„Es wird auf Ver­schleiß ge­fahren“

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Kleine Darstellung

6. Anti-Bahn­lärm-Demon­stration fin­det am 9. Mai in Koblenz statt / Land­rat Albers und Dezer­nent Ottes unter­stützen An­liegen der Orga­nisatoren

6. Anti-Bahnlärm-Demonstration findet am 9. Mai in Koblenz statt / Landrat Albers und Dezernent Ottes unterstützen Anliegen der Organisatoren

Drei Mal fand die Demonstration gegen Bahnlärm – mit eindeutiger Unterstützung in der Phase der Planung, Organisation und Durchführung aus dem Kreishaus – in Rüdesheim am Rhein und zwei Mal in Bonn statt. „Wir haben den Staffelstab nun an eine Stadt weitergeben, die wie der Rheingau und das Mittelrheintal ganz erheblich unter dem ständig zunehmenden Bahnlärm und den damit verbundenen, von den schweren Güterzügen ausgehenden Erschütterungen leidet“, berichten Landrat Burkhard Albers und der zuständige Kreisbeigeordnete Karl Ottes. In Koblenz findet am Samstag, 9. Mai 2015, ab 14.00 Uhr, auf einem Areal direkt am dortigen Hauptbahnhof die sechste Anti-Bahnlärm-Demonstration statt. Der Landrat: „Der Rheingau-Taunus-Kreis steht weiter an der Seite der Bürgerinitiativen gegen Bahnlärm und unterstützt deren Kampf.“

Um diese Unterstützung zu dokumentieren, nahm Karl Ottes an einer Informationsveranstaltung der Organisatoren der Demonstration um Rolf Papen und Franz Breitenbach in Koblenz teil. Papen wählte dabei drastische Worte, um die aktuelle Situation darzustellen: „Bei uns ist die Hölle los!“ Statt weniger Bahnlärm, wie von der Bahn AG und dem Bundesverkehrsministerium versprochen, gebe es immer mehr. Die Güterzüge, die durch den Rheingau, das Mittelrheintal und die Region bis Koblenz und Bonn fahren, werden immer länger und schwerer und fahren mittlerweile in immer kürzeren Abständen. „Die BIs kämpfen mittlerweile darum, dass die Lärmbelastung nicht noch schlimmer wird.“

Heftig kritisierte Papen auch das „klammheimliche Abrücken der Berliner Koalitionäre“ von den Vereinbarungen des Koalitionsvertrages, die die Umrüstung von Güterwaggons auf die leisere LL-Sohle bis 2016 50 Prozent der Waggons und bis 2020 zu 100 Prozent fordert. Leider werde den Lobbyisten und Besitzern der Waggons immer mehr Gehör geschenkt, statt den Druck auf diese zu erhöhen. „Die Umrüstung muss durchgesetzt werden, wie es im Koalitionsvertrag steht“, fordern die Bürgerinitiativen. „Wirtschaftsinteressen gehen in Deutschland immer noch vor Lärmschutz“, steht für den Vorsitzenden der BI in Weißenthurm fest.

Was den BIs von Wiesbaden / Mainz bis Koblenz / Bonn zudem bitter aufstößt und sie mit einem Zitat von Prof. Heiner Mohnheim unterlegen: „Es wird immer mehr auf Verschleiß gefahren!“ Soll heißen: Die im Güterverkehr eingesetzten Waggons sind in Teilen so alt wie Methusalem. Es wurden laut den Bildern von Rolf Papen schon abgerissene Teile auf Bahngleisen gefunden. So etwas werde hingenommen, weil es in Deutschland kein Gesetz gibt, das die Modernisierung des Bestandes vorschreibt. Die Konsequenz wird auch diskret verschwiegen: Alleine 2013 gab es bundesweit 350 Kollisionen und 262 Entgleisungen im Bereich der Bahn. „Solche Zahlen müssen wir immer wieder in der öffentlichen Debatte nennen“, fordert dann auch Ottes.

Auch solche, die über die Folgen für die Anlieger an den Bahnstrecken etwas aussagen. Der von den langen Güterzügen ausgelöste Bahnlärm und daraus resultierenden Erschütterungen schädigt die Gesundheit der Menschen. Schließlich fahren die Züge rund um die Uhr. „Wer direkt an der Bahnstrecke wohnt, der findet keinen erholsamen Schlaf.“ Laut den Aussagen von Experten töte der Bahnlärm jährlich 3000 Menschen, weitere 7000 erleiden ernsthafte gesundheitliche Schädigung. Laut dem Grundgesetz steht aber die körperliche Unversehrtheit der Bürgerinnen und Bürger unter einem besonderen Schutz.

Laut Ottes gibt es aber auch erfreuliche Zeichen. So hat sich im Bundestag eine rund 120 köpfige Gruppe aus allen Fraktionen gebildet, die die Forderungen der Bürgerinitiativen gegen den Bahnlärm unterstützt. „Wir sind nicht mehr alleine in unserem Protest gegen die Bahn und die Lobbyisten der Waggonhalter.“ Ottes erinnert so auch daran, dass 2011 auf Initiative von Landrat Burkhard Albers die erste Anti-Bahnlärm-Demo in Rüdesheim am Rhein stattfand. „Das Bohren dicker Bretter lohnt sich doch.“ Denn das Bündnis hat sich merklich verbreitert, was an der Anzahl kleinerer BIs abzulesen ist. Zudem gehören ihm die Landkreise, viele Kommunen und die betroffenen Bundesländer an. „Wir haben uns verbündet, um in Berlin Druck zu machen und wir finden Gehör“, sagt Landrat Albers.

Um diesen Druck auf dem Kessel zu halten, ist es der Wunsch von Albers und Ottes, dass möglichst viele Menschen zur Demonstration nach Koblenz am 9. Mai fahren. Der Landrat: „Wir alle müssen erneut ein gemeinsames Zeichen gegen die Hinhaltetaktik der Bahn und ihrer Partner setzen: Diese Region lässt sich nicht kleinkriegen und kämpft immer weiter gegen den Bahnlärm, die Erschütterungen und die daraus resultierenden Folgen!“