Feuerwehren sollen in den interkulturellen Dialog mit eingebunden werden

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Feuerwehr, Brandschutz

Erster Feuerwehrdialog Integration im Kreishaus / Demografische Wandel schafft auch den Wehren Probleme / Menschen mit Migrationshintergrund für Amt werben

 

Immer mehr Freiwillige Feuerwehren müssen einen Fakt zur Kenntnis nehmen: Der Demografische Wandel macht auch vor den Mitgliederzahlen der Rettungsorganisationen keinen Halt. Das wiederum hat Konsequenzen auf die Einsatzbereitschaft der Wehren – gerade zur Tageszeit. Eine Erkenntnis, die Landrat Burkhard Albers zur Einberufung des ersten Feuerwehrdialogs Integration im Rheingau-Taunus-Kreis bewog. „Wir wollen uns informieren lassen, wie andere Freiwillige Feuerwehren mit dem Phänomen umgehen, welche Konzepte sie entwickelt haben, um den Mangel an Kräften zu kompensieren“, erklärte Albers zu Beginn der Veranstaltung im Kreishaus, zu der Aysel Röse, Fachberaterin Integration im Landesfeuerwehr-Verband Hessen, und der Koordinator des Integrationsprojektes der Feuerwehr Arnsberg, Peter Krämer, eingeladen waren.

Beide Referenten wiesen auf einen ganz wichtigen Erfahrungswert hin: „Wer neue Mitglieder aus dem Kreis der Migranten hinzugewinnen will, muss den persönlichen, direkten Kontakt zu den jeweiligen Kulturvereinen der ausländischen Mitbürger, beziehungsweise den Migrantengruppen suchen.“ Verantwortliche der Feuerwehren sollten zu den Veranstaltungen der Kulturvereine gehen und sich dort vorstellen. Auch eine Präsentation in einem Ausländerbeirat vor Ort könne „Türen öffnen“ und „Barrieren beseitigen“. „Eine Möglichkeit ist auch, die Vorstandsmitglieder der Kulturvereine zu dem ‚Tag der offenen Tür‘ der Feuerwehr einzuladen“, so Aysel Röse.

Krämer: „Wir führten in Arnsberg eine Übung der Feuerwehr in der Nähe des Treffpunktes des portugiesischen Kulturvereines durch und konnten darstellen, wie eine Freiwillige Feuerwehr arbeitet.“ Denn auch damit sind Feuerwehren konfrontiert: „Viele ausländische Mitbürger kennen weder die Aufgaben noch die den Aufbau unserer Wehren.“ Oder wie es Landrat Albers und Moderator Ralf Bachmann formulierten: „Für viele Mitmenschen sind die Feuerwehren eine Art ‚Black Box‘.“ Die meisten wüssten, dass Freiwillige Feuerwehren zur Brandbekämpfung eingesetzt werden. Aber die weiteren Aufgaben seien oft unbekannt.

Auch deshalb herrsche eine gewisse Skepsis und Zurückhaltung bei ausländischen Mitbürgern vor, wenn etwa deren Kinder und Jugendliche in eine Jugendfeuerwehr eintreten wollen, so Aysel Röse. Oftmals gelinge dies nur über unterschiedliche, vertrauensbildende Maßnahmen, wie Einladungen, Vorstellung der Arbeit der Feuerwehren oder aber Informationsabende. Röse: „Um Sprachbarrieren abzubauen, sollte die Aufklärungsarbeit möglichst zweisprachig, also in Deutsch und der jeweiligen Landessprache erfolgen.“ „Veranstaltungen zu den Themen Feuermelder in Wohnungen oder die Frage, ‚Wie setze ich einen Notruf ab?‘, helfen bei der Kontaktaufnahme“, ergänzte Peter Krämer. Solche „Vermittlungen von Kenntnissen zum Selbstschutz bei Feuer“ werden immer wieder gerne angenommen.

Peter Krämer verwies zudem auf die vielen Flyer und das Infomaterial in unterschiedlichen Sprachen, das bisher von Bundes- und Landesverband der Feuerwehr erstellt wurde und in dem die Arbeit der Feuerwehren dargestellt ist. Auch auf das mehrsprachige Einsatz-Wörterbuch der Feuerwehr Arnsberg verwies er. In Sprachen wie Russisch, Spanisch, Englisch, Türkisch oder Italienisch sind in dem Wörterbuch bestimmte Fragen und Aussagen übersetzt, um bei einem Einsatz vor Ort etwa die Notlage eines Menschen schneller abfragen zu können.  Über solche Kontakte lasse sich dann in einzelnen Fällen, eine Mitgliedschaft in den Freiwilligen Feuerwehren erreichen. Die Resonanz auf diese Projektarbeit zeige langsam Erfolge, so Krämer.

Nach den Referaten ging es in zwei Workshops, die von Hans-Peter Korn vom Kreisfeuerverband Rheingau und von Michael Schauß vom Kreisfeuerwehrverband Untertaunus geleitet wurden, ging es dann um Vorschläge, welche Maßnahmen umgesetzt werden sollen. Bei den Diskussionen stand allgemein die Gewinnung von neuen Mitgliedern und allem auch aktiven Einsatzkräften im Vordergrund. Dabei wurde auch deutlich, dass die Feuerwehren schon sehr aktiv sind. Als wichtiger Teil der Öffentlichkeitsarbeit sahen einige Diskutanten beispielsweise die Brandschutzerziehung in Kindertagesstätten und Schulen. „Wir nehmen aber auch die Anregungen von Aysel Röse und Peter Krämer“, hieß es am Ende des ersten Feuerwehrdialoges.