„Es fehlt an Fach­kräften in der Alten­pflege“

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Kleine Darstellung

Dezernentin Monika Merkert gibt symbolischen Start­schuss für das Projekt „aufwärts! in der Altenpflege 2“ / Qualifi­zierung von ange­lernten Beschäftigten

Dezernentin Monika Merkert gibt symbolischen Startschuss für das Projekt „aufwärts! in der Altenpflege 2“ / Qualifizierung von angelernten Beschäftigten

„Der Markt braucht qualifizierte Kräfte wie noch nie zuvor.“ Diese Aussage eines Leiters einer Altenpflegeschule in Wiesbaden – vor einem Jahr getätigt – hat an Aktualität nichts eingebüßt. Der Markt ist jener der Pflegeeinrichtungen und –dienste im Rheingau-Taunus-Kreis wie im Bund. Überall heißt es: „Es fehlt an Fachkräften in der Altenpflege, bei weiter steigenden Zahlen bei den Pflegebedürftigen.“ Dem Mangel soll es nun „an den Kragen gehen“, verspricht Dezernentin Monika Merkert, als sie den offiziellen Startschuss für das Projekt „aufwärts! in der Altenpflege 2“ im Rheingau-Taunus-Kreis gab. Das Projekt wurde vom Caritasverband für die Diözese Limburg und der Caritas Akademie St. Vincenz erarbeitet wurde. Das Hessische Ministerium für Soziales und Integration unterstützt das Projekt, an dem sich zwei weitere Kreise beteiligen, durch Finanzmittel des Europäischen Sozialfonds (ESF).

Der Hessische Pflegemonitor prognostiziert bis zum Jahr 2030 einen sogenannten Ersatz- und Ergänzungsbedarf bei den Fachkräften in der Altenpflege von 10.704 Vollzeitstellen. Herunter gebrochen auf den Kreis fehlen demnach dann 304 Vollzeitstellen. Dieser Bedarf für Fachkräfte in der Alterspflege liegt in den drei am Projekt beteiligten Landkreisen bei einem Durchschnitt von 62,5 Prozent im Verhältnis zu den derzeitigen Pflegefachkräften in ambulanten und stationären Einrichtungen. In der Beschreibung des Projektes heißt es: „Um diesen Bedarf gerecht zu werden, reicht eine Fachkräftequalifizierung nach herkömmlichen Muster allein nicht mehr aus. Der zunehmende Mangel an Fachkräften in der Altenpflege erfordert das Erschließen neuer Zielgruppen, beispielsweise der angelernten Pflegenden, die bereit sind, sich zur Altenpflegerin oder zum Altenpfleger zu qualifizieren.“

Die Projektträger sehen in den Angelernten ein „schlummerndes Potenzial“. Sie hätten aus unterschiedlichen, teilweise persönlichen Gründen eine Qualifizierung bisher abgelehnt. Finanzielle Einschränkungen, sprachliche Barrieren, problematische Lernerfahrungen, mangelndes Selbstvertrauen oder höheres Lebensalter wurden als Gründe laut dem Caritasverband genannt. „Um die Zielgruppe zu gewinnen, braucht es deshalb ein zielgruppenspezifisches Ausbildungsangebot, das die Heterogenität der zu qualifizierenden Personen anerkennt und auf ihre speziellen Voraussetzungen und Bedürfnisse abgestimmt ist“, heißt es in dem Papier des Caritasverbandes.

Ziel des Projektes ist die staatlich anerkannte Qualifizierung von angelernten Beschäftigten. Das geschieht in zwei Projektphasen. In der ersten Phase findet in einem Jahr die Qualifikation zur staatlich anerkannten Altenpflegerin statt. In der zweiten Phase schließt sich in einer auf zwei Jahre verkürzten Altenpflegeausbildung die Qualifikation zur staatlich anerkannten Altenpflegerin an.

Monika Merkert sieht in dem Projekt eine gute Chance: „Im Projekt ‚aufwärts! in der Altenpflege‘ werden seit 2013 angelernte Mitarbeiter in der Altenpflege zu Pflegekräften arbeitsplatznah, im bestehenden Beschäftigungsverhältnis ohne Einkommensverlust qualifiziert.“ Am Ende der dreijährigen Ausbildung steht die staatliche Prüfung nach dem Bundesaltenpflegegesetz. Merkert wies auch darauf hin, dass aktuell 5.260 Altenpflegeschülerinnen und –schüler in Hessen eine Ausbildung absolvieren. Damit sind die Ausbildungszahlen im Bereich Altenpflege erneut gestiegen. „Die Entwicklung spricht für sich“, so die Dezernentin.

Gleichzeitig stiege die Zahl der Pflegebedürftigen. „Wir unterstützen das Projekt und setzen uns gleichzeitig für eine positive Entwicklung der Ausbildungszahlen in den Altenpflegeberufen ein. Im Projekt kommt dem Kreis laut Monika Merkert dabei unter anderem folgende Aufgaben zu: Die Organisation und Durchführung regionaler Informationsveranstaltungen, die Unterstützung der Projektleitung bei der Akquise und Beratung der interessierten Einrichtungen, die Vermittlung zwischen Trägern, Arbeitsagenturen und Projektleitung, die Vermittlung regionaler Räumlichkeiten für Unterrichtszwecke und der Aufbau regionaler Unterstützungssysteme (z. B. Qualifizierung an der Vhs).

Seit 2013 werden vier Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Kreisgebiet in einem ersten Kurs ausgebildet. Die Abschlussprüfung findet im Dezember 2015 statt; es sei damit zu rechnen, dass alle Teilnehmer das Examen bestehen werden. „Wir kommen nicht umhin, neue Lösungen für dieses attraktive Berufsfeld zu finden. Der Altenpflegeberuf ist eine menschennahe Tätigkeit, bei der man in hohem Maße Zufriedenheit erlangt. Sie ist aber zugleich auch körperlich und psychisch überaus anspruchsvoll“, betonte Monika Merkert abschließend.