„Fahrrad­pool für Flücht­linge“

|

Große Darstellung

Axel Burisch „Solche Aktionen zeigen: Willkom­mens­kultur ist in der Bevöl­kerung fest verankert“ / Land­rat Albers: Rundum gelun­genes Projekt und gute Zusam­menar­beit

„Solche Aktionen zeigen: Willkommenskultur ist in der Bevölkerung fest verankert“ / Axel Burisch startet in Idstein seinen „Fahrradpool für Flüchtlinge“ / ProJob-Projekt „recyclebar“ ertüchtigt die Zweiräder / Landrat Albers: Rundum gelungenes Projekt und gute Zusammenarbeit

Die Freude steht den jungen Menschen ins Gesicht geschrieben. Doch noch stehen sie fast ehrfürchtig vor den Zweirädern. Als Axel Burisch sie ermuntert, zögern sie noch, um dann doch die bereitgestellten Fahrräder in Besitz zu nehmen. Fröhlich lächelnd drehen sie einigen Runden um ihr Quartier. Und auch Axel Burisch ist die Zufriedenheit anzusehen. Schließlich war es seine Ideen, einen Fahrradpool für die Flüchtlinge aufzubauen, um diesen mehr Mobilität zu ermöglichen. „Eine lobenswerte Idee“, würdigten Landrat Burkhard Albers und Idsteins Bürgermeister Christian Herfurth, die beide zur Übergabe der ersten Fahrräder gekommen waren, die Initiative von Burisch.

Die Idee zu dem Fahrradpool war ihm vor einigen Monaten bei einem Spaziergang durch die Stadt gekommen. „Ich sah einige Flüchtlinge auf dem Bürgersteig, die Wasserkäste schleppten“, so der Idsteiner. Rasch war die Idee geboren, Fahrräder zu beschaffen und den Flüchtlingen zur Verfügung zu stellen. Beim „Runden Tisch Asylbewerber in Idstein“ fand er schnell Unterstützung. Ein Aufruf bei Facebook wurde gestartet, Flyer gedruckt und in der Stadt verteilt. Das Ergebnis überraschte selbst den Idsteiner. Schnell wurden ihm über 30 Fahrräder gespendet, womit er aber auch „ein kleines Problem“ hatte. „Die Zweiräder sollten natürlich verkehrstüchtig sein und den Regeln der Straßenverkehrsordnung entsprechen.“ Doch auch dafür ergab sich eine schnelle Lösung vor Ort in Idstein.

In Idstein hatte das Projekt „kostbaR“ der ProJob Rheingau-Taunus GmbH in Zusammenarbeit mit den JobCentern der Kreisverwaltung gerade die Pforten geöffnet. Und in der zum Projekt gehörigen „recyclebaR“ werden kaputte Fahrräder von Langzeitarbeitslosen repariert. „Eine Maßnahme, mit der Langzeitarbeitslose wieder fit für den ersten Arbeitsmarkt gemacht werden“, berichtet der Landrat. Bei dem ProJob-Projekt geht es darum, Langzeitarbeitslose wieder an einen geregelten Arbeitsalltag zu gewöhnen, sie zu motivieren und sie zu stärken, damit sie ihre Fähigkeiten – gerade in einem Bewerbungsgespräch – darstellen können.

Der Kontakt von Burisch zum kostbaR“-Projektteam war schnell hergestellt und „Katja Rüther-Reese und Frank Kaufmann sagten die Unterstützung zu. „Eine wunderbare Verbindung zwischen Herrn Burisch und dem Projekt ist entstanden, von dem beide Seite profitieren“, so Landrat Albers, der die gesamte Initiative lobte: „Diese Aktion ist ein gutes Beispiel für das ehrenamtliche Netzwerk, das in den vergangenen Monaten hier in unserem Kreis entstanden ist.“

Denn in allen Kommunen des Kreises fanden sich Menschen zusammen, um den ankommenden Flüchtlingen zu helfen, sie beim Einleben in der neuen Umgebung zu unterstützen. Albers: „Es gibt eine sehr große Welle der Hilfsbereitschaft und Unterstützung von den Bürgerinnen und Bürgern und dadurch ist eine echte Willkommenskultur entstanden, die es so noch nicht gab.“ Gerade diese Aktion von Axel Burisch unterstreicht für Albers, dass „die Willkommenskultur stark in der Bevölkerung verankert ist und lebt!“ Albers Dank galt dann auch Axel Burisch sowie seinen vielen Mitstreitern und Spendern. Ein Hinweis, den Bürgermeister Herfurth aufgriff: „Herr Burisch ist das personifizierte Beispiel für ehrenamtliches Engagement in Idstein.“ Viele Bürgerinnen und Bürger haben ihre Unterstützung bei der Integration der Flüchtlinge zugesagt.

Doch das Engagement von Axel Burisch endet mit der ersten Übergabe von Fahrrädern noch lange nicht. „Wir nehmen weitere Fahrräder an, die wir auch an andere Unterkünfte in Idstein verteilen werden.“ Um diese zu ertüchtigen, seien aber auch noch Spenden notwendig (ein Spendenkonto ist eingerichtet). Sobald es das Wetter zulässt, will der rührige Idsteiner mit den Flüchtlingen Fahrradtouren rund um Idstein unternehmen. Voraussetzung dafür soll aber ein „Fahrradtraining“ sein. „Mit der Polizei habe ich auch schon gesprochen, damit jedem die Verkehrsregeln näher gebracht werden.“ Angedacht sei auch, dass jeder Nutzer des Fahrradpools einen Fahrradführerschein erwerben soll. Burisch: „Denn niemand möchte, dass es zu einem Unfall kommt.“

Einen Wunsch äußerte der Initiator auch noch: „Die Flüchtlingen müssen, um einen Krankenschein zu bekommen, immer von Idstein nach Bad Schwalbach und zurück fahren.“ Dies sei natürlich sehr beschwerlich. Burisch: „Gibt es nicht die Möglichkeit, dass die Krankenscheine hier im Rathaus abgeholt werden können?“ Eine Bitte, die sich Albers und Herfurth notiert haben.

Axel Burisch ist über die Mailadresse aburisch46@gmx.de erreichbar

Axel Burisch (mit Hut) überreicht den Flüchtlingen in Idstein in Anwesenheit von Landrat Burkhard Albers (5. von rechts) und Idsteins Bürgermeister Christian Herfurth (7. von links) die ersten Fahrräder.