Es geht auch um die Wahrung der persön­lichen Distanz

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Flüchtlinge

Arbeitskreis „Flüchtlings­betreuung“ tagte im Kreis­haus / Täglich neue Heraus­forderungen für die Betreuer

Arbeitskreis „Flüchtlingsbetreuung“ tagte im Kreishaus / Täglich neue Herausforderungen für die Betreuer

„Der Arbeitskreis ‚Flüchtlingsbetreuung‘, zu dem die Kreisverwaltung einlädt, dient als wichtige, nicht zu unterschätzende Plattform für einen konstruktiven Meinungs-, Erfahrungs- und Informationsaustausch, wenn es um die Klärung der unterschiedlichsten Anliegen im Rahmen der Betreuung der Flüchtlinge geht“, berichtet Landrat Burkhard Albers. Der Kreis will jene unterstützen, die aktiv als Ehrenamtliche in der Flüchtlingsbetreuung tätig sind und an jedem Tag vor neuen Herausforderungen stehen. Oder aber „immer wieder neue Überraschungen“ erleben, auf die es angemessen zu reagieren gilt, wie es Ulrike Gürlet vom Diakonischen Werk betont, das für den Kreis die Gemeinschaftsunterkunft in Kemel betreut und dort den Einsatz der Ehrenamtlichen koordiniert.

„Wir müssen immer wieder flexibel reagieren, weil die aus Gießen angekündigten Flüchtlinge nicht kommen, dafür aber wiederum andere“, so Gürlet. In einem Fall ging es um einen Flüchtling, der als behindert eingestuft war. Als er in der Unterkunft eintraf, wurde festgestellt, dass er schwerbehindert ist und eine viel aufwendigere Betreuung benötigt. „Wir haben aber eine Lösung gefunden, um diesen Mann unterzubringen“, sagt die Mitarbeiterin des Diakonischen Werkes. Manchmal müsste den Flüchtlingen aber auch verdeutlicht werden, dass sie zwar derzeit in einer ländlich geprägten Region leben, aber dafür „in einer kriegsfreien Zone“. Es sei deshalb wichtig, so der Leiter Migration der Malteser Werke Mainz, Behrouz Asadi, den Flüchtlingen deutsche Werte zu vermitteln, und dass sie nun angstfrei in einem freien Land und einem Rechtsstaat leben können.

Breiten Raum nahm in der Sitzung aber auch die Rolle der Ehrenamtlichen ein und ihr Verhältnis zu den Flüchtlingen. So wiesen Sabina Person vom Caritasverband und Ulrike Gürlet vom Diakonischen Werk noch einmal auf die Grundqualifizierung „Ehrenamtliche Flüchtlingsbegleiter“ hin. 25 Teilnehmer verzeichnete der erste Kurs, der im Juli startete und nun beendet wurde. Ein zweiter läuft derzeit im Idsteiner Land und auch im Rheingau gibt es solche Angebote laut Sabina Person. In den Kursen sprechen „hochkarätige Referenten“ zu den Modulen „Flüchtlinge – Ursachen der Flucht“, „Ehrenamt – Möglichkeiten und Grenzen des Ehrenamtes“, „Sozialrecht“, „Recht – Stationen und Begriffe des Asylrechts“, „Gewalt und Traumata“ und „Wirken in letzter Not“. Die Nachfrage nach den Kursen ist groß, so Sabina Person.

Es gehe jetzt verstärkt darum, den ehrenamtlichen Flüchtlingsberatern ihre Rolle zu verdeutlichen. Jeder erkennt die Wichtigkeit des ehrenamtlichen Einsatzes für die Flüchtlinge an, die Unterstützung in einem für sie unbekannten Land benötigen. „Das steht außer Frage und dieser Einsatz wird auch gewürdigt und verdient unser aller Hochachtung“, so Landrat Albers. Es sei von wesentlicher Bedeutung, den Flüchtlingen persönliche Freiräume zu lassen, ihnen nicht die Eigen- und Selbstständigkeit als ein erwachsener Mensch einzugrenzen. Bei aller Hilfsbereitschaft dürfe kein Helfersyndrom entstehen. Zugleich plädierten verschiedene Anwesende für eine „professionelle Distanz“, die in der Beziehung zwischen Helfer und Flüchtling gewahrt werden müsse. Gerade auch die ehrenamtlichen Helfer sollten selbst Grenzen ziehen, denn letztlich ist das Asylverfahren des jeweiligen Flüchtlings noch nicht abgeschlossen. „Hier geht es auch um die Wahrung der persönlichen Distanz.“

Sabina Person ging zudem auf die Situation im Fachdienst Migration der Kreisverwaltung ein. Sie zollte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern großes Lob, die trotz wirklich schwieriger und komplizierter Rahmenbedingungen, etwa die räumliche Situation, „einen sehr guten Job machen“. Sabina Person: „Das Personal in dem Fachdienst versucht trotz der riesigen Anzahl an Flüchtlingen das Bestmögliche für diese zu leisten, um jedem zu helfen.“ Diese Leistung und den Einsatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wolle sie ausdrücklich hervorheben.