe in der Workshop-Phase im September 2016 erste gute Ansätze gegeben. Nun sucht sie in der Konferenz weitere Mitstreiter, um sich neu zu formieren und passende Angebote für die traumatisierten Menschen zu unterbreiten. Die Aufbruchstimmung wird da deutlich und am Ende der Konferenz kann Heidi Messerschmidt-Weber auch Erfolge vermelden. Zeitnah soll es eine erste Infoveranstaltung mit Hilfe der paritätischen Wohlfahrtsverbände geben, in der es um den sensiblen Umgang mit geflüchteten, traumatisierten Frauen geht.

Aber auch in anderen Projekten wird der Fortschritt und das großartige Engagement der haupt- und ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer rasch deutlich und das geschieht an den „Abgucktischen“, an den „Anschubtischen“ und den „Aufbruchstischen“ in der Mitte der Aula der Nikolaus-August-Otto-Schule. Dort wird diskutiert, neue Ideen und Möglichkeiten der Umsetzung kreiert. An den „Abgucktischen“ sind Projekte vereinigt, die laut Derya Can bereits erfolgreich in einzelnen Kommunen laufen, die aber von anderen übernommen werden könnten.

Dabei geht es beispielsweise um das Projekt „Fit for Culture“ der Nikolaus-August-Otto-Schule in Bad Schwalbach, mit dem eine Willkommensstruktur für ausländische Schülerinnen und Schüler etabliert wurde. Nun möchte die Initiatoren noch ein Kultur-Café ins Leben rufen. Dort sollen sich die Jugendlichen der deutsch-intensiv Klassen mit deutschen Schülern treffen können. Unter dem Motto „Deutschland trifft …“ soll eine Stätte der Begegnung mit Schülern aus anderen Ländern entstehen. „Dafür benötigen wir noch Unterstützer und finanzielle Hilfe“, so Nicole Cordel von der Schulsozialarbeit in der Nikolaus-August-Otto-Schule.

Viele anerkannte Flüchtlinge sollen schnell Platz in den Gemeinschaftsunterkünften machen. Doch wohin, mangelt es doch an Wohnraum im Kreis? Die notwendigen Wohnungen können nicht von jetzt auf gleich errichtet werden. Es bedarf einer temporären Vorplanung, sagt Fachmann Ditmar Joest. Doch nun schwebt der Gruppe eine Zusammenarbeit zwischen Handwerk und Flüchtlingen vor. Handwerker, die sich zur Ruhe gesetzt haben, sollen Flüchtlingen mit handwerklichen Fähigkeiten bei der Sanierung von leer stehendem Wohnraum helfen. An anderer Stelle debattieren Teilnehmer darüber, wie man den Flüchtlingen das gesellschaftliche Leben, die Kultur in Deutschland näher bringen kann. Auch in diesem Projekt – wie bei allen anderen – zeichnen sich Lösungen ab.

An den einzelnen Tischen gab es intensive und konstruktive Debatten, wie die Projekte der Integrationsstrategie umgesetzt werden können.